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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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schubste Trevanion von sich fort. Er war wütend, dass sein Vater offenbar ohne ihn einen Rettungsversuch starten wollte. Neben Trevanion stand Perri, er krümmte sich vor Schmerzen, denn der Tritt in den Magen war heftig gewesen.
    „Lucian ist unten in der Grube“, murmelte Finnikin. Er legte sich wieder flach auf den Erdboden und streckte die Arme in den leeren Raum. Sein Vater hielt ihn an den Füßen fest, und als Lucians Kopf auftauchte, langte Perri hinunter und zog ihn am Kragen heraus.
    Einen Augenblick lang herrschte angespannte Stille.
    „Du hattest kein Recht, ohne mich zu gehen“, sagte Finnikin schroff.
    Trevanion packte ihn an der Jacke. „Was, denkst du, haben wir hier draußen vor?“, fragte er. „Denkst du, wir wollen hier einen kleinen Plausch mit den Wildtieren halten? Meinst du, es macht mir Spaß, dir vorzuführen, was ich besser kann als du? Meine Stärke liegt nicht in Fremdsprachen. Meine Stärke liegt im Töten. Das ist es, was ich am besten kann, und wenn wir jemals diesen Jungen wiedersehen wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu töten.“
    „Und Evanjalin?“
    Trevanion antwortete nicht. Stattdessen gab er Perri ein Zeichen voranzugehen, und sie folgten ihm bis zum Waldrand. Nicht weit entfernt sahen sie Fackeln, die an den vier Ecken der Baracke aufgestellt waren.
    „Wir warten hier“, sagte Trevanion leise und führte sie zu einem hohlen Baumstamm. In dem engen Versteck saßen sie dicht aneinandergedrängt. Eine Eule schrie, und allmählich kehrten die Geräusche der Nacht zurück. Tiere streiften umher, manche schlichen, manche huschten vorbei.
    „Wenn si e …“, setzte Finnikin an, aber Perri legte warnend einen Finger an die Lippen. Er deutete auf die Unterkünfte, dann zeigte er nach oben, um anzudeuten, dass die Soldaten vielleicht ganz in der Nähe Wachen in den Bäumen postiert hatten.
    Finnikin sah, wie Perri seinen Dolch zog, und er streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten.
    „Wenn sie hier draußen und nicht in der Baracke eingesperrt ist, dann finde ich es heraus“, sagte er. Er holte tief Luft, dann pfiff er.
    „Ihr habt ein gemeinsames Erkennungszeichen?“, fragte Trevanion ungläubig.
    „Stört es dich?“, fragte Finnikin zurück.
    „Ich kenne auch ein paar Pfiffe“, murmelte Lucian vor sich hin. „Manchmal verwechsle ich sie.“
    „Pfiffe sind für den Kampf, nicht um damit Frauen den Hof zu machen“, sagte Trevanion. „Frauen verstehen Pfiffe nicht.“
    „Psst! Psst!“ Finnikin stieß seinen Vater mit dem Ellbogen an. „Hast du das gehört?“
    Finnikin pfiff wieder und forderte die anderen auf, still zu sein. Sogar die Tiere der Nacht schienen ihm zu gehorchen. Sie warteten. Nichts.
    Doch dann hörten sie es, leise zwar, aber es bewegte sich auf sie zu. Finnikin hatte das Gefühl, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Atem holen zu können. Er grinste. „Ist sie nicht das klügste Mädchen im ganzen Land?“
    „Und eine ausgemachte Lügnerin und dazu völlig unberechenbar“, brummte Perri. Finnikin kroch aus dem Baumstumpf heraus, aber Perri war schon vor ihm auf den Beinen. „Lass mich das machen“, sagte er und war verschwunden.
    Finnikin wartete. Er musste daran denken, wie viel er ihr zu sagen hatte: dass vielleicht er selbst der Resurdus aus Seranonnas Prophezeiung war und den Bann am Haupttor von Lumatere brechen würde. Und dass sie, Evanjalin, das Licht in seinem manchmal so dunklen Herzen war, ein Licht, das ihm den Weg wies.
    Finnikin vernahm das Knirschen von Schritten und dann war sie da. Er hüllte sie in seinen Mantel und drückte sie an sich, bis ihre Herzen ruhig und im Gleichtakt schlugen und er ihre Lippen an seinem Hals spürte. Als er den Kopf beugte, sah er, dass sie verstört und erschöpft war.
    „Zurück zum Baum!“, befahl Perri.
    Lucian machte Platz und sie zwängten sich zwischen die anderen. Der Mont nahm seine Mütze ab und setzte sie Evanjalin sachte auf den Kopf. Sie betrachtete ihn für einen Moment. Als Finnikin sah, wie sie zitterte, zog er sie an sich und hielt sie warm.
    „Ich habe gestern Abend die Soldatenunterkunft aus der Ferne beobachtet“, flüsterte sie. „Dort gibt es einen Hof, den drei Männer bewachen, und einen Kettenhund. Die Wände sind hoch. Die übrigen Männer schlafen in der Baracke. Ich glaube, dass Froi dort gefangen gehalten wird.“
    „Was ist geschehen, Evanjalin? Wie konnten sie ihn erwischen?“, fragte Trevanion.
    „Sie haben uns beide erwischt“,

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