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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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Megs Zimmer nach Socken und einem dicken Pullover suchen müssen, weil ihre Tanktops nun wirklich nicht warm genug waren.
    „Sitzen wir hier wirklich fest?“, fragte sie und sah, wie Travis aus einer blauen Emaillekanne, die verdächtig nach Campinggeschirr aussah, Kaffee einschenkte.
    Er grinste. „Kommt darauf an, wie man es sieht. Liam und ich, wir betrachten das als ein Abenteuer.“
    „Tolles Abenteuer“, grummelte Sierra, nahm den Kaffee aber mit einem dankbaren Nicken entgegen.
    „Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden sich schon eingewöhnen.“
    Sierra lief schnurstracks zum warmen Küchenherd. „Passiert so was oft?“, erkundigte sie sich.
    „Nur im Winter“, scherzte Travis.
    „Sehr witzig“, erwiderte sie gedehnt.
    Liam brüllte vor Lachen.
    „Du genießt das ja richtig“ , warf sie ihm vor und zerstrub belte sein Haar.
    „Ich find’s spitze!“, strahlte Liam. „Schnee! Warte nur, bis ich den Freaks davon geschrieben habe!“
    „Liam“, ermahnte Sierra ihren Sohn.
    Daraufhin warf ihr Sohn Travis einen vielsagenden Blick zu. „Sie mag es nicht, wenn ich Freaks sage“, klärte er ihn auf.
    Travis trank einen Schluck Kaffee, dabei funkelten seine Augen belustigt. Dann ging er zur Tür, stellte die Tasse auf dem Tresen ab und nahm sich seinen Mantel vom Haken.
    „Gehst du?“, fragte Liam entsetzt.
    „Ich muss nach den Pferden sehen.“ Travis setzte seinen Hut auf.
    „Kann ich mitkommen?“, bettelte Liam und klang dabei so hoffnungsvoll, dass Sierra ihr Nein hinunterschluckte.
    „Dein Mantel ist nicht warm genug“, sagte sie stattdessen. „Meg hat einen alten hier irgendwo rumliegen“, verkündete Travis ruhig. „Kleiderschrank im Flur, glaube ich.“
    Liam brauste davon.
    „Ich werde gut auf ihn aufpassen, Sierra“, flüsterte Travis, als der Junge draußen war.
    „Das würde ich Ihnen auch raten“, entgegnete Sierra.
     

1919
     
    An der vollkommenen Stille erkannte Hannah, noch bevor sie die Augen öffnete, dass es die ganze Nacht geschneit hatte. Sie schmiegte sich in die Decke in ihrem großen Bett, das sie mit Gabe geteilt hatte, und stöhnte.
    Sie war wund.
    Sie war befriedigt.
    Sie war eine Dirne.
    Eine Schlampe.
    Letzte Nacht hatte sie sich Doss regelrecht an den Hals geworfen. Und sie hatte ihn Dinge tun lassen, die außer Gabe noch niemand jemals mit ihr getan hatte.
    Jetzt war es Morgen, sie war wieder zu sich gekommen und musste ihm nun gegenübertreten.
    Trotzdem fühlte sie sich merkwürdig unbeschwert.
    Fast ein bisschen glücklich.
    Hannah zog sich die Decke über den Kopf und kicherte.
    Kicherte.
    Sie versuchte, streng zu sich zu sein. Schließlich handelte es sich um eine sehr ernste Sache.
    Unten hörte sie die Ofenklappen scheppern. Doss machte gerade Feuer im Herd, so wie jeden Morgen. Er würde Kaffee aufsetzen und dann in den Stall gehen, um nach den Tieren zu sehen. Wenn er zurückkam, hätte sie Frühstück gemacht und sie würden darüber sprechen, wie kalt es draußen war und überlegen, ob er noch mehr Holz reinbringen sollte, für den Fall, dass es weiter schneite.
    Ein ganz normaler Morgen auf einer Ranch.
    Mit dem Unterschied, dass sie sich in der vergangenen Nacht wie ein Flittchen aufgeführt hatte.
    Hannah stieß die Decke weg und stand auf. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die sich drückten, egal, wie peinlich die Situation sein mochte. Sie und Doss hatten den Kopf verloren und sich geliebt. Das war alles.
    Es würde nicht wieder geschehen.
    Sie würden einfach weitermachen, als ob gar nichts geschehen wäre.
    Das Wasser in der Schüssel auf der Kommode war viel zu kalt, um sich damit zu waschen. Hannah entschied, sich nach dem Frühstück etwas Wasser für ein Bad aufzuwärmen. Dazu würde sie Tobias ins Herrenzimmer schicken, um Schulaufgaben zu machen, und Doss in den Stall.
    Rasch zog sie sich an, bürstete ihr Haar und wand es zu dem üblichen Haarknoten. Kurz bevor sie ihre Schlafzimmertür öffnete, um den neuen Tag zu begrüßen, spürte sie ein Zittern in der Magengrube. Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und griff entschlossen nach dem Türknauf.
    Entgegen ihrer Vermutung war Doss noch nicht im Stall, sondern noch immer in der Küche. Als sie die Treppe herunterkam und auf der letzten Stufe erstarrte, sah er sie an, wurde rot und drehte sich weg.
    Tobias zog gerade seinen wärmsten Mantel über. „Doss und ich wollen zur Witwe Jessup reiten“, erklärte er Hannah sachlich, wobei er sich wie ein erwachsener

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