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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hob ihr Gesicht, und ihre Schönheit raubte ihm den Atem. Er neigte den Kopf, küsste sie sanft auf den Mund. Sie schloss nicht die Augen, Lloyd ebenso wenig. Er fühlte sich unglaublich erregt, während seine Lippen über ihre strichen. Als sie leicht den Mund öffnete, berührte er ihre geteilten Lippen mit der Zungenspitze. Im nächsten Moment spürte er, wie ihre Zunge antwortete. Sie schaute ihn noch immer an. Lloyd war im Paradies und wollte für alle Ewigkeit in dieser Umarmung bleiben. Sie drückte sich an ihn. Er hatte eine Erektion, und es wäre ihm peinlich gewesen, wenn Daisy sie gespürt hätte, deshalb wich er zurück – doch sie drängte nach, und als er ihr in die Augen schaute, begriff er, dass sie spüren wollte, wie sein Glied sich gegen ihren weichen Leib presste. Dieser Gedanke heizte ihn unerträglich auf.Ihm war, als müsse er ejakulieren. Wünschte sie sich das sogar von ihm?
    Dann hörte er, wie die Tür des Daimlers sich öffnete, und Jimmy Murray redete mit unnatürlicher Lautstärke, als wollte er sie warnen. Lloyd löste die Arme von Daisy.
    »Hm«, murmelte sie überrascht, »das nenne ich ein unerwartetes Vergnügen.«
    »Mehr als nur ein Vergnügen«, gab Lloyd rau zurück.
    Sie alle gingen zur Tür von Mrs. Peshkovs Haus, einem großen Gebäude mit einer Treppe, die zu einer überdachten Terrasse führte. Lloyd fragte sich, ob das Vordach womöglich Deckung für einen weiteren Kuss bieten würde, doch als sie die Treppe hinaufstiegen, öffnete ein Mann in Abendkleidung die Tür; vermutlich war es der Butler, mit dem Lloyd telefoniert hatte. Er war heilfroh, den Anruf getätigt zu haben.
    Die beiden Mädchen sagten züchtig Gute Nacht, ohne den leisesten Hinweis zu liefern, dass sie erst vor Sekunden in leidenschaftlichen Umarmungen gelegen hatten. Dann schloss sich die Tür hinter ihnen, und Lloyd und Jimmy waren allein.
    Sie stiegen die Treppe hinunter.
    »Ich gehe von hier aus zu Fuß«, sagte Jimmy. »Soll ich dem Chauffeur sagen, er soll Sie zurück ins Eastend fahren? Es sind sicher drei, vier Meilen bis zu Ihnen nach Haus. Boy wird es egal sein. Wahrscheinlich schläft er bis zur Frühstückszeit.«
    »Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Murray, danke. Aber ob Sie’s glauben oder nicht, mir ist nach einem Spaziergang. Ich muss über vieles nachdenken.«
    »Wie Sie möchten. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.« Mit langsam abschwellender Erektion, den Kopf voller Gedanken, wandte Lloyd sich nach Osten und machte sich auf den langen Marsch nach Hause.

    Mitte August ging die Londoner Saison zu Ende, und Boy Fitzherbert hatte Daisy Peshkov noch immer keinen Heiratsantrag gemacht.
    Daisy war verletzt und verwirrt. Jeder wusste, dass sie zusammen gingen. Fast jeden Tag sahen sie einander. Earl Fitzherbert redete mit Daisy wie mit einer Tochter, und sogar die misstrauische Fürstin Bea hatte sich für sie erwärmt. Boy küsste sie bei jeder Gelegenheit, aber er hatte noch kein Wort darüber gesagt, wie es weitergehen sollte.
    Die lange Aufeinanderfolge üppiger Mittagessen und Diners, glänzender Partys und Bälle, traditioneller Sportereignisse und Champagnerpicknicks, die die Londoner Saison ausmachten, endete abrupt. Viele von Daisys neuen Freunden verließen von einem Tag zum anderen die Stadt. Die meisten zogen sich auf Landsitze zurück, wo sie ihre Zeit mit der Fuchsjagd, der Pirsch auf Hirsche und dem Schießen von Vögeln verbrachten.
    Daisy und Olga blieben zu Eva Rothmanns Hochzeit. Im Gegensatz zu Boy konnte Jimmy Murray es kaum erwarten, die Frau zu heiraten, die er liebte. Die Zeremonie fand in der Gemeindekirche seiner Eltern in Chelsea statt.
    Daisy fand, dass sie mit Eva großartige Arbeit geleistet hatte. Sie hatte der Freundin beigebracht, Garderobe auszusuchen, die ihr stand – elegante Schnitte ohne Rüschen in kräftigen Farben, die ihrem dunklen Haar und den braunen Augen schmeichelten. Je selbstsicherer Eva wurde, desto besser hatte sie gelernt, ihre naturgegebene Herzenswärme und ihre rasche Auffassungsgabe einzusetzen, um Männer wie Frauen für sich einzunehmen. Und Jimmy hatte sich in sie verliebt. Er war kein Filmstar, aber er war groß und auf raue Art attraktiv. Er kam aus einer Soldatenfamilie mit bescheidenem Vermögen, sodass Eva zwar nicht in Reichtum, aber doch behaglich leben konnte.
    Die Briten waren genauso vorurteilsbeladen wie jedes andere Volk, und anfangs waren General Murray und seine Frau keineswegs begeistert gewesen, dass ihr Sohn eine

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