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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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er tun musste. Dabei war ihm vollkommen klar, dass er es nicht allein schaffen würde und dass Lucian der Einzige war, der ihm helfen konnte. Obwohl es ihn verdross, einen Mont um Hilfe zu bitten, war sein Wunsch, Evanjalin wiederzufinden, stärker.
    „Lucian“, zischte er. „Zieh dich an, Hurensohn. Nimm dein Schwert und deinen Bogen. Komm mit mir. Und bloß keine Widerrede.“
    „Bin längst angezogen. Das Schwert habe ich schon in der Hand. Du kommst spät, Höhlenmensch.“
    Finnikin ließ sich seine Überraschung nicht anmerken, als Lucian vors Zelt trat. Er trug Mütze, Wolljacke und eine lederne Hose. Er warf Finnikin einen Fellmantel zu, dann duckten sie sich hinters Zelt und beobachteten die drei Monts, die Wache hielten. Der Mond stand tief am Himmel und Finnikin war, als müsste er nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren.
    „Sollen wir zuerst dein Weib suchen oder den Jungen retten?“
    „Sie ist nicht mein Weib , Lucian, nur diese Hurensöhne von Monts laufen herum und drücken sich so aus.“
    „Heißt das, sie ist nicht dein Weib? Auch gut. So wie es sich anhört, könnte mir dieses Mont-Mädchen gefallen. Und da du ja offenbar nichts dagegen has t … Finnikin? Hast du mich etwa gerade auf den Rücken geschlagen? Falls nicht und du hast etwas anderes dagegengepresst, dann muss ich dich enttäuschen, ich interessiere mich nicht für Höhlenjungen. Aber ich könnte dich mit Torin aus meiner Sippe bekannt machen.“
    „Du redest zu viel, Mont! Halt die Klappe und schlag dir Evanjalin aus dem Kopf. Sie wird dir nie gehören.“
    Von ihrem Versteck aus sah Finnikin die Feuer der Flüchtlinge, die, von Saro und seinen Männern bewacht, an den Ausläufern der Hügel lagerten. Er fragte sich, wie sie wohl schlafen mochten nach einem Tag, der in Unfreiheit begonnen und in der Geborgenheit des eigenen Volkes geendet hatte.
    Lucian ging voran, als sie mit tastenden Schritten in Richtung Wald aufbrachen. Finnikin wusste, dass der Mont sich in dieser Gegend bestens auskannte. Nachdem er gesehen hatte, wie Lucian schon am Tage mit seinen Vettern gezecht hatte, ahnte er, dass sie so manche Nacht damit verbrachten, über die Stränge zu schlagen, weit weg von den wachsamen Augen der Erwachsenen.
    Sie wateten durch den Fluss und hielten ihre Waffen dabei hoch über dem Kopf. Nur ihr regelmäßiges Atmen und das Glucksen des Wassers durchbrachen die Stille. Als sie das charynitische Ufer erreicht hatten, gab Finnikin Lucian zu verstehen, dass sie nun dem Pfad folgen mussten, den die Soldaten durch das Dickicht des Waldes gebahnt hatten. Das dichte Laub ließ kaum einen Mondstrahl durch, und manchmal fassten sie sich an den Händen aus Angst, sie könnten einander verlieren. Zurückpeitschende Zweige schnitten ihnen ins Gesicht; oft strauchelten und stolperten sie über Baumwurzeln, die aus der Erde ragten.
    Plötzlich schien sich Lucian in Luft aufgelöst zu haben. Das dumpfe Geräusch, mit dem er auf dem Boden aufschlug, ließ Finnikin im Lauf innehalten. Er kniete nieder und tastete den Boden vor sich ab; dann spürte er eine Stelle, an der sich ein riesiges Loch auftat.
    „Lucian!“, flüsterte er. „Bist du da unten?“
    „Wo sonst?“, knurrte Lucian.
    „Psst! Kannst du etwas erkennen?“ Finnikin sah Lucians Umrisse nur vage, aber er hörte, wie er in der Dunkelheit herumkroch.
    „Hier unten ist nichts“, sagte Lucian. „Nur ein großes, leeres Loch. So wie die Erde riecht, wurde es erst vor Kurzem ausgehoben. Kannst du sehen, wie ich dir winke?“
    Finnikin hörte ganz in der Nähe einen Zweig knacken. „Sei still!“, zischte er. Er lag auf dem Bauch, hielt den Atem an und horchte gespannt auf weitere Geräusche.
    „Sag etwas“, flüsterte Lucian schließlich in die Stille hinein. „Ich werde mich an deiner Stimme orientieren und versuchen nach oben zu klettern.“
    Finnikin rutschte näher an den Rand der Grube heran, streckte den Arm aus und ließ sich mit dem halben Oberkörper in die Grube hinab, damit sich Lucian an ihm festhalten konnte, als plötzlich sein Bein von einer starken Hand gepackt wurde. Er drehte sich blitzschnell um und trat dem Angreifer, so fest er nur konnte, in den Magen. Er hörte ein überraschtes Aufstöhnen und griff nach seinem Dolch, aber der wurde ihm sofort aus der Faust geschlagen. Im nächsten Augenblick spürte er die Hand an seiner Kehle und einen Baumstumpf in seinem Rücken.
    „Bist du es, Finn?“, fragte sein Vater.
    Finnikin riss sich los und

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