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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Stückchen, wobei er darauf achtete, dass der Hund es sah. Schließlich stand er auf und stellte den Hund neben seinen Fuß. Rusty starrte mit wachsamem Blick auf Charlies Faust. »Geh bei Fuß!«, sagte Charlie und machte ein paar Schritte.
    Der Hund folgte ihm.
    »Guter Junge!« Charlie gab Rusty das Stückchen Hundekuchen.
    »Das ist ja fabelhaft!«, rief Daisy.
    »Nach einer Weile brauchst du keinen Hundekuchen mehr, dann tut er es für ein Tätscheln, und irgendwann macht er es ganz von selbst.«
    »Charlie, du bist ein Genie!«
    Charlie wirkte erfreut. Er hatte hübsche braune Augen, genau wie der Hund, stellte Daisy fest. »Jetzt versuch du es«, forderte er Daisy auf.
    Sie machte nach, was Charlie getan hatte, mit dem gleichen Ergebnis.
    »Siehst du?«, sagte Charlie. »So schwer ist das nicht.«
    Daisy lachte entzückt. »Wir sollten ein Geschäft aufmachen«, sagte sie. »Farquharson und Peshkov, Hundeabrichter.«
    »Nette Idee«, sagte Charlie und schien es ernst zu meinen.
    Das läuft ja wunderbar!, dachte Daisy.
    Sie ging an den Tisch und schenkte zwei Gläser Limonade ein.
    Charlie stellte sich neben sie. »Normalerweise bin ich ein bisschen schüchtern gegenüber Mädchen.«
    Was du nicht sagst, dachte Daisy, hielt den Mund aber geschlossen.
    »Aber mit dir kann man sich nett unterhalten«, fuhr Charlie fort.
    Als sie ihm das Glas Limonade reichte, unterlief ihr ein Missgeschick, und sie verschüttete das Getränk auf seinen Anzug. »O Gott, wie ungeschickt!«, rief sie.
    »Ist nicht schlimm«, sagte Charlie, obwohl die Limonade seinen Leinenblazer und die weiße Baumwollhose tränkte. Er zückte ein Taschentuch und rieb damit über den Stoff.
    »Lass mich das machen«, sagte Daisy und nahm ihm das Tuch aus der großen Hand.
    Sie trat ganz nahe an ihn heran und tupfte sein Revers ab. Errührte sich nicht, und sie wusste, dass er ihr Parfüm von Jean Naté riechen konnte – Lavendel und Moschus. Liebkosend fuhr sie mit dem Taschentuch über sein Jackett, obwohl dort gar keine Limonade hingespritzt war. »Fast fertig«, sagte sie in einem Tonfall, als bedaure sie, schon wieder aufhören zu müssen.
    Dann sank sie auf ein Knie und tupfte mit schmetterlingshafter Leichtigkeit die feuchten Flecken auf seiner Hose ab. Als sie ihm über den Oberschenkel strich, setzte sie einen Ausdruck bezaubernder Unschuld auf und blickte zu ihm hoch. Charlie starrte sie an und atmete heftig durch den offenen Mund, ganz in ihrem Bann.

    Ungeduldig inspizierte Woody Dewar die Jacht Sprinter und überzeugte sich, dass die Jungen alles tipptopp hinterlassen hatten. Sie war eine achtundvierzig Fuß lange Rennketsch, lang und schlank wie ein Messer. Dave Rouzrokh hatte sie den Shipmates geliehen, einem Club, dem Woody angehörte. Der Club nahm die Söhne arbeitsloser Buffaloer mit hinaus auf den Eriesee und brachte ihnen die Grundlagen des Segelns bei. Woody freute sich, dass die Jungen die Festmacher bereitgelegt und die Fender angebracht hatten. Die Segel waren eingeholt, die Fallen aufgeschossen und alle anderen Taue säuberlich aufgerollt.
    Woodys Bruder Chuck, mit vierzehn ein Jahr jünger, war bereits auf dem Kai und unterhielt sich mit zwei farbigen Jungen. Chuck hatte eine angenehme Art, die es ihm ermöglichte, mit jedem zu plaudern. Woody, der wie ihr Vater in die Politik wollte, beneidete seinen Bruder um dessen natürlichen Charme.
    Die drei Jungen auf dem Kai trugen nur kurze Hosen und Sandalen und wirkten wie ein Sinnbild jugendlicher Kraft und Lebendigkeit. Woody hätte sie gern fotografiert, hatte aber seine Kamera nicht dabei. Er war begeisterter Fotograf und hatte sich zu Hause eine Dunkelkammer eingerichtet, in der er seine Aufnahmen selbst entwickelte und abzog.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie die Sprinter so zurückließen, wie sie sie am Morgen vorgefunden hatten, sprang Woody auf den Kai. Ein Dutzend Jungen, sonnengebräunt undwindzerzaust, verließen gemeinsam die Bootswerft. Von der Anstrengung schmerzten ihnen angenehm die Glieder, und lachend ließen sie die Patzer und Pannen des Tages noch einmal Revue passieren.
    Auf dem Wasser verschwand die Kluft zwischen den zwei reichen Brüdern und der Meute armer Jungen, doch auf dem Parkplatz des Buffalo Yacht Clubs kam sie wieder zum Vorschein. Nebeneinander standen dort zwei Fahrzeuge. Senator Dewars Chrysler Airflow mit einem uniformierten Chauffeur hinter dem Lenkrad wartete auf Woody und Chuck. Für die anderen gab es einen

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