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Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Titel: Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Owen Matthews
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Russland, begann als romantische Schwärmerei. Alles zuvor waren Abenteuer gewesen, folgenlos und aufregend. Was kommen sollte, würde ihm alles abverlangen, was er an Entschlossenheit aufbringen konnte.

    Mila lud Mervyn in die Wohnung ihrer Schwester Lenina am Frunsenskajaufer ein, ein sicheres Zeichen der wachsenden Ernsthaftigkeit ihrer Beziehung. Nach all den Jahren in Russland war Leninas Wohnung das erste Zuhause, das Mervyn besuchte. Bei allen seinen Freunden, selbst bei Wadim, war er immer nur in Junggesellenzimmer in der Universität oder kommunalkas wie die von Waleri Golowister eingeladen gewesen.
    Es war kühn von Mila, ihn einzuladen, und von Lenina, einen Ausländer in ihre Wohnung zu lassen. Mervyns sporadische KGB-Beschatter waren für beide eine Tatsache, und sie ignorierten sie fröhlich – doch sein Besuch konnte sich für Leninas einbeinigen Mann Sascha als gefährlich erweisen, der inzwischen Leiter der Finanzabteilung des Justizministeriums war. Doch Mervyn kam und wurde mit Schtschi, Fleischbällchen, Kuchen und Tee bewirtet und als Familienmitglied behandelt. Er wurde wieder eingeladen. Obwohl mein Vater ein gefährlicher Ausländer war und sich seltsam förmlich benahm, schlossen ihn Lenina, Sascha und ihre beiden halbwüchsigen Töchter schnell ins Herz.
    Der Sommer kam, und Mila lud Mervyn in die Datscha der Wassins nach Wnukowo ein, nur eine Autostunde vom Zentrum Moskaus entfernt, aber schon tief im russischen Hinterland mit seinem unendlichen Himmel, seinen endlosen Feldern, Außenklos und Wasser aus dem Brunnen. Bei strahlendem Sonnenschein half Mervyn Sascha, den Garten umzugraben und Kartoffeln zu setzen und Gurken zu pflanzen. An den Nachmittagen beschickten sie den Samowar mit Zweigen und Birkenrinde, tranken im schwindenden Licht rauchigen Tee und aßen dazu Konfitüre aus Schwarzen Johannisbeeren. Mila und Mervyn machten lange Spaziergänge in den Birkenwäldern, er im kurzärmeligen Hemd, sie in einem langen Baby-Doll-Kleid aus bedruckter Baumwolle, nachgeschneidert aus einer Zeitschrift.

    Ich war selbst einmal in der Datscha, mit acht, als meine Mutter mit mir und meiner kleinen Schwester nach Moskau gereist war. Ich fand es unglaublich spannend, in dem kleinen Holzhaus zu leben, in dem die Dielen knarrten, es überall nach Erde und Eingelegtem roch und in den Sonnenstrahlen der Staub tanzte. Die Sommertage im Norden schienen endlos, der Himmel war weit und wolkenlos. Doch so heiß es auch war, die Weizenfelder waren doch immer feucht und voller Frösche und Schnecken. Es gab einen kleinen Teich voller Miniaturbarsche. Einmal fing ich einen und brachte ihn in einem Marmeladenglas nach Haus. Mein kleiner Fisch starb über Nacht, und ich fühlte mich so schuldig, dass ich ihn feierlich in der schweren Erde des Gartens begrub.
    Der Garten verwilderte, trotz der Anstrengungen meines Onkels Sascha, ihn zu zähmen. Lenina schimpfte immer, er habe drei Säcke Kartoffeln gesetzt und zwei geerntet. Das hatte vielleicht auch damit zu tun, dass wir Jungs – seltsamerweise kann ich mich an keine Zeit des schüchternen Kennenlernens der Dorfjungs erinnern, wir waren sofort eine Bande – sie heimlich nachmittags, wenn die Erwachsenen schliefen, ausbuddelten, das Kartoffelkraut sorgfältig wieder in die Erde steckten und uns mit unserer Beute in die Wälder verzogen, wo wir die Kartoffeln in der Asche unseres Lagerfeuers brieten.
    Spätnachmittags gingen wir manchmal in die Wälder und sammelten Beeren und Pilze. Diese alte Gewohnheit schien Teil der russischen Psyche zu sein; jeder im Dorf sammelte wie besessen. Nach der luftigen Sommerhitze in den Feldern und auf den staubigen Wegen war es im Wald dunkel, still und moderig. Es war ein klassischer russischer Birkenwald, endlos und verwirrend und still. Nachdem mir einmal ein riesiger Tausendfüßler über die Hand gekrabbelt war, fürchtete ich mich immer davor, das Laub am Fuß der Bäume auf der Suche nach Pilzen beiseitezuschieben. Der russische Geist war hier, es roch nach Russland. Jenseits des Weges schien der Wald urweltlich, voller Schatten und Flüstern, ganz anders als die englischen Wälder.
    Der alte Samowar aus den Zeiten meines Vaters war noch da, und ich sammelte trockene Kiefernzapfen, um das Feuer zu entfachen, das das Wasser nie so zum Kochen zu bringen schien, wie es sollte. Wenn wir warmen Tee tranken und selbst gemachte Konfitüre dazu aßen, fragte ich Sascha nach dem Krieg und seinem Panzer. Er war ein

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