Winslow, Don
wenn...
Adán Barrera läuft in seinem
Büro auf und ab. Auch er hat den zeitlichen Ablauf im Kopf, Nora muss jeden
Augenblick anrufen. In der Nähe von Pendieton darf sie das natürlich nicht
riskieren, und bevor sie nach San Onofre kommt, gibt es auch nichts zu melden,
aber mittlerweile müsste sie durch sein. Müsste allmählich in San Clemente ankommen ...
Der Posten
fordert sie auf, die Scheibe herunterzulassen.
Ein zweiter Posten geht hinüber auf die Beifahrerseite. Sie senkt auch die
andere Seitenscheibe, dann blickt sie zu dem Posten auf, der neben ihr steht,
mit dem strahlendsten Lächeln, das sie zu bieten hat, und fragt: »Irgendwas
nicht in Ordnung?«
»Haben Sie Ihre Papiere dabei?«
»Sicher.«
Sie kramt in der Handtasche nach dem Führerschein und hält ihn hoch, damit
ihn der Posten prüfen kann. Währenddessen greift der andere Posten in den Wagen
und schiebt den Positionsmelder unter die Kopfstütze des Beifahrersitzes.
Der Mann, der Noras Führerschein prüft, lässt sich reichlich Zeit.
Schließlich sagt er: »Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, Ma'am«, und
winkt sie durch.
Beim ersten
Klingeln greift Keller zum Hörer. »Es hat geklappt.«
Er legt auf und atmet erleichtert durch. Die Technik ist installiert,
mehrere Verkehrshubschrauber und Privatflugzeuge stehen bereit, um ihre Route
zu verfolgen.
Und wenn sie die Chinesen trifft, sind wir mit von der Partie.
Erst in San Clemente greift Nora zum Handy und ruft in Tijuana an. Als sich Fabián meldet, sagt
sie: »Ich bin durch« - weiter nichts.
Jetzt muss sie weiter nordwärts fahren, bis ihr die Chinesen Ort und
Uhrzeit des Treffens durchgeben.
Also macht sie genau das - sie fährt weiter nordwärts.
Als Adán Barrera den Anruf von Raúl bekommt, dass Nora den Kontrollpunkt San Onofre passiert hat, ist er
beruhigt. Er geht hinaus in den Garten und macht einen Spaziergang. Jetzt heißt
es abwarten.
Fabián hat Lastwagen
in Los Angeles bereitgestellt. Die sollen die Waffen zu einem einsamen
Wüstenort bringen, wo sie auf andere Lastwagen umgeladen, zu verschiedenen
Landepisten transportiert und dann nach Kolumbien
geflogen werden sollen.
Es ist alles bereit, aber erst muss Nora die entscheidende Transaktion mit
den Chinesen vornehmen. Und bevor sie das kann, müssen ihr die Chinesen
mitteilen, wann und wo es geschehen soll.
Auch Keller hat seine Leute bereit - ganze Trupps schwerbewaffneter
DEA-Agenten, Bundespolizei und FBI sind in San Pedro stationiert und warten auf
den Einsatzbefehl. Der Hafen von San Pedro erstreckt sich über ein riesiges
Gebiet, die GOSCO-Anlagen sind nicht zu überschauen - ein Lagerhaus neben dem
anderen, und sie brauchen genaue Hinweise, wo der Zugriff stattfinden soll.
Die Schwierigkeit ist nur, dass sie sich vom Hafen fernhalten müssen, bis die
Übergabe beginnt, um dann blitzschnell vor Ort zu sein.
Keller sitzt jetzt im Hubschrauber und studiert das Display mit dem
Straßennetz von Orange County. Das rot blinkende Pünktchen ist Nora. Er liegt
mit sich im Widerstreit. Soll er eine Bodeneinheit auf sie ansetzen oder noch
warten? Er entscheidet sich fürs Warten, als sie den Freeway an der Ausfahrt
zum Highway 405 verlässt und
Richtung San Pedro fährt.
Wie zu erwarten.
Nicht zu erwarten aber war, dass das rote Pünktchen auf dem McArthur
Boulevard in Irvine plötzlich abbiegt und in westlicher Richtung fährt.
»Was zum Teufel soll das?«, ruft er und befiehlt dem Piloten, ihr
nachzufliegen.
»Geht nicht, Einflugschneise«, antwortet der Pilot.
Dann begreift Keller, was sie vorhat.
»Gottverdammich!«
Er schickt Bodeneinheiten zum John Wayne Airport. Aber das Display klärt
ihn darüber auf, dass der Flughafen fünf verschiedene Ausfahrten hat, und er
kann von Glück reden, wenn es seine Leute wenigstens zu einer von diesen
Ausfahrten schaffen.
Sie verlässt den McArthur Boulevard am Flughafen und fährt in die Parkzone
ein.
Kellers Hubschrauber kreist über der 405, nördlich des Flughafens. Ich kann nur hoffen, denkt er, dass sie in die
abhörsichere Zone eingebogen ist, um sich die Adresse in San Pedro durchgeben
zu lassen, und gleich wieder auf die 405 zurückkehrt.
Oder sie besteigt mit ihren Millionen ein Flugzeug. Er starrt auf das
Display, doch der rote Punkt bleibt verschwunden.
»Ich bin da«, spricht Nora in ihr Handy.
Raúl nennt ihr eine
Adresse in Costa Mesa, nur zwei Meilen entfernt. Sie verlässt den Parkplatz, fährt aber nicht
zurück
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