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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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einen stechenden Schmerz in der Wunde. Sofort war Evanjalin an seiner Seite und reichte ihm die Hand. Obwohl er sich schwach fühlte, nahm er ihre Hilfe nicht an. Evanjalin ließ die Hand sinken.
    „Du solltest etwas essen, Finnikin“, sagte Sir Topher, der gerade dabei war, Frois Reisesack mit Beeren und gesalzenem Fisch aufzufüllen.
    Finnikin merkte, dass der Geistkrieger ihn unverwandt anstarrte. „Sind wir seine Gefangenen?“, fragte er.
    „Da musst du Evanjalin fragen.“
    Finnikin brachte es fast nicht über sich, sie direkt anzusehen. Im hellen Tageslicht zeigte sich nur zu deutlich, welche Spuren die Anstrengung der letzten Tage in ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Und das alles nur, weil sie ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt hatte.
    „Der Geistkrieger bleibt bei uns bis zum nächsten Wachposten auf der anderen Seite des Graslands“, erklärte sie leise. „Er wird uns führen.“ Sie ging zu Froi, der an einen Baum gelehnt dasaß und sich Beeren aus dem Proviant in den Mund stopfte.
    Trevanion reichte Finnikin eine Schüssel mit kaltem Eintopf, den er hungrig verschlang, während er zusah, wie sein Vater sein Bündel schnürte.
    „Wir sind einen Dreitagesmarsch vom ersten Felsendorf entfernt“, sagte Trevanion. „Der Yut wird uns nicht den Fluss hinauf, sondern durch das Grasland führen. Am Fluss hätten wir es mit zu vielen aufständischen Stämmen zu tun.“
    Sie waren tatsächlich nur einen Dreitagesmarsch von Trevanions Männern entfernt! Finnikin fragte sich, wie es ihm wohl erginge, wenn er in wenigen Tagen Balthasar oder Lucian wiedersehen würde. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie seine Freunde aussahen, auch wenn er in letzter Zeit immer häufiger an ihre gemeinsamen Gespräche gedacht hatte; diese Erinnerungen verfolgten ihn manchmal bis in den Schlaf.
    Er wollte seinem Vater eins seiner Bündel abnehmen, aber Trevanion weigerte sich, es ihm zu überlassen. „Ich kann auch etwas tragen“, protestierte Finnikin.
    Trevanion seufzte. „Sie hat Recht: Wenn ein Elternteil aus dem Flussland, das andere aus den Felsendörfern stammt, dann kann aus dem Kind nur ein richtiger Dickkopf werden.“
    Finnikin blickte hinüber zu Evanjalin, die gerade Froi einen Rüffel erteilte. „Kein Mädchen aus den Bergen hat das Recht, andere stur zu nennen.“
    Schwitzend kämpften sie sich durch den Dschungel. Ihre Kleider waren schweißnass und winzige Insekten klebten auf ihrer feuchten Haut. Finnikin hörte, wie Sir Topher immer wieder nach Luft rang. Sie versuchten Schritt zu halten mit ihrem Führer, einem jungen Mann, der Schmuck aus Menschenzähnen trug. Der Geistkrieger hatte ihnen versprochen, dass sie am Nachmittag des nächsten Tages das Felsendorf erreichen würden, in dem der Oberhäuptling der Yut lebte.
    „Der Herrscher von Yutlind Süd, sagst du?“, fragte Sir Topher und blieb kurz stehen, um zu verschnaufen.
    „Ich glaube, er bringt uns zur Höhlenfestung“, erklärte Evanjalin. Sie spritzte etwas Wasser aus ihrem Beutel in die Hände und wischte damit über Sir Tophers Stirn. Seit Finnikins Zurückweisung am Morgen hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Jedes Mal, wenn er sie ansah, musste er daran denken, wie sie die Geistkrieger um Gnade angefleht hatte und wie sie um sein Leben gebettelt hatte.
    „Er sagt, es gebe nur vier Felsendörfer in Yutlind Süd. Alle sind Kampfposten. Die Männer der Garde könnten für die Sache des Südens kämpfen“, fügte Evanjalin hinzu.
    „Großartige Idee, sich in einen völlig sinnlosen Krieg reinziehen zu lassen, der nun schon bald zehntausend Jahre andauert“, murrte Trevanion.
    Endlich ließen sie den dichten Dschungel hinter sich. Aber es wartete schon die nächste Mühsal auf sie. In dem weiten Grasland gab es nirgendwo Schatten spendende Bäume. Finnikin erinnerte sich später nur noch an die glühende Hitze und das Fieber, das kam und ging und wieder kam und ging. Was für eine Krankheit es auch immer war, er fürchtete, sie würde niemals vergehen.
    Am späten Nachmittag erreichten sie ein Nomadendorf. Finnikin konnte nicht entgehen, wie sehr sich diese Zeltstadt von den Flüchtlingslagern der Lumaterer unterschied. Hübsche, runde Segeltuchzelte in allen Regenbogenfarben waren über das weite Land verstreut. Frauen saßen in Grüppchen beieinander, nähten Tierhäute zusammen und warfen den Besuchern scheue Blicke zu.
    Trevanion ging zu den Männern des Dorfes, die auf Pferden die Siedlung umkreisten. Es waren edle

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