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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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verliehen. Denn das führte nur dazu, dass man vom System vereinnahmt wurde – von demselben System, aus dem sich ihre Mutter und ihr Vater unter großen Anstrengungen befreit hatten.
    »Wenn dein Vater noch da wäre, sähe die Sache anders aus«, sagte Mom. Ruthie wusste, dass das stimmte. Auch wenn sie es ein bisschen beunruhigend fand, dass ihre Mutter immer so von ihrem Dad sprach, als wäre er bloß verreist oder hätte sie sitzenlassen, obwohl er doch in Wahrheit vor zwei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben war. Wäre er noch am Leben gewesen, hätte Ruthie garantiert aufs College gehen dürfen. Ihr Vater hatte sie besser verstanden als jeder andere Mensch, und er hatte gewusst, wie sehr sie sich danach sehnte, aus West Hall wegzukommen. Er hätte eine Möglichkeit gefunden.
    »Ist es denn so schrecklich«, fragte ihre Mutter und versuchte Ruthies wirre dunkle Mähne glattzustreichen, »noch ein Jahr länger hierzubleiben?«
    Ja , hätte Ruthie am liebsten erwidert. Ja! Ja! Ja!
    Aber dann dachte sie an Buzz, der sich nicht mal fürs College beworben hatte und bei seinem Onkel auf dem Schrottplatz arbeitete. Es war eine elende Schufterei, aber dafür war Buzz nie pleite, und außerdem fand er lauter tolle Teile für seine Skulpturen – bizarre Monster, Aliens und Roboter, die er aus Autoteilen und kaputten Landwirtschaftsmaschinen zusammenschweißte. Der Hof des Schrottplatzes stand voll mit seinen Kunstwerken – er hatte sogar schon ein paar an Touristen verkauft und sich damit ein bisschen Geld nebenbei verdient.
    Sie und Buzz hatten sich in der Zwölften auf einer Party auf der Moosbeerenwiese kennengelernt. Es war Anfang Oktober gewesen. Der Vorschlag, auf die Party zu gehen, war von Emily gekommen – sie war total in einen Typen namens Adam verknallt, der ein Jahr zuvor seinen Abschluss gemacht hatte. Ihr war zu Ohren gekommen, dass er auch auf der Party sein würde. Wie sich herausstellte, hatte Adam seinen Cousin Buzz mitgebracht, und irgendwie kam es, dass die vier sich immer weiter vom Lagerfeuer am See entfernten und schließlich auf dem Friedhof landeten. Adam und Emily knutschten unter einem Granitkreuz, während Ruthie krampfhaft versuchte, eine Unterhaltung mit Buzz zu führen. Sie war sauer auf ihre Freundin, weil sie sich ihretwegen jetzt in dieser blöden Situation befand. Buzz erzählte gerade, dass sein Dad und sein Onkel in West Hall wohnten, er selbst aber bei seiner Mom in Barre lebte und da auch zur Schule ging. Auf die technische Berufsschule, um Automechaniker zu lernen.
    »Autos sind schon in Ordnung«, sagte er mit einem Schulterzucken, während sie billiges Bier aus Plastikbechern tranken. »Sachen reparieren kann ich ganz gut. Ich bin in Adams Boxenmannschaft – er fährt Rennen draußen auf der Thunder Road. Warst du schon mal an der Thunder Road?«
    Ruthie schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Sollte Emily doch sehen, wo sie blieb. Sie für ihren Teil wollte zurück zum Lagerfeuer. Sie hatte null Interesse an irgendeinem Proleten, der an Autos rumschraubte, ganz egal, wie gut er aussah.
    »Nee«, meinte Buzz, »bist wohl auch nicht so der Typ dafür. Was ist mit der Teufelshand? Warst du da schon mal?«
    Das ließ sie innehalten.
    »Ich wohne direkt nebenan«, sagte sie.
    »Im Ernst? Total unheimlich da. Die Felsen sehen fast so aus, als hätte jemand sie absichtlich so hingestellt, findest du nicht?« Buzz lehnte sich gegen einen mit Flechten bewachsenen Grabstein.
    Ruthie zuckte mit den Schultern. Der Gedanke war ihr noch nie gekommen.
    »Glaubst du an Außerirdische?«, fragte Buzz als Nächstes.
    »Du meinst kleine grüne Männchen? Äh … nein.«
    Buzz schaute in seinen Bierbecher. »Also, ich persönlich glaub, dass die Felsen von Außerirdischen da hingestellt wurden. Ich bin ziemlich oft da oben. Ich arbeite sogar an einer Skulptur der Teufelshand, draußen im Betrieb von meinem Onkel. Du solltest mal vorbeikommen und sie dir ansehen.«
    »Eine Skulptur?«, fragte sie und kam wieder näher. Den Rest der Nacht redeten sie über Kunst, UFO s, das Für und Wider eines Abschlusses in Betriebswirtschaft, Filme, die sie gesehen hatten, und darüber, dass sie beide das Gefühl hatten, von ihren Familien komplett missverstanden zu werden. Sie schlenderten über den Friedhof, lasen die Namen und Jahreszahlen auf den Grabsteinen und versuchten sich vorzustellen, wie die Menschen gelebt hatten und woran sie gestorben waren.
    »Guck mal, der hier«, sagte Buzz,

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