Winter der Zärtlichkeit
stocherte er nur lustlos in ihnen herum. Obwohl er Gelegenheit hatte, mit Travis über „Cowboy-Sachen“ zu sprechen oder von seinem ersten Schultag zu erzählen, fragte er gleich nach dem Essen, ob er aufstehen und ins Bett gehen dürfe.
Als Sierra nickte, murmelte er etwas und floh aus der Küche.
„Er muss krank sein“, mutmaßte Sierra beunruhigt und wollte ihm folgen.
„Lassen Sie ihn“, riet Travis. „Ihm geht’s gut.“
„Aber “
„Es geht ihm gut, Sierra.“ Er schenkte Wein nach.
Später räumten sie gemeinsam den Tisch ab, danach nahm Travis ihren Arm und drehte mit seiner freien Hand das Küchenradio an.
Leise, sanfte Musik erfüllte den Raum.
Und schon lag sie in Travis’ Armen, fest an seine Brust gedrückt, die sie zuvor so sehr bewundert hatte, und tanzte mit ihm.
Warum stieß sie ihn nicht zurück?
Vielleicht lag es am Wein.
„Entspann dich“, murmelte er, sein Atem lag warm auf ihrem Haar.
Sie kicherte, eher nervös als belustigt. Was war nur mit ihr los? Vom ersten Moment an fühlte sie sich zu Travis hingezogen, und ihm ging es offenbar genauso. Sie waren beide erwachsen. Warum sollten sie nicht ein bisschen in der Küche Stehblues tanzen?
Weil Stehbluestanzen zu anderen Dingen führte, vor allem, wenn Alkohol eine Rolle spielte. Darum trat sie einen Schritt zurück und spürte, wie sich die Küchentheke in ihren Rücken bohrte. Natürlich folgte Travis ihr, schließlich hatte er einen Arm um ihre Taille geschlungen und hielt ihre Hand.
Schlichte Physik.
Dann küsste er sie.
Wieder Physik - diesmal allerdings nicht so schlicht.
„Huch“, japste sie, als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten.
„Das hat noch keine Frau gesagt, nachdem ich sie geküsst habe.“
Sie spürte die Hitze seines Körpers genau an den Stellen, an denen es zählte. Wenn Liam nicht oben gewesen wäre und jeden Moment hätte zurückkommen können, hätte sie die Beine um Travis’ Hüfte gewunden und ihn hemmungslos geküsst.
„Es wird geschehen, oder?“, hörte sie sich wispern.
„Ja“, nickte Travis.
„Aber nicht heute Nacht“, seufzte Sierra.
„Vermutlich nicht.“ Dabei presste er sich an sie, seine Erektion brannte sich in ihren Unterleib wie eine Fackel.
„Wann dann?“
Mit einem leisen Lachen gab er ihr einen kleinen, knabbernden Kuss. „Morgen früh, wenn du Liam zur Schule gebracht hast.“
„Ist das nicht... ein bisschen ... schnell?“
„Nicht schnell genug.“ Wie zur Bestätigung seiner Worte legte er die Hände um ihre Brüste, und selbst unter dem Stoff ihrer Bluse und ihres BHs richteten sich die Brustwarzen auf. „Nicht annähernd schnell genug“, raunte er noch einmal.
Nachdem Travis gegangen war, fühlte Sierra sich wie eine Vollidiotin. Sie sah nach Liam, der fest schlief, dann stellte sie sich unter die kalte Dusche. Es half nicht.
Morgen, sagte sie sich, als sie am Schlafzimmerfenster stand und zu Travis’ erleuchteten Wohnwagen sah, morgen werde ich wieder bei Verstand sein.
Sie würde einfach ordentlich ausschlafen, mehr brauchte sie nicht. Und tatsächlich schlief sie wie ein Stein, doch als sie aufwachte, galt ihr erster Gedanke Travis. Und daran, wie sich seine Küsse angefühlt hatten ...
Sie machte Frühstück.
Brachte Liam zur Schule.
Brauste direkt zurück auf die Ranch, obwohl sie eigentlich eine Weile durch die Stadt hatte fahren wollen, um sich zu beruhigen.
Stattdessen schien sie auf Autopilot geschaltet zu haben.
Trotzdem kramte sie jedes Argument hervor, das ihr ein fiel. Dass es viel zu früh war. Dass sie Travis nicht gut genug kannte, um mit ihm zu schlafen.
Dass sie es am nächsten Morgen bereuen würde.
Nein, schon viel früher.
Doch die Wahrheit war, dass sie sich selbst schon so lange verleugnet hatte, dass sie glaubte, es keine Sekunde länger ertragen zu können.
Vor dem Haus nahm sie sich nicht einmal die Zeit, den Blazer in die Garage zu fahren, sondern parkte zwischen Haus und Wohnwagen, sprang hinaus und flitzte zu seiner Tür.
Sierra klopfte.
Vielleicht ist er nicht zu Hause, dachte sie verzweifelt.
Lass ihn da sein.
Lass ihn in China sein.
Sein Truck stand auf dem üblichen Platz neben dem Stall.
Die Wohnwagentür sprang quietschend auf.
„Zur Hölle“, sagte er lächelnd.
Ganz tief schob sie die Hände in die Manteltaschen und wünschte, sie könnte die Zehen im Boden vergraben und auf diese Weise den elementaren Kräften trotzen, die sie zu ihm zogen.
Travis trat zurück. „Komm
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