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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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worden, nachdem er sich in ein Drogenkartell eingeschmuggelt hatte, um Fotos für eine Story zu machen.
    „Mom?“ Liam schnippte mit den Fingern unter Sierras Nase. „Hörst du schon wieder die Musik?“
    Blinzelnd schüttelte Sierra den Kopf.
    „Glaubst du auch, dass meine Cousinen mich mögen würden?“
    Sie streckte die Hand aus, das Zittern war kaum zu sehen, und zerzauste sein Haar. „Ich bin mir sicher, jeder würde dich mögen“, versicherte sie ihm. Später, wenn er älter war, wollte sie ihm von Adams anderer Familie erzählen. Aber noch war es zu früh dafür. „Geh jetzt rauf, putz dir die Zähne und hau dich wieder aufs Ohr.“
    „Gehst du noch nicht ins Bett?“, fragte Liam.
    „Doch“, antwortete sie. Zwar glaubte sie nicht, schlafen zu können, aber Liam würde sich wundern, wenn sie die ganze Nacht aufblieb und durchs Haus strich. „Geh schon mal vor. Ich sehe nur nach, ob die Eingangstür abgeschlossen ist.“
    Er gehorchte ohne Protest. Sierra überlegte einen Moment, dieses Ereignis in ihrem Kalender rot zu markieren.
    Kaum war er verschwunden, lief sie direkt ins Wohnzimmer zum Klavier. Der Deckel war geschlossen, die Bank stand ordentlich auf ihrem Platz. Sie knipste das Licht an und suchte das glatte, sauber polierte Holz nach Fingerabdrücken ab. Nichts.
    Doch als sie den Deckel berührte, hinterließen ihre Finger deutliche Spuren.
    Niemand hatte heute Abend das Klavier berührt, es sei denn mit Handschuhen.
    Ungläubig überprüfte Sierra das Schloss der Haustür.
    Abgeschlossen.
    Sie inspizierte die Fenster - alle geschlossen - und sogar den Fußboden. Es schneite stark, und wenn jemand durch diesen Sturm das Haus betreten hätte, müsste er irgendwelche Spuren hinterlassen haben, egal, wie sorgfältig er war - eine kleine Pfütze da, ein bisschen Matsch dort.
    Aber wieder entdeckte sie nichts.
    Endlich ging sie nach oben, duschte und zog ihr Nachthemd an. Da Travis ihre Taschen in dem Raum neben Liams abgestellt hatte, öffnete sie die Verbindungstür einen kleinen Spalt, bevor sie ins Bett kletterte.
    Binnen Sekunden war Sierra eingeschlafen.
     

1919
     
    Hannah schloss den Klavierdeckel, stapelte die Noten ordentlich übereinander und stand auf. Sie hatte so leise wie möglich gespielt, hatte all ihre Sehnsucht und Trauer in die Melodie gelegt, und als sie jetzt oben am Flur ankam, sah sie noch Licht unter Doss’ Tür.
    Was er wohl tun würde, wenn sie in sein Zimmer gehen, sich ausziehen und zu ihm ins Bett kriechen würde?
    Natürlich würde sie das niemals tun, weil sie ihren Ehemann liebte und es sich nicht geziemen würde. Aber es gab Momente, in denen in ihrem Innersten ein solcher Schmerz wühlte, dass sie sich einfach nur wünschte, berührt und gehalten zu werden. Und jetzt war so ein Moment.
    Sie schluckte schwer, entsetzt über ihre unsittlichen Gedanken.
    Selbstverständlich würde Doss sie wütend wegschicken. Und sie daran erinnern, dass sie die Witwe seines Bruders war - falls er überhaupt je wieder mit ihr spräche.
    Trotzdem machte sie leise einen Schritt auf seine Tür zu.
    „Ma?“
    Tobias stand hinter ihr. Sie hatte nicht gehört, wie er sein Bett verlassen und die Tür seines Zimmers geöffnet hatte. Schnell drehte sie sich zu ihm um.
    „Was ist denn?“, fragte sie sanft. „Hast du schlecht geträumt?“
    Kopfschüttelnd wanderte sein Blick von Hannah zu Doss’ Tür und wieder zurück, ernst und besorgt. „Ich wünschte, ich hätte einen Pa“, sagte er.
    Hannahs Herz zog sich zusammen. Sie ging zu ihm, zog ihn an sich, und er ließ es zu. Tagsüber hätte er sich gewehrt. „Ich auch“, sagte sie und küsste ihn auf den Kopf. „Ich wünschte, dein Pa wäre hier. Ich wünsche es mir so sehr, dass es wehtut.“ Tobias löste sich von ihr. „Aber Pa ist tot“, sagte er. „Vielleicht könntest du Doss heiraten. Dann wäre er nicht mehr mein Onkel, oder? Dann wäre er mein Pa.“
    „Tobias“, seufzte Hannah sehr sanft, wobei sie im Stillen betete, dass Doss nichts von dieser Unterhaltung hörte. „Das wäre nicht richtig.“
    „Warum nicht?“, fragte Tobias.
    Da ging sie in die Hocke und sah in sein Gesicht. Er würde einmal ein gut aussehender Mann werden, mit dieser Entschlossenheit im Ausdruck, den alle McKettrick-Männer an sich hatten. Doch jetzt war er noch ein kleiner Junge mit einem unschuldigen Gesicht. „Ich war die Frau deines Vaters. Ich werde ihn lieben, solange ich lebe.“
    „Das kann aber noch lange dauern“, warf Tobias

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