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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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anschickt zu
explodieren, taucht Bobby mit einer Tüte auf und lässt sie vor Callans Füßen
stehen.
    »Toller Film, was?«, sagt er und ist so schnell weg, wie er gekommen ist.
    Callan streift mit dem
Fußknöchel über die Tüte und stößt gegen Metall.
    Dann gehen sie in die Herrentoilette und gucken in die Tüte rein.
    Eine alte 25er und eine mindestens
ebenso alte 38er Polizeipistole.
    »Was soll das?«, fragt O-Bop. »Warum keine Vorderlader?«
    »Wer bettelt, darf nicht wählerisch sein.«
    Callan fühlt sich
wesentlich besser mit ein bisschen Hardware im Gürtel. Schon lustig, wie
schnell dir was fehlt, wenn da nichts im Gürtel steckt, denkt er. Dir wird ganz
leicht, als könntest du jeden Moment abheben. Das Metall hält dich am Boden.
    Kurz vor Schluss verlassen sie das Kino und machen sich auf den Weg zum
Lagerhaus. Mit aller Vorsicht.
    Eine Krakauer rettet ihnen das Leben.
     
    Die halbe Nacht schon sitzt Tim Healey hier oben, um auf die beiden zu
warten, und er schiebt einen solchen Knast, dass er Jimmy Boylan losschickt,
eine Krakauer holen.
    »Was willst du dazu?«, fragt Boylan.
    »Sauerkraut, scharfen Senf, das übliche«, sagt Tim.
    Also holt ihm Boylan die Wurst, und Tim schlingt sie runter, als hätte er
den Krieg in einem japanischen Lager verbracht. In seinen Eingeweiden
verwandelt sich diese harte Wurst auf wundersame Weise in Gas, und das gerade
in dem Moment, als Callan und O-Bop die Treppe raufkommen. Sie stehen auf der anderen Seite der
geschlossenen Stahltür, als Healy einen fahren lässt.
    Und erstarren zu Salzsäulen.
    »Meine Fresse!«, hören sie Boylan sagen. »Gab es Verletzte?«
    Callan und O-Bop wechseln einen Blick. »Hat uns Bobby
verpfiffen?«, flüstert O-Bop. Callan zuckt die Schultern.
    »Ich mach mal die Tür auf, damit ich Luft kriege«, sagt Boylan. »Also
wirklich, Tim.«
    »Sorry.«
    Boylan macht die Tür auf und sieht die Jungs. »Scheiße!«, schreit er, während
er die Pistole hebt, aber Callan hört nur den Widerhall der Schüsse im Treppenhaus,
die er und O-Bop auf ihn abgegeben haben.
    Tim Healey rutscht die Alufolie vom Schoß, als er vom Klappstuhl
aufsteht, um seine Kanone zu holen. Aber als er Jimmy Boylan rückwärts stolpern
sieht und Teile von ihm aus seinem Rücken rausfliegen, verliert er die Nerven.
Er lässt seine 45er fallen und hebt
die Hände.
    »Leg ihn um!«, brüllt O-Bop.
    »Nein, nein, nein, nein!«, schreit Healey.
    Sie kennen Fat Tim Healey, seit sie denken können. Er hat ihnen immer
Quarters für ihre Comics geschenkt. Einmal beim Hockeyspielen auf der Straße
hat Callan Tim Healeys rechten Scheinwerfer mit einem Backswing erwischt. Healey kam
aus dem Liffey, lachte darüber und sagte nur: »Schon gut. Wenn ihr für die
Rangers spielt, besorgt ihr mir Tickets, okay?« Mehr hat er nicht gesagt.
    Jetzt verhindert Callan, dass O-Bop ihn umlegt.
    »Schnapp dir seine Kanone!«, schreit er ihm zu.
    Er muss schreien, weil ihm die Ohren klingeln. Seine Stimme klingt, als
käme sie aus einem Tunnel, und sein Kopf tut tierisch weh.
    Healey hat Senf am Kinn.
    Irgendwas sagt er von »zu alt für diese Scheiße«. Als gäbe es das richtige
Alter für diese Scheiße, denkt Callan. Sie schnappen sich Healeys 45er und Boylans Flinte und hauen ab.
    Im Laufschritt.
     
    Big Matty rastet aus, als er das von Eddie the Butcher hört.
    Erst recht, als er hört, dass die zwei, die das gemacht haben, praktisch
noch in die Windeln scheißen. Hat denn diese junge Generation überhaupt keinen
Respekt mehr vor der Autorität? Wohin soll das führen? Was ihn außerdem nervt,
sind die vielen Leute, die ihn anflehen, in diesem Falle Gnade vor Recht
ergehen zu lassen.
    »Strafe muss sein«, erklärt ihnen Big Matt, aber es regt ihn maßlos auf,
wenn sie seine Entscheidung in Frage stellen.
    »Klar«, sagen sie. »Man könnte ihnen die Beine oder Handgelenke brechen,
sie aus Hell's Kitchen verbannen. Aber Exitus? Das haben sie nicht verdient.«
    Widerspruch ist Big Matt nicht gewohnt. So was mag er nicht. Und noch
weniger gefällt ihm, dass der Buschfunk nicht mehr zu funktionieren scheint.
Eigentlich hätten die beiden Hosenscheißer schon Stunden später erledigt sein
müssen, aber jetzt sind sie seit Tagen abgetaucht und zwar, was ihn besonders
empört, hier im Viertel. Trotzdem weiß angeblich keiner, wo sie stecken.
    Selbst die nicht, die es wissen müssten.
    Er ringt sich sogar dazu durch, das Strafmaß zu revidieren. Beschließt,
dass es vielleicht das Richtige

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