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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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heben, kauerte kraftlos in dem Wasser, das ins Boot geschwappt war, bekam jedes Mal einen Schwall ins Gesicht, wenn sie versuchte nach vorn zu blicken. Sie wollte um Hilfe schreien, irgendwie auf sich aufmerksam machen, doch ihre Stimme war nur ein Krächzen und niemand entdeckte sie in dem tosenden Sturm. Es ist vorbei, schoss es ihr wieder durch den Kopf, es gibt keine Hoffnung mehr, ein Krieger hätte in solch einem Moment sein Todeslied angestimmt.
    Irgendetwas hinderte sie jedoch daran, die Bordwandloszulassen und sich ins Wasser gleiten zu lassen. Nur noch diese eine Welle, sagte sie sich, dann gebe ich auf, doch gerade diese Welle spülte das Boot an Land und setzte es auf den verschneiten Strand beim Jachthafen. Durch den Schwung getrieben rutschte es bis weit ans Ufer.
    Minutenlang blieb sie liegen, benommen von der stürmischen Fahrt und unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Nur ganz allmählich kam sie wieder zu Bewusstsein. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, stemmte sich aus dem Boot, blieb auf den Knien hocken und sah sich verblüfft um, sah die Wolkenkratzer im Loop direkt vor sich aufsteigen. Nur durch den dunklen Millennium Park war sie von der Michigan Avenue getrennt.
    Sie stieg aus dem Boot, stolperte einige Schritte nach vorn und fiel in den Schnee. Keuchend rang sie nach Luft. Sie verschnaufte eine Weile und versuchte es erneut, blieb geduckt stehen und wartete, bis die tanzenden Lichtpunkte vor ihren Augen verschwanden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder einigermaßen bei Kräften war und klar denken konnte.
    Mit ihrem Bewusstsein kehrten auch die Schmerzen zurück. Nach dem stürmischen Ritt über die Wellen gab es keinen Körperteil, der ihr nicht wehtat, und die Eiseskälte und ihre nassen Kleider taten ein Übriges, dass sie sich miserabel fühlte. Sie lief in den Park und konnte schon nach wenigen Schritten vor Kälte und Erschöpfung kaum noch atmen, hätte sich am liebsten fallen lassen und die Augen geschlossen. Sei nicht verrückt, sagte sie sich, du hast so vieles in dieser Nacht überlebt, es wäre doch idiotisch, jetzt nur wegen dem bisschen Kälte im Park zu sterben.
    Sie zwang sich zur Ruhe und zum Nachdenken. Nur wenn sie vernünftig vorging, gab es noch eine Rettung für sie. Die Cops und die Killer suchten überall nach ihrund mit beiden war der Wendigo im Bunde. Sie brauchte einen Ort, an dem sie sicher vor ihnen war. Sie benötigte dringend ein heißes Bad und trockene Kleider. Dann konnte sie weitersehen. Erst mal Ruhe tanken, bevor man eine Entscheidung traf, alles andere machte doch keinen Sinn.
    »Ethan«, flüsterte sie. Er war der Einzige, der ihr helfen konnte, und er war stark genug, dem Wendigo zu widerstehen. Sie waren beide stark genug, das hatte sie auf dem Riesenrad bewiesen. Mit ihrer Liebe würden sie das Ungeheuer in die Flucht schlagen. Sie brauchte dringend ein Telefon, damit er sie mit seinem Taxi abholen konnte.
    Sie stolperte weiter durch den Park. Eines der Hotels, sagte sie sich, von einem der Hotels würde sie anrufen können. Ihr würde schon etwas einfallen, damit man sie beim Anblick ihrer nassen Kleider nicht gleich hinauswarf oder die Polizei rief.
    Sie erreichte die Michigan Avenue und humpelte über den Zebrastreifen. Die Ampel war ausgeschaltet, wahrscheinlich ein Opfer des harschen Wintereinbruchs. Obwohl es schon nach Mitternacht war, herrschte immer noch reger Verkehr, immerhin gehörte die Michigan Avenue zu den Prachtstraßen der Stadt, auch hier im Süden. Sie ließ einen Stadtbus und einige Taxis vorbei, sah plötzlich einen dunklen Lexus vor sich auftauchen und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite. Um nicht zu stürzen, stützte sie sich auf die Motorhaube. Ein entsetztes Stöhnen kam über ihre Lippen. Die Gesichter der beiden Männer hinter der Frontscheibe kannte sie: Es waren die Killer, die sie verfolgten.
    Stürmischer Wind blies Havelka ins Gesicht, als sie am North Avenue Beach aus ihrem Wagen stieg. Sie stülpteden Kragen ihres Polizeianoraks hoch und zog sich die Strickmütze über die Ohren. Übel gelaunt zeigte sie einem jungen Uniformierten ihre Marke und stieg unter der Absperrung durch.
    Im nervösen Flackern der Rot- und Blaulichter ging sie zum Tatort, der bereits mit Scheinwerfern ausgeleuchtet war und am Ende einer Sackgasse am verschneiten Strand lag. Die Crime Scene Unit war schon bei der Arbeit.
    Sie nickte Detective Densmore zu, der sie neben der Leiche erwartete. Sein dunkler Mantel

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