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Winter in Maine

Winter in Maine

Titel: Winter in Maine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Donovan
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Reißverschluss.
    Wenn Sie Lust haben, können Sie gern wiederkommen, sag te ich und sah sie kurz an. So war ich damals, ich sagte, was ein einsamer Mensch so sagt.
    Vielleicht, sagte sie. Vielleicht komme ich.
    Ich ging mit der braunen Tüte in den Wald und orientierte mich an den Sternen und aus der Erinnerung, bis ich ungefähr eine Stunde später sah, wie der schwarze Schemen der Scheu ne einige dieser Sterne verdeckte, und da wusste ich, dass ich zu Hause war.
    Ich weiß noch, wie ich auf dem Heimweg dachte, dass ein Ver lust sie zu mir geführt hatte, diese unerwartet aus dem Wald auftauchende Frau, jemand, von dem sie sich verabschiedet hatte. Es ergab einen Sinn, dass etwas, das einem fehlt, einen von der Gegenwart befreien kann und man sich plötzlich fragt, was es im Leben sonst noch zu entdecken gibt. Ich bewunderte sie dafür, aber die Gegenwart ist so beharrlich wie Unkraut: Sie kehrt Tag für Tag mit demselben Geruch und derselben Gestalt zurück, und dennoch erwartet man etwas Neues. Ob sie dieses Neue bei mir erwartete?
    Jetzt konnte ich natürlich den Samen erkennen, den sie ge sät hatte: Nach einer kurzen Bemerkung über meine Schulzeit erwähnte sie einen Mann, den sie verlassen hatte, denn sie wusste, dass unser Gedächtnis nichts vergisst, schon gar nicht, wenn es ungesagt bleibt, und dass sie auf das Thema Schule später zurückkommen konnte, wenn es durch die erste Bemerkung bereits eingeführt war und sinnvoller wirkte.
    Stück für Stück kam ich hinter ihren Betrug. Ich hüllte das Gewehr in meinen Mantel, um es warm zu halten.
    24
    Ein anderes Mal sagte sie, sie müsse ständig daran denken, dass ich allein aß, wie still es dann wohl im Haus war und wie sehr die dunklen Nächte mir zusetzen mussten. Ja, im Winter konnte das bedrückend sein, aber wir hatten Sommer, und ich dachte, in der dunklen Jahreszeit könnte für mich alles anders aussehen. Dann sagte sie, ich solle mir einen Hund besorgen. Ich saß auf meinem Stuhl und blickte eine Weile aus dem Fenster.
    Ich sagte: Ich lebe jetzt zwanzig Jahre allein, wahrscheinlich ist es Zeit, dass jemand anders bei mir wohnt.
    Wenn du so redest, muss ich lachen, sagte sie.
    Ohne sie hätte ich das Ganze nicht in Angriff genommen:
    Noch in derselben Stunde fuhren wir mit dem Pick-up zum Tierheim in Fort Kent, und ich fragte mich, ob es ihr et was ausmachte, dass jemand sie mit mir sah. Es war ihr egal. Das Tierheim lag am Stadtrand, und es war früh am Morgen. Wir gingen an den Käfigen entlang. Die Gesichter der Hunde machten es einem schwer vorbeizugehen. Schließlich kamen wir zu einem Käfig, in dem ein kleiner brauner Terrier schlief, und als mein Schatten auf seine Augen fiel, blinzelte er. Dann richtete er sich auf.
    Das ist eine gefährliche Rasse, sagte Claire.
    Nein, sagte ich, größtenteils Terrier, sieh dir den Körper an.
    Und noch jung.
    Er hatte so viel Energie und so wenig Zeit. Ich stimmte den Fürsorgebedingungen zu, holte eine Leine aus der Tasche, die von einem Hund meines Vaters stammte, wie ich ihr erzählte, und auch wenn sich der kleine Bursche erst duckte und ich ihn ziehen musste, lief er schon bald vorweg, als wollte er sagen: Ich hab auf dich gewartet, gehen wir.
    Tut mir leid, dass ich den Vorschlag gemacht habe, sag te Claire. Wenn ich jetzt vorbeikomme, hab ich's immer mit einem Pitbull zu tun.
    Auf der Rückfahrt saß er zwischen uns auf der Sitzbank.
    Hunde kennen ihr Schicksal genau, und als er auf den kurvenreichen Straßen so zwischen uns saß - während ich die Gelegenheit nutzte, bei offenem Fenster eine Zigarette zu rauchen -, wusste der Kleine, dass sich sein Leben gerade verändert hatte, und sog mit dem Blick alles gierig in sich auf. Als ich am Postamt meine Briefe abgeholt hatte, hatte ich sie auf den Sitz geworfen. Jetzt schwappte der Stapel hin und her wie Wasser, und der Hund hüpfte drum herum. Ich sagte ihm, ich würde den Briefen auch aus dem Weg gehen. Wir nannten ihn Hobbes.
    Wie rasch ihr Plan von Erfolg gekrönt war.
    Hunde gehen im Leben nur eine einzige Bindung ein, und Hobbes zeigte mir seine Zuneigung auf eine Art, die einem leicht entgeht: Gleich nach dem Fressen kam er zu mir und schmiegte die Nase an mein Bein, als wollte er sagen, er habe alles aufgefressen. Ich taugte nicht zum Vater, vielleicht war der kleine Kerl, um den ich mich kümmern musste, ohne dass er mir etwas anderes als seine Gesellschaft bieten konnte, des halb das Beste für mich.
    Was meine Schulzeit betrifft, so tat

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