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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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an der Hintertür klopfte, spähte Sierra durchs Fenster und sah Travis auf der Veranda stehen.
    „Kommen Sie rein“, rief sie und ging zur Spüle, um sich die Hände zu waschen.
    Als Travis eintrat, hielt er eine verführerisch duftende Tüte mit Essen vom Lieferservice in einer Hand. Der Kragen seiner Jacke war gegen die Kälte aufgestellt, den Hut hatte er bis zu den Augenbrauen gezogen.
    „Brathähnchen“, sagte er und hob wie als Beweis die Tüte.
    Die Zeitschaltuhr der Mikrowelle klingelte. „Ich war gerade dabei zu kochen“, erwiderte Sierra.
    Travis grinste. „Dann komme ich ja gerade noch rechtzeitig“, antwortete er. „Wenn Sie Ihrer Schwester auch nur ein bisschen ähnlich sind, sollte man Sie nicht in die Nähe eines Herds lassen.“
    Wenn Sie Ihrer Schwester auch nur ein bisschen ähnlich sind.
    Bei diesen Worten wurde Sierra das Herz schwer. Sie wusste nicht, ob sie ihrer Schwester ähnelte oder nicht. Wenn Meg ihr nicht vor ein paar Wochen ein Foto gemailt hätte, hätte sie sie auf der Straße nicht einmal erkannt.
    „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte Travis.
    „Nein“, entgegnete Sierra schnell. „Es ist sehr aufmerksam von Ihnen, ein Hähnchen vorbeizubringen.“
    Offenbar hatte Liam Travis’ Stimme gehört, denn er flitzte mit einem breiten Lächeln im Gesicht in die Küche.
    „Hey, Travis“, rief er.
    „Hey, Cowboy“, erwiderte Travis.
    „Der Computer macht ein komisches klingelndes Geräusch“, berichtete Liam.
    „Meg hat das so eingestellt, damit sie nicht vergisst, ihre Mails abzurufen, wenn sie hier ist“, erklärte Travis. Er stellte die Tüte auf den Tresen, machte aber keine Anstalten, Hut und Mantel abzulegen.
    „Mom lässt mich nicht ran“, beschwerte Liam sich.
    Travis blickte kurz zu Sierra, bevor er wieder Liam ansah. „Regeln sind Regeln, Cowboy“, sagte er.
    „Regeln sind doof“, entgegnete Liam prompt.
    „Fünfundneunzig Prozent davon mindestens“, stimmte Travis ihm zu.
    Liams Laune besserte sich schlagartig. „Bleibst du zum Essen hier?“
    „Das würde ich wirklich gern, aber ich werde woanders zum Essen erwartet“, antwortete er.
    Damit erlosch Liams Strahlen umgehend wieder.
    Sierra fragte sich, wo und mit wem Travis zu Abend essen würde - was sie sofort ärgerte. Das ging sie überhaupt nichts an, und ganz nebenbei war ihr auch egal, was er machte oder mit wem er was machte. Völlig egal.
    „Vielleicht ein andermal“, sagte Travis.
    Mit einem tiefen Seufzer zog Liam sich wieder ins Arbeitszimmer zu seiner einstündigen Fernsehzeit zurück.
    „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“ Sierra deutete auf die Tüte.
    „Es ist doch Ihr erster Abend hier.“ Travis öffnete die Tür. „Das gehört sich so für Nachbarn.“
    „Vielen Dank“, erwiderte Sierra, aber da hatte er die Türe schon geschlossen.
    Travis startete den Truck. Nur für den Fall, dass Sierra auf Motorengeräusche achtete, fuhr er hinter den Stall und parkte. Nachdem er noch kurz nach Baldy und den anderen drei Pferden gesehen hatte, zog er den Kopf ein und ging zu seinem Wohnwagen.
    Die Unterkunft war eng, kleiner als der Kleiderschrank in seinem Schlafzimmer zu Hause in Flagstaff. Aber er brauchte nicht viel Platz. Er hatte ein Bett, eine kleine Küche, ein Badezimmer und Platz für seinen Laptop. Das reichte.
    Mehr, als Brody jemals haben würde.
    Er schleuderte Hut und Jacke auf die eingebaute Bank, die man auch als Sofa benutzen konnte. Ständig bemühte er sich, nicht an Brody zu denken, was ihm tagsüber, wenn er beschäftigt war, auch gut gelang. Abends und nachts jedoch sah die Sache ganz anders aus. Nach Einbruch der Dunkelheit gab es nicht viel mehr zu tun, als eine Tiefkühlmahlzeit zu verschlingen und Nachrichten zu sehen.
    In Gedanken wanderte er zu Sierra und dem Jungen drüben in dem großen Haus, die bestimmt gerade das Hähnchen und die Beilagen verspeisten, die er in der Feinkostabteilung des einzigen Supermarkts in Indian Rock gekauft hatte. Er hatte nie vorgehabt, mit ihnen zusammen zu essen. Schließlich waren sie gerade erst angekommen und mussten sich einrichten. Und doch konnte er es sich gut vorstellen, mit ihnen an dem langen Tisch in der Küche zu sitzen.
    Um seinen Kühlschrank zu durchforsten, musste er in die Hocke gehen. Zur Auswahl stand Hacksteak, Hacksteak und Hacksteak.
    Während der Plastikteller in der winzigen Mikrowelle seine Runden drehte, machte Travis Kaffee. Dabei musste er an den letzten Besuch von Rance McKettrick

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