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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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würde er sich aufraffen und das Bett frisch beziehen.
    „Sie aufgespürt?“, wiederholte er neugierig.
    „Ja“, seufzte Meg. „Ich glaube, diesen Teil der Geschichte habe ich dir noch nicht erzählt.“
    „Das glaube ich auch.“ Travis wusste von der Entführung, davon, dass Sierras Vater mit ihr am Tag der Scheidung nach Mexiko verschwunden war. „Eve wusste Bescheid und hat keinen Finger gerührt, um ihre eigene Tochter zurückzuholen?“
    „Mom hatte ihre Gründe.“ Plötzlich klang Meg ein wenig abweisend.
    „Oh, gut, na dann“, bemerkte Travis, „dann ist ja alles klar. Und was für Gründe sollen das gewesen sein?“
    „Es ist nicht an mir, dir das zu sagen, Trav. Mom und Sierra müssen das zuerst miteinander klären, und es könnte eine Weile dauern, bevor Sierra bereit ist, überhaupt zuzuhören.“ Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. „Da hast du wohl recht“, räumte er ein.
    Meg klang wieder fröhlicher. Trotzdem spürte er eine Verletzlichkeit, die mehr über sie verriet, als sie vermutlich wollte, egal, wie gut sie befreundet waren. „Und? Wie, glaubst du, stehen Mutters Chancen? Sich mit Sierra zu versöhnen, meine ich“, erkundigte sie sich.
    „Die Wahrheit?“
    „Die Wahrheit“, forderte Meg.
    „Gleich Null. Sierra ist höflich zu mir, keine Frage. Aber sie ist so eigensinnig, wie eine McKettrick nur sein kann, und das will was heißen.“
    „Na, besten Dank.“
    „Du wolltest die Wahrheit hören.“
    „Trotzdem, wie kannst du dir so sicher sein, dass Mom es nicht schafft?“
    „Ist so eine Ahnung“, erwiderte Travis.
    Travis war berühmt für seine Ahnungen. Zu dumm nur, dass er die eine, die ihm sagte, dass sein kleiner Bruder in großen Schwierigkeiten steckte, ignoriert hatte. Dabei hätte er alles stehen und liegen lassen und nach seinem Bruder suchen müssen, bis er ihn gefunden hätte.
    „Vielleicht irre ich mich ja auch“, fügte er hinzu.
    „Und was denkst du wirklich über Sierra, Travis?“
    Mit der Antwort ließ er sich Zeit. „Sie ist geradezu übermäßig eigenständig. Vor allem aber hat sie eine Mauer um sich und das Kind aufgebaut, und sie macht nicht den Eindruck, als würde sie irgendjemanden an sich ranlassen. Außerdem wirkt sie ziemlich nervös. Wenn es nicht um Liam ginge und sie nicht pleite wäre, wie ich vermute, wäre sie auf keinen Fall nach Triple M gekommen.“
    „Verdammt“, rief Meg. „Wir'sind davon ausgegangen, dass sie nicht viel Geld besitzt, aber ..."
    „Ihr Auto hat in der Auffahrt den Geist aufgegeben, gleich, nachdem sie geparkt hatte. Ich hab mal einen Blick unter die Haube riskiert, und glaub mir, der Mechaniker, der diese Schrottkarre reparieren kann, ist noch nicht geboren.“
    „Sie kann meinen Blazer fahren.“
    „Das wird dich einiges an Überzeugungsarbeit kosten. Sie ist keine Frau, die man zu etwas zwingen kann. Vermutlich würde sie am liebsten ihr Kind schnappen und mit dem nächsten Bus irgendwohin abhauen.“
    „Wie deprimierend“, seufzte Meg.
    „Hey“, tröstete er sie. „Betrachte es doch mal von der positiven Seite. Sie ist hier, sie ist auf Triple M. Das ist ein Anfang.“
    „Pass auf sie auf, Travis.“
    „Als ob sie das zulassen würde.“
    „Tu es für mich.“
    „Oh bitte, Meg“, brummte er.
    Nach einer kurzen Pause zielte Meg - und traf mitten ins Schwarze. „Dann tu es für Liam.“

4 KAPITEL

1919
     
    D oss verließ das Haus nach dem Abendessen, angeblich , um ein letztes Mal nac h dem Vieh zu sehen, be vor er nach oben ins Bett ging. Den Abwasch überließ er Tobias und Hannah. Vor der Tür stellte er den Kragen auf, um sich gegen die klirrende Kälte zu schützen. Sterne sprenkelten den schwarzen Winterhimmel.
    In solchen Momenten vermisste er Gabe mit so berennen- der Intensität, dass er fast in Tränen ausgebrochen wäre. Doch er war ein McKettrick. Die Eigenschaft, die die McKettricks auszeichnete, nannte seine Mutter Willensstärke, Doss sprach im Stillen eher von Dickköpfigkeit.
    Wenn er an seine Mutter dachte, musste er auch an seinen Vater denken. Seine Eltern vermisste er fast so schmerzlich wie Gabe. Seine Onkel Rafe, Kade und Jeb hatten sich zusammen mit ihren Frauen im Süden rund um Phönix niedergelassen, wo das Klima für ihre alten Knochen viel angenehmer war. Ihre Söhne dienten alle noch immer in der Army, obwohl der Krieg vorbei war. Sie warteten auf ihre Ausmusterung. Die Töchter hatten alle geheiratet und ihren Familiennamen McKettrick behalten.

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