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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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erfüllt worden. Die Ereignisse der vergangenen beiden Tage waren ein tiefer Schock für sie. Im Verlauf von nur achtundvierzig Stunden war sie in einem dumpfen Raum eingeschlossen gewesen, war Zeugin von gewaltsamen Toden gewesen, hatte von der Ermordung ihres Gatten gehört und saß jetzt in einem ächzenden Karren auf dem Weg in die Wildnis. Sie hatte das Gefühl, ihr Verstand löse sich auf. Kalizkan, dem sie vertraut hatte und den sie gern gemocht hatte, war jetzt als Massenmörder entlarvt, ein Ungeheuer, das Kinder mordete. Die QUELLE allein wusste, was er mit ihr vorgehabt hatte. Sie schauderte.
    »Frierst du, Täubchen?« fragte Ulmenetha. Axiana nickte wie betäubt. Die Priesterin legte ihr eine Decke um die Schultern. Tränen stiegen Axiana in die Augen. Der Karren rumpelte über ein Loch in der Straße, und Axiana fiel halb gegen Ulmenetha. Die Priesterin fing sie auf. Axiana legte ihren Kopf an Ulmenethas Schulter.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
    »Ich weiß, mein Kind.«
    »Das Baby wird bald kommen. Ich habe solche Angst.«
    »Ich bin ja bei dir. Und du bist stark. Es wird alles gut werden.«
    Axiana holte tief Luft, dann setzte sie sich auf. Sie konnte Dagorian vorausreiten sehen und den Weg prüfen. Sie bewegten sich auf einen Wald zu, der die Berghänge bedeckte wie ein Büffelfell. Axiana warf einen Blick hinter sich. Usa konnte man nicht mehr erkennen.
    Die dunkelhaarige Pharis nahm einen roten Apfel aus einem Proviantbeutel und bot ihn Axiana an. Die Königin nahm ihn mit einem Lächeln an, dann betrachtete sie das Mädchen. Es war schrecklich dünn und unterernährt, aber ihr Gesicht war hübsch, mit großen braunen Augen. Axiana war einem gewöhnlichen Sterblichen noch nie so nahe gewesen. Sie musterte Pharis’ dünnes Kleid. Es war unmöglich zu sagen, welche Farbe es einmal gehabt hatte, denn jetzt war es ein schmutziges, lebloses Grau. An der Schulter, der Hüne und am Ellbogen war es zerrissen, und an den Handgelenken und am Ausschnitt arg zerfranst. Im Palast hätte man es nicht einmal als Putzlappen benutzt Sie streckte die Hand aus und berührte den Stoff. Er war rau und schmutzig. Pharis wich zurück, und Axiana sah, wie sich ihre Miene veränderte. Das Mädchen wandte sich ruckartig ab und setzte sich wieder zu Sufia. In diesem Moment bewegte sich das Kind in ihr. Sie schrie leise auf. Dann lächelte sie. »Er hat mich getreten«, sagte sie. Ulmenetha legte sanft ihre Hand auf Axianas geschwollenen Leib.
    »Ja, ich kann ihn fühlen. Er ist gierig nach dem Leben.«
    »Kann ich auch mal fühlen?« fragte die kleine Sufia und kam auf Händen und Füßen angekrochen. Axiana blickte in ihre hellen blauen Augen.
    »Natürlich«, sagte sie. Sie nahm die kleine, schmutzige Hand des Kindes und legte sie auf ihren Bauch. Einen Augenblick lang rührte sich nichts, dann trat das Baby wieder. Sufia quietschte vor Vergnügen.
    »Pharis, Pharis, komm, fühl mal!« rief sie.
    Pharis schaute hoch und sah der Königin in die Augen. Axiana lächelte und streckte die Hand aus. Pharis ging zu ihr, und folgsam trat das Baby wieder aus.
    »Wie ist es da reingekommen?« fragte Sufia. »Und wie kommt es wieder raus?«
    »Zauberei«, antwortete Ulmenetha rasch. »Wie alt bist du, Sufia?« fragte sie, um das Thema zu wechseln. Das Kind zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht. Mein Bruder Griss sagte, er wäre sechs. Und ich bin jünger als Griss.«
    »Wo ist dein Bruder?« fragte Axiana und strich Sufia über das schmierige blonde Haar.
    »Der Zauberer hat ihn weggebracht.« Plötzlich hatte sie Angst »Ihr lasst nicht zu, dass er mich auch wegholt, nicht wahr?«
    »Niemand wird dich wegholen, Kleine«, sagte Conalin wütend. »Ich bringe jeden um, der es versucht.«
    Das gefiel Sufia. Sie sah zu Conalin auf. »Kann ich mal den Wagen fahren?« bat sie.
    Pharis half ihr, über die Lehne zu klettern und Conalin nahm sie auf den Schoß und gab ihr die Zügel in die Hand.
    Axiana biss in den Apfel. Er war süß, wunderbar süß.
    Sie hatten gerade den Waldrand erreicht als sie das Donnern von Hufen hörten. Axiana sah sich um. Fünf Reiter kamen über den Hügel, der hinter ihnen lag.
    Dagorian galoppierte zurück zum Wagen, in seiner Hand glitzerte der Säbel.

 
Kapitel sieben
     
    Vellian war fünfzehn seiner neunundzwanzig Jahre lang ein Kämpfer gewesen und hatte Malikada und Antikas Karios zwölf Jahre davon gedient. Er hatte sich der ventrischen Armee zur Großen Expedition angeschlossen, dem

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