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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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möglichst beim FBI oder den US Marshals. »Er hat mich nur verfolgt. Aber er sieht mich die ganze Zeit so komisch an. Wie … wie ein Spanner. Als wollte er mich mit seinen Blicken ausziehen. Ich … ich habe Angst, Officer.«
    Der Polizist stieß sich von der Wagenwand ab und lächelte milde. Anscheinend bekam er so etwas öfter zu hören. Er zog die Daumen hinter dem Gürtel hervor und blickte sie an. »Okay, Miss. Dann will ich mir den aufdringlichen Burschen mal ansehen. Die meisten dieser Typen nehmen doch schon Reißaus, wenn man sich ihnen in Uniform nähert. Zeigen Sie ihn mir.«
    »Muss das sein, Officer? Ich habe Angst, zu ihm hinzusehen. Er macht sich lustig über mich, Officer.«
    »Keine Angst, ich kenne den Typ«, erwiderte der Polizist. Er ging an ihr vorbei und ließ ihr nur die Wahl, ihm durch den Wagen zu folgen. Die beiden Jugendlichen blickten ihnen neugierig nach, selbst der Junge mit dem iPhone wandte sich für einen Moment von seinem Spielzeug ab und drehte neugierig den Kopf. Sarah folgte dem Polizisten bis zum Wagenende und blieb erstaunt stehen,als sie feststellen musste, dass der Killer verschwunden war.
    »Er … er ist nicht … nicht mehr da«, stammelte sie. »Aber ich schwöre Ihnen, er hat vor wenigen Minuten noch da gestanden, direkt am Fenster. Wir haben nicht gehalten, also muss er noch im Wagen sein.« Sie erkannte den leichten Zweifel in den Augen des Cops und schüttelte den Kopf. »Ich bilde mir nichts ein, Officer! Er war wirklich da!«
    »Ich glaube Ihnen, Miss. Wenn Sie wollen, begleite ich Sie aus dem Bahnhof. Mit einem Cop an der Seite brauchen Sie keine Angst zu haben.« Tatsächlich machte er nicht den Eindruck, als würde er sich vor irgendjemand fürchten. »Wo wollen Sie denn hin?«
    Sie überlegte angestrengt. Nach Hause konnte sie nicht, dort würden sie die Killer zuerst suchen. Sie dachte an Sophie Pirker. »Zu einer Freundin. Sie wohnt beim Hyde Park, bei der Uni unten. Ich nehme am besten ein Taxi.«
    »Gute Idee, Miss. Ich besorge Ihnen eines, sobald wir draußen sind, okay?«
    »Vielen Dank, Officer.«
    Sie entspannte sich ein wenig. Sobald sie im Taxi saß, würde sie die Notrufnummer anrufen, die ihr die US Marshals gegeben hatten. Das hätte sie schon vorhin tun sollen. Warum sie stattdessen Father Paul angerufen hatte, wusste sie nicht.
    Der Zug wurde langsamer und fuhr in den Bahnhof ein. Eine der hochgelegenen Stationen, die abends und bei diesem Schneetreiben noch düsterer wirkten als sonst. Wer immer für die Gestaltung diese Bahnhöfe verantwortlich war, hatte sich keine große Mühe gegeben. Hölzerne Plattformen, zwei lange Giebeldächer und mehrere Lampen, die trübes Licht verbreiteten, dahinter schmuckloseBürohäuser und Mietskasernen. Im Licht, das von der nahen Innenstadt herüberstrahlte, erkannte sie eine Baustelle, die die Züge zwang, noch langsamer als sonst bis zur nächsten Station weiterzufahren.
    Sie blickte ängstlich durch das schmale Fenster in den anderen Wagen, als der Zug anhielt und sie ausstiegen. Ein älteres Ehepaar, eine junge Frau mit Kinderwagen, zwei Jugendliche, die sich viel zu laut unterhielten, weil sie Kopfhörer trugen und die Lautstärke nicht einschätzen konnten, ein Schwall von anderen Passagieren, eine farblose Masse wie auf jedem Bahnhof.
    Der Killer war nicht zu sehen, und als sich die Türen zischend hinter ihnen schlossen und der Zug anfuhr, fand auch der Schnee einen Weg unter das Bahnsteigdach und raubte ihnen die Sicht.
    Sarah fühlte den kalten Wind im Gesicht und spürte plötzlich, wie eine eisige Hand nach ihr griff. Der Polizist packte sie am Oberarm und drückte so fest zu, dass sie vor Schmerzen aufschrie. »Officer!«, rief sie erschrocken. »Was soll das! Sie tun mir weh! Lassen Sie mich los!«
    Doch dann blickte sie in seine roten Augen und hörte, wie er heiser ihren Namen flüsterte. »Sarah«, keuchte er.
    Carol Heisler stolperte in den Aufzug und sank erschöpft gegen den Spiegel an der Rückwand. Sie blickte nicht hinein, wollte ihr verunstaltetes Gesicht nicht sehen. Obwohl sie im Bad gewesen war und es notdürftig gesäubert hatte, war es bereits wieder blutüberströmt. Das Blut aus der Platzwunde und der lädierten Nase war auch mit dem Handtuch, das sie mitgenommen hatte und dagegen presste, nicht zu stoppen.
    Der Hund des Nachbarn war ihr gefolgt und blickte ihr neugierig nach. Sie war froh, als sich die Aufzugstürendlich schloss und sie nach unten fuhr. Ihr war klar, dass der

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