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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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Hauptmann dem Kapitän vor.
    Der blickte an Trevanion vorbei zum Pier, wo der Rest ihrer Gruppe saß. „Wollt Ihr einen Rat von mir?“
    „Nein!“, sagte Finnikin, nur um sich einen weiteren vielsagenden Blick seines Vaters einzuhandeln.
    „Ich gebe ihn Euch trotzdem“, sagte der Mann und spuckte erneut aus. „Lasst die anderen da. Besonders das Mädchen.“
    Weder Finnikin noch sein Vater gaben ihm eine Antwort.
    „Dann gebt mir aber bitte keine Schuld, wenn meine Männer oder die Yuts was von dem Mädchen wollen. Also, her mit dem Geld! Wir legen ab, sobald die Mannschaft an Bord ist.“ Nach diesen Worten stapfte der Kapitän davon.
    Finnikin sah die Andeutung eines Lächelns auf Trevanions Gesicht, als sein Blick zum Horizont wanderte. Er hatte in den Büchern am königlichen Hof Geschichten gelesen über die Hafenstadt Sif, wo tapfere Männer sich auf die Reise in die unentdeckte Welt jenseits ihres Landes machten. Manche glaubten die Geschichten von Feuer speienden Drachen und von Ozeanen, deren Wasser sich in einen riesigen Abgrund ergossen. Aber das waren bloß Ammenmärchen, die nur Hasenfüße abschrecken konnten.
    „Hast du dich eigentlich jemals gefragt, was dahinter liegt?“, sagte Finnikin.
    „Eine bessere Welt als unsere, hoffe ich“, antwortete Trevanion leise.
    „Ich finde, der Kaufmann hat Recht“, meinte Finnikin und blickte zum Pier. „Es wäre klüger, wenn wir sie hierließen. Yutlind ist ein sehr gefährliches Pflaster, und wenn ih r … wenn ihnen irgendetwas zustöß t …“
    Trevanion nickte zustimmend, während sie langsam auf die anderen zugingen. Evanjalin stand sofort auf, nahm ihr Bündel und deutete auf den Sack mit Verpflegung. „Mach dich nützlich, Froi“, sagte sie.
    „Ich überlasse es dir, ihr beizubringen, dass sie hierbleibt, Finn“, sagte Trevanion halblaut.
    Gütiger Himmel! Finnikin räusperte sich. „Wir werden in zehn Tagen zurück sein“, erklärte er mit fester Stimme.
    „Was meinst du mit ,zurück‘?“, fragte Evanjalin verblüfft. Sie versetzte Froi einen Stoß, um ihm Beine zu machen. „Wenn wir die Garde ausfindig gemacht haben, ist es doch viel sicherer und näher, über die belegonische Grenze zu gehen. Warum sollten wir hierher zurückkehren?“
    „Euretwegen.“
    Die Mannschaft der Myrinhall trottete an ihnen vorbei. So wie die Seeleute aussahen, hatten sie die Nacht durchgezecht. Sie machten einen zerrauften Eindruck und blickten finster drein, besonders als sie auf Evanjalin aufmerksam wurden. Sir Topher musterte die Männer voller Unbehagen.
    „Es ist sicherer für euch alle“, entschied Finnikin.
    „Ihr wollt uns zurücklassen?“, fragte Evanjalin ungläubig. „Hierher zurückzukehren wäre die reinste Zeitverschwendung!“, zürnte sie. „Wenn wir bei den Felsendörfern sind, haben wir bereits die halbe Strecke nach Belegonia hinter uns.“
    „Meinst du, ich wüsste das nicht, Evanjalin?“, sagte Finnikin und versuchte seine wachsende Ungeduld zu unterdrücken. Ihre Widerspenstigkeit forderte ihn heraus. „Es ist zu gefährlich. Angeblich bewachen Geistkrieger den Yack-Fluss und die stellen eine Bedrohung für jeden Fremden dar.“
    Froi setzte sich wieder, doch Evanjalin zog ihn hoch. „Wir bleiben nicht“, sagte sie. „Sir Topher, erklärt den beiden, dass wir auf keinen Fall hierbleiben.“
    „Wir wissen nicht genug über diese Leute, Evanjalin“, sagte Sir Topher. „Die Leute im Süden sind Yuts, sie haben nicht nur andere Lebensgewohnheiten als die Menschen im Norden, sie sprechen nicht einmal dieselbe Sprache. Es sind Eingeborenenstämme, deren König noch kaum jemand zu Gesicht bekommen hat. Sie werden Fremde in ihrem Land nicht allzu freundlich empfangen.“
    „Es gibt keine andere Möglichkeit“, sagte Finnikin. „Zu zweit können wir uns leichter verstecken und wir kommen auch schneller voran. Sobald wir Trevanions Männer gefunden haben, machen sie sich auf den Weg nach Belegonia, und wir kehren hierher zurück. Das schwöre ich dir, Evanjalin.“
    „Wenn einer dieser Clans dich in die Finger kriegt, bist du so gut wie tot“, fauchte Evanjalin wutentbrannt. Sie deutete auf Finnikin. „Du siehst wie ein Fremder aus. Wie einer aus dem Norden.“ Und zu Trevanion sagte sie: „Ihr mögt zwar ein hervorragender Krieger sein, Hauptmann, aber sie sind Euch zahlenmäßig überlegen. Überdies habt Ihr nichts, womit Ihr handeln könnt.“
    „Ach, und wenn du dabei bist, haben wir etwas zum Handeln?“,

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