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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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geben, dass er eine Frau geschickt hatte, der sie bisher noch nie begegnet war.Einen Grund, der nichts mit ihrer erotischen Anziehungskraft zu tun hatte. Nicht umsonst tauchte diese Kathryn nur eine knappe Stunde nach dem Vorfall mit den Killern auf. Man hatte ihm doch sicher längst mitgeteilt, dass sie sich geweigert hatte, Sarahs Aufenthaltsort zu verraten. »Er will mich bestrafen, nicht wahr? Er glaubt, dass ich mich mit dieser Sarah angefreundet habe. Aber das stimmt nicht. Ich wollte sie nur ein bisschen gefügiger machen, das war alles. Er sollte leichtes Spiel mit ihr haben. Sie war ihm sehr wichtig, wissen Sie?«
    »Ich weiß gar nichts«, ging Kathryn nicht auf ihren Rechtfertigungsversuch ein. »Ich soll Sie abholen, weiter nichts.«
    »Woher wussten Sie, wo ich bin?«, fragte Carol. »Waren Sie bei mir zu Hause? Sind Sie mir nachgefahren?«
    Kathryn fuhr über den Lake Shore Drive nach Norden. Sie wirkte locker und entspannt, hatte die linke Hand lässig auf dem Lenkrad liegen. Ihre Rechte lag gefährlich nahe an der 38er Smith&Wesson, die sie wie eine Killerin hinter ihrem Gürtel stecken hatte. »Sie waren nicht schwer zu finden«, sagte sie. »Als ich den Streifenwagen vor Ihrem Haus stehen sah, war mir klar, dass Sie getürmt waren, und da ich wusste, dass Sie …« Sie blickte auf ihre lädierte Nase. »… dass Sie einiges abgekommen hatten, war mir klar, dass Sie zu einem Arzt gefahren waren. Dann Ihr lädierter Wagen, nur zwei Blocks von einer Klinik entfernt … eine deutlichere Spur gibt es nicht, Carol.«
    Fast schien es, als wäre Kathryn traurig darüber. Als wäre es ihr lieber gewesen, von Carol stärker gefordert zu werden. »Sie haben einen guten Arzt erwischt«, bemerkte sie ohne Überleitung, »das sieht sehr professionell aus.«
    Selbst in ihrer gefährlichen Lage musste Carol lächeln. Für einen Moment dachte sie an Dr. Wilson … Adam.Unter normalen Umständen wäre ihre Begegnung sicher der Beginn einer wunderbaren Freundschaft gewesen. Den Satz hatte sie aus einem alten Schwarz-Weiß-Film, der öfter im Fernsehen kam und sie immer zum Weinen brachte. Sie hätte sich ein paarmal mit ihm getroffen, wäre wie ein anständiges Mädchen erst beim dritten oder vierten Date mit ihm ins Bett gegangen, hätte vielleicht sogar eine Familie mit ihm gegründet und wäre in eines dieser schmucken Häuschen in Streeterville oder Wicker Park gezogen. Wenn sie es recht überlegte, hätte ihr so ein bürgerliches Leben sogar Spaß gemacht.
    Zu spät, dachte sie, du hast dich auf dieses andere Leben eingelassen und mehr kassiert, als Adam jemals verdienen würde. Du hast eine Weile in Saus und Braus gelebt und erst bei Sarah erkannt, dass es noch ein anderes Leben gab.
    Ihr Blick fiel auf den Revolver. »Ist … ist Sarah tot?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ach, tun Sie doch nicht so!«, platzte Carol der Kragen. »Sie wissen ganz genau, worüber ich rede, sonst hätten Sie keine Pistole im Gürtel stecken. Sarah, die junge Frau, bei der ich gewohnt habe. Die Indianerin, die ich ausspionieren sollte. Haben die Männer sie erwischt?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    Carol blickte auf die Pistole, war kurz davor, sie rasch an sich zu reißen, aber dazu lag Kathryns Hand zu nahe an der Waffe. »Sie sollen mich töten, weil ich Sarah nicht verraten habe. So ist es doch.«
    »Okay«, sagte Kathryn und zog die Waffe hinter dem Gürtel hervor. »Ich wollte es Ihnen ein wenig leichter machen, aber Sie wollen es ja nicht anders. Ja, ich bin eine Auftragskillerin. Und ja, man hat mich beauftragt, sie umzubringen. Jetzt zufrieden?« Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, bohrte sie Carol den Pistolenlauf in die Seite.»Wenn Sie die Tür aufmachen und rausspringen, sind Sie entweder gleich tot, oder ich halte an und fahre so oft über sie drüber, bis nichts mehr von Ihnen übrig ist. Haben Sie mich verstanden, Carol?«
    Carol war viel zu entsetzt, um etwas zu unternehmen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Lassen Sie mich laufen, Kathryn!«, flüsterte sie heiser. »Lassen Sie mich bitte laufen! Ich verschwinde aus Chicago und lasse mich hier nie wieder blicken, ehrlich, nur tun Sie mir nichts. Sie können Bruno doch sagen, dass Sie mich erschossen haben. Er braucht doch gar nicht zu erfahren, dass Sie mich verschont haben. Ich habe etwas Geld dabei, Kathryn, nicht viel, aber ein paar Hunderter sind es. Sie können es haben.«
    Kathryn reagierte nicht. Kein Wort, kein genervtes Stöhnen,

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