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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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besorgt, seine Augen sahen riesig in dem kleinen Gesicht aus.
    Sie eilte zu seinem Bett, setzte sich auf die Matratze und legte eine Hand an seine Stirn.
    „Ich bin nicht krank“, protestierte er. „Ich habe den Saturn gesehen. Er ist blau, und er hat wirklich Ringe.“
    Hannah zog ihre Hand zurück und legte sie zitternd an ihren Hals.
    „Du glaubst mir nicht!“, warf Tobias ihr vor.
    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll“, gestand Hannah leise. „Aber ich weiß, dass du nicht lügst, Tobias.“
    „Ich bilde mir das aber auch nicht ein!“
    „Ich ... es ist nur so merkwürdig.“
    Tobias sank in sich zusammen. „Er hat mir viel erzählt, Ma.“
    „Was hat er erzählt, Tobias?“, brachte sie hervor, nachdem sie ein paarmal tief geatmet hatte.
    „Dass der Saturn Monde hat, genauso wie die Erde. Nur hat er vier und nicht nur einen. Einer von ihnen ist mit Eis bedeckt. Darunter könnte es sogar ein Meer geben, voll mit Tieren ohne Augen.“
    Hannah unterdrückte einen bestürzten Schrei. „Was noch?“
    „Die Menschen haben Kisten in ihren Häusern und können sich darin alle möglichen Geschichten ansehen. Die Leute spielen das wie Schauspieler auf der Bühne.“
    Panik erfasste Hannah, doch sie unterdrückte sie energisch. „Du musst geträumt haben, Tobias“, erklärte sie heiser. „Du bist eingeschlafen, und es kam dir nur real vor ... “
    „Nein“, widersprach Tobias tonlos. „Ich habe Liam gesehen. Ich habe mit ihm gesprochen. Er sagte, er lebt im Jahr 2007.“ Er sah sie an. „Was ist eine Klinik, Ma? Und wie kann ich gleichzeitig an zwei Orten sein? Hier ein Kind und woanders ein alter Mann?“
    Da zog Hannah ihren Jungen in die Arme und hielt ihn so fest, dass er sich wehrte.
    „Lass mich los, Ma. Du erdrückst mich ja!“
    Nur mit beträchtlicher Anstrengung löste Hannah die Umarmung.
    „Was geschieht nur mit uns?“, flüsterte sie.
    „Ich muss den Nachttopf benutzen“, verkündete Tobias.
    Wie eine Schlafwandlerin stand sie auf, verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und kam bis zur Treppe, bevor ihre Beine nachgaben und sie sich auf den Boden setzen musste.
    Da saß sie noch, als Doss von seiner Fahrt zum Räucherhaus und der Witwe Jessup zurückkam. Als ob er ihre Anwesenheit gespürt hätte, lief er noch im Mantel und mit Hut zum Fuß der Treppe.
    „Hannah? Was ist los? Geht es Tobias gut?“
    „Er ...ja.“
    Doss schleuderte seinen Hut weg, stürzte die Treppe hinauf, setzte sich neben Hannah und legte einen Arm um ihre Schultern. Obwohl sie sich für ihre Schwäche verachtete, sank sie an seine Seite, drückte ihr Gesicht an seine Schulter und weinte vor Angst und Erleichterung und noch viel mehr, was sie nicht wusste.
    Stumm hielt er sie fest, bis das Schlimmste vorüber war.
    Hannah schniefte, richtete sich auf und versuchte sogar zu lächeln. „Wie war es bei der Witwe Jessup?“, fragte sie.
     

Heute
     
    Abends lud Sierra Travis zum Essen ein. Sie ging einfach schnurstracks zu seinem Wohnwagen, klopfte an die Tür und stieß in der Sekunde, in der er sie öffnete, hervor: „Bei uns gibt es heute Abend Spaghetti. Liams Lieblingsgericht. Es würde ihm viel bedeuten, wenn Sie mit uns essen.“
    Offenbar war Travis gerade dabei, sich umzuziehen, denn sein Hemd war nur halb zugeknöpft. „Sie wollen w ohl wiedergutmachen, dass Sie mi ch heute Vormittag fast überfahren haben, wie?“, zog er sie auf. „Aber ist schon okay. Ich bin in Ordnung.“
    Sierra tat ihr Bestes, um nicht voller Bewunderung seine muskulöse Brust anzustarren. Trotzdem fragte sie sich, wie es sich wohl anfühlte, die Hand unter sein Hemd gleiten zu lassen und nackte Haut unter ihren Fingern zu spüren.
    Als sie wieder in seine Augen sah und darin ein wissendes Lächeln entdeckte, errötete sie. „Eigentlich wollte ich mich nur dafür bedanken, dass Sie den Christbaum in den Keller gebracht haben.“
    „Stets zu Diensten“, erwiderte er gedehnt.
    War das doppeldeutig gemeint?
    Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Natürlich nicht.
    „Es gibt auch Wein“, fuhr sie fort, nur, um erneut zu erröten. Wahrscheinlich dachte Travis sowieso schon, dass sie einen Schwips hätte.
    „Fehlt ja nur noch Musik“, lächelte er.
    Um nicht noch mehr Unsinn zu reden, wandte sie sich ab und lief zurück ins Haus, wobei sie ihn eindeutig lachen hörte, bevor er die Tür wieder schloss.
    Beim Abendessen war Liam ungewöhnlich still. Normalerweise schlang er Spaghetti immer hinunter, heute jedoch

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