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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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genau wie du.« Kurz dachte Wolodja darüber nach, ob er ihm noch mehr erzählen sollte. »Ich war in Spanien.« Das war kein Geheimnis.
    »Wo ihr auch nicht mehr Erfolg hattet als wir hier in Deutschland.«
    »Aber es ist noch nicht vorbei.«
    »Ich möchte dich etwas fragen«, sagte Werner und lehnte sich an die Hauswand. »Wenn du überzeugt wärst, dass der Bolschewismus etwas Böses ist, würdest du dann gegen die Sowjetunion arbeiten?«
    Beinahe hätte Wolodja instinktiv geantwortet: Natürlich nicht! Doch bevor ihm die Worte über die Lippen kamen, erkannte er, wie taktlos diese Bemerkung gewesen wäre, denn es war genau das, was Werner tat: Er verriet sein Heimatland für ein höheres Ziel. Deshalb antwortete Wolodja: »Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass es dir schwerfällt, gegen Deutschland zu arbeiten, auch wenn du die Nazis hasst.«
    »Da hast du recht.« Werner seufzte. »Und was passiert, wenn es zum Krieg kommt? Werde ich euch dann helfen, unsere Soldaten zu töten und unsere Städte zu bombardieren?«
    Wolodja musterte Werner besorgt. Wurde er schwach? »Das ist die einzige Möglichkeit, die Nazis zu besiegen«, sagte er. »Und das weißt du.«
    »Ja. Ich habe meine Entscheidung schon vor langer Zeit getroffen. Und die Nazis haben nichts getan, was meine Meinung geändert hätte. Aber es fällt mir trotzdem schwer.«
    »Das kann ich verstehen«, entgegnete Wolodja mitfühlend.
    »Du hast mich um Vorschläge gebeten, wer sonst noch als Spion für euch infrage käme«, wechselte Werner das Thema.
    Wolodja nickte. »Ja. Ich denke da an Leute wie Willi Frunze. Erinnerst du dich an ihn? Er war der klügste Junge auf unserer Schule. Ein engagierter Sozialist. Er hat damals diese Wahlkampfveranstaltung geleitet, die von den Braunhemden gesprengt wurde.«
    Werner schüttelte den Kopf. »Der ist nach England gegangen.«
    Wolodja war enttäuscht. »Warum denn?«
    »Er ist ein brillanter Physiker. Er führt sein Studium jetzt in London weiter.«
    »Scheiße.«
    »Aber mir ist jemand anders eingefallen.«
    »Und wer?«
    »Hast du Heinrich von Kessel mal kennengelernt?«
    »Ich glaube nicht. War der auch ein Mitschüler von uns?«
    »Nein, er hat eine katholische Schule besucht. Damals wollte er ohnehin nichts von unserer politischen Einstellung wissen. Sein Vater war ein hohes Tier in der Zentrumspartei …«
    »Die Hitler 1933 mit an die Macht gebracht hat.«
    »Richtig. Heinrich hat damals für seinen Vater gearbeitet. Der alte Herr ist jetzt der NSDAP beigetreten, aber der Sohn hat Schuldgefühle.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von meiner Schwester Frieda. Heinrich hat es ihr erzählt, als er mal betrunken war. Frieda ist jetzt siebzehn. Ich glaube, Heinrich hat sich in sie verliebt.«
    Das hörte sich vielversprechend an. Wolodja schöpfte neue Hoffnung. »Ist er Kommunist?«
    »Nein.«
    »Wieso glaubst du dann, dass er für uns arbeiten würde?«
    »Ich habe ihn ganz offen danach gefragt, ob er bereit wäre, gegen die Nazis zu kämpfen, indem er für die Sowjetunion spioniert. Er hat Ja gesagt.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Er ist bei der Wehrmacht, hat aber eine schwache Lunge. Deshalb haben sie ihn zum Schreibtischhengst gemacht, was wiederum Glück für uns ist, denn er arbeitet im Wehrmachtsbeschaffungsamt.«
    Wolodja war beeindruckt. Ein solcher Mann wusste genau, wie viele Lastwagen, Panzer und Maschinengewehre die Wehrmachtpro Monat akquirierte und wohin sie gebracht wurden. Erregung erfasste ihn. »Wann kann ich ihn treffen?«
    »Sofort. Ich habe im Adlon ein Treffen mit ihm arrangiert.«
    Wolodja verzog das Gesicht. Das Adlon war Berlins exklusivstes Hotel an der Prachtstraße Unter den Linden. Da dieser Boulevard zum Regierungs- und Botschaftsviertel gehörte, belagerten ständig Journalisten die Bar des Adlon. Wolodja hätte sich das Hotel mit Sicherheit nicht als Treffpunkt ausgesucht; aber er durfte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. »Also gut«, sagte er. »Aber ich will nicht dabei gesehen werden, wie ich im Adlon mit einem von euch rede. Ich komme dir nach und schaue mir den Mann kurz an. Dann folge ich ihm und spreche ihn bei der ersten Gelegenheit an.«
    »In Ordnung. Ich fahre dich hin. Mein Wagen steht um die Ecke.«
    Als sie durch die Gasse gingen, nannte Werner Wolodja die Büro- und Privatadresse Heinrichs sowie die dazugehörigen Telefonnummern. Wolodja merkte sie sich.
    »So, da wären wir«, sagte Werner schließlich. »Steig ein.«
    Der Wagen war

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