Winslow, Don
genau diese Ausrüstung
hat der Kongress bewilligt, um den Mexikanern bei ihrem Kampf gegen den
Drogenhandel zu helfen, und gegenwärtig wird sie diskret an die mexikanische
Armee übergeben - zum Einsatz in Chiapas und Guerrero.
Und nun ertappen wir die mexikanischen Drogenbarone beim Waffenhandel mit
den kommunistischen Guerillas in Kolumbien? Wenn das den Tatsachen entspricht,
haben wir die Mexikaner fest auf unserer Seite.
Keller spielt seinen letzten Trumpf aus. »Sie wollen also tatenlos
zusehen, wie sich die FARC mit Waffen eindeckt? Ganz zu schweigen vom
wachsenden Einfluss der Chinesen in Panama?«
»Nein«, sagt Hobbs leise. »Sie tun das.«
»Verdammt noch mal, John«, sagt Keller. »Wenn das so läuft, wie Sie
wollen, hat die CIA nichts davon. Dann gibt es keine Infos. Ohne Infos keine
Zugriffe, ohne Zugriffe kein Erfolg.«
»Nennen Sie mir die Quelle, Arthur.«
Keller starrt ihn an und schweigt.
»Dann beschaffen Sie mir die Waffen«, sagt Hobbs.
Das kann ich nicht, denkt Keller. Erst muss mir Nora verraten, wo sie
sind.
Mexiko
Auf Rancho las Bardas findet
ebenfalls eine Besprechung statt. Zwischen Adán, Raúl, Fabián. Und Nora.
Adán hat auf ihrer
Teilnahme bestanden. Denn ohne sie wäre dieser Deal nicht zustande gekommen. Raúl passt das gar
nicht.
»Seit wann ziehen wir unsere Frauen ins Geschäft rein?«, fragt er Fabián. »Die sollen
lieber im Schlafzimmer bleiben, wo sie hingehören. Die sollen die Beine breit
machen und nicht das Maul aufreißen.«
Fabián lacht. Er würde la Güera nur zu gern vernaschen - die schärfste Blondine, die ihm je in die Quere
kam. Was findest du an diesem Langweiler?, denkt er. Komm zu mir, ich mach dich
platt, du geiles Teil.
Nora sieht ihm an, was er denkt. Versuch's nur, Arschloch. Adán grillt dich auf
kleiner Flamme. Und ich bringe die Marshmallows.
Die Chinesen wollen Bargeld bei Lieferung und akzeptieren keine andere
Zahlung, keine Überweisungen, keine Geldwäsche über Tarnfirmen. Der Transfer
darf nicht die geringsten Spuren hinterlassen, und das geht nur bei
persönlicher Übergabe.
Sie verlangen, dass Nora das Geld überbringt.
Wenn Adán Barrera seine hochgeschätzte Mätresse schickt, ist das eine gute
Sicherheitsgarantie.
»Auf keinen Fall«, sagen Adán und Raúl einstimmig, wenn auch aus unterschiedlichen
Gründen.
»Sprich du zuerst«, sagt sie zu Raúl.
»Ihr habt euch nicht gerade versteckt«, sagt Raúl. »Die DEA hat mehr Fotos
von dir als von mir. In deinem hübschen Köpfchen steckt zu viel Wissen - und
ein Motiv, es rauszurücken, wenn sie dich verhaften.«
»Weshalb sollen sie mich verhaften?«, fragt Nora. »Weil ich mit deinem
Bruder schlafe?« Sie wendet sich an Adán. »Jetzt deine Gründe.«
»Zu gefährlich«, sagt er. »Wenn es schiefgeht, landest du lebenslänglich
hinter Gittern.«
»Dann sorgen wir dafür, dass nichts schiefgeht«, erwidert sie und stellt
die Sache aus ihrer Sicht dar.
Ich fahre ständig über die Grenze, ich bin Amerikanerin, habe eine Adresse
in San Diego. Ich bin blond und attraktiv, ich flirte mich durch jede
Kontrolle. Und vor allem: Die Chinesen wollen mich.
»Warum?«, fragt Raúl plötzlich. »Warum willst du das Risiko eingehen?«
»Weil«, erwidert sie lächelnd, »ihr mich dafür reich machen werdet.«
Ihre Antwort bleibt unkommentiert im Raum stehen.
Bis Adán endlich sagt: »Ich brauche den besten Autozerleger. Ein Maximum an
Sicherheit auf beiden Seiten der Grenze. Fabián, du suchst unsere besten Leute in Kalifornien für
die Übergabe aus und wirst die Sache begleiten. Wenn ihr was passiert, mache
ich euch beide verantwortlich.«
Er springt auf und geht hinaus.
Nora bleibt lächelnd sitzen.
Raúl folgt Adán hinaus in den
Garten.
»Wie stellst du dir das vor?«, fragt er ihn. »Was hält sie davon ab, uns
aufs Kreuz zu legen? Mit dem Geld zu verschwinden, und fertig? Sie ist eine Hure, verdammt noch mal!«
Adán dreht sich
ruckartig um und packt ihn beim Hemd. »Du bist mein Bruder, und das bleibst du
auch. Aber wenn du das noch einmal sagst, spalten wir das Geschäft auf und
gehen getrennte Wege. Und jetzt mach deine Arbeit.«
Während Nora in der Warteschlange am Grenzübergang San Ysidro steht, sitzt
der beste Autozerleger Mexikos im zehnten Stock eines Wohnhauses und schaut auf
den Kontrollpunkt hinab. Er ist ein bisschen nervös, weil er für seine Arbeit
garantieren muss - wenn der Transport beim Grenzübertritt hochgeht, schießt ihm Raúl
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