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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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Sagrami die Mädchen zu sich geholt hatten, dauerte es viele Monate, bis ich sicher war.“
    „Hat der Thronräuber nicht herausgefunden, wohin die Novizinnen verschwunden sind, und das Kloster der Sagrami angegriffen?“, fragte Finnikin.
    „Oh, er wusste es“, sagte sie voller Bitterheit. „Aber wenn es irgendjemanden in diesem Königreich gab, den er fürchtete, dann war es Tesadora. Ihre Mutter hatte das Königreich verflucht, und es gab Gerüchte, dass die Magie ihrer Tochter noch mächtiger sei.“
    Wie schon so oft in der vergangenen Woche hatte Finnikin auf einmal das Bedürfnis, jemanden mit bloßen Händen in Stücke zu reißen. Er wollte sich genau wie Trevanion und Perri nicht mehr an Moral oder Vorschriften halten. Gestern hatten sein Vater und einige der ranghöchsten Gardisten den Palastkerker besucht, um den Thronräuber und den Rest seiner Männer zu befragen. Finnikin hatte die Parteien ein paar Worte miteinander wechseln hören, dann hallte das Geschrei der Gefangenen im ganzen Palast wider. Er erinnerte sich an den Ausdruck in Sir Tophers Gesicht, als sie später die blutbespritzten Wände des Kerkers sahen. Es war eine Mischung aus Entsetzen und Genugtuung.
    „Ich würde gern ein Anliegen vorbringen, Finnikin, in Tesadoras Namen. Könntest du deinen Vater bitten, ein paar der Gardisten rund um das Kloster abzuziehen?“
    Finnikin schüttelte den Kopf. „Nicht, solange sich die Königin innerhalb dieser Mauern aufhält“, sagte er mit Nachdruck. „Tesadora wird sie bald einlassen müssen. Die Yata der Königin und die Monts wollen sie für eine kurze Zeit bei sich haben, bevor sie in den Palast zurückkehrt.“
    „Ihre Yata ist bereits bei ihr.“
    „Lady Beatriss“, sagte Finnikin und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen, „könnt Ihr nicht verstehen, dass es ein Problem ist, wenn der Oberste Ratgeber der Königin und der Hauptmann der Garde nicht direkt mit der Königin Verbindung aufnehmen können und nur von Euch über ihr Wohlbefinden unterrichtet werden?“
    Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. „Ich glaube, Finnikin, die Königin würde sich über deinen Besuch freuen und liebend gerne mit dir sprechen.“
    „Hat sie das gewünscht?“, fragte er leise.
    „Muss sie das denn?“ Diesmal klang sie tadelnd.
    „Finnikin wird bald mit der Königin sprechen“, sagte Sir Topher. „Nachdem er dem Beispiel seines Vaters gefolgt ist und sein Haar gestutzt wurde, sodass er etwa s … respektabler daherkommt.“
    Finnikin starrte seinen Mentor ungläubig an, doch dieser wich seinem Blick aus.
    „Jedenfalls erwartet das die Bevölkerung von einem Mann, der einmal die Königin heiratet“, fuhr Sir Topher fort.
    „Wie bitte?“
    Sir Topher seufzte. „Finnikin, ich weiß, dass ich offen vor Lady Beatriss davon sprechen kann. Das Volk von Lumatere möchte, dass die Königin auswähl t …“
    Finnikins wütendes Knurren ließ Sir Topher in seinen Ausführungen innehalten. „Die Menschen von Lumatere versuchen ihr Leben wiederaufzubauen. Das Letzte, worüber sie nachdenken, ist, wen die Königin zu ihrem Gemahl erwählt.“ Finnikin wusste, dass das eine Lüge war, denn er war während der letzten zwei Wochen oft gefragt worden, ob die Gerüchte darüber wahr seien.
    „Du liegst völlig falsch“, schalt ihn Lady Beatriss. „Die Königin bedeutet unserem Volk alles. Sie ist das Oberhaupt unseres Landes. Doch als unverheiratete Frau ist sie angreifbar. Spätestens wenn Lumatere die Wiedervereinigung unseres Volkes feiert, werden die Menschen ihre Entscheidung erwarten; nur wenn sie einen Gatten wählt, kann sie das Königreich regieren. Seit das Wort auf Vesties Arm auf eine Rückkehr hoffen ließ, war immer von dir die Rede.“
    „Und hatte ich in dieser Angelegenheit jemals eine Wahl?“ Er war aufgebracht, doch Beatriss schien das nicht aus der Fassung zu bringen.
    Sir Topher wirkte verärgert. „Finnikin, du hast sie von dem Moment an geliebt, als du den Berg in Sendecane hinaufgestiegen bist.“
    „Als sie Novizin war, keine Königin.“
    „Oh, ich verstehe.“ In Lady Beatriss’ Blick lag Enttäuschung.
    „Ich glaube nicht, dass Ihr das versteht, Lady Beatriss.“
    „Wenn du König wärst und sie eine einfache Novizin, hättest du sie zu deiner Königin gemacht?“, fragte sie.
    Diesmal konnte er nicht lügen. Nicht Beatriss gegenüber. „Ja“, sagte er leise.
    „Und dennoch kann die Königin dich umgekehrt nicht wählen?“
    Plötzlich fühlte er sich,

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