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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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genug. Heather war über alle Maßen über die bescheidene Leistung ihres Mannes erfreut. Daß er imstande war, Flüssigkeit zu schlucken, ohne dabei würgen zu müssen, bedeutete wahrscheinlich, daß seine Halsmuskulatur nicht die geringsten Lähmungserscheinungen aufwies. Ihr wurde klar, wie grundlegend ihr Leben sich verändert hatte, wenn schon ein so alltäglicher Vorgang wie das Trinken von Wasser ohne Würgen einen Triumph darstellte, doch diese grimmige Erkenntnis trübte ihre Freude nicht im geringsten. So lange Jack lebte, gab es die Möglichkeit, daß sie das Leben wieder aufnehmen würden, das sie einmal gekannt hatten. Bis dahin war es ein langer Weg. Ein Schritt nach dem anderen. Ganz kleine Schritte. Doch dieser Weg stand ihnen offen, und alles andere war im Augenblick unwichtig. Während Emil Procnow und Walter Delaney den Patienten untersuchten, rief Heather vom Telefon im Schwesternzimmer zu Hause an. Sie sprach zuerst mit Mae Hong und dann mit Toby und sagte ihnen, daß Jack wieder in Ordnung kommen würde. Sie wußte, daß sie die Wirklichkeit allzu rosig färbte, doch ein klein wenig positives Denken war für sie alle nur gut.
    »Kann ich ihn besuchen?« fragte Toby.
    »In ein paar Tagen, Schatz.«
    »Mir geht es schon viel besser. Schon seit heute morgen. Ich hin nicht mehr krank.«
    »Das werde ich beurteilen. Aber dein Dad braucht ein paar Tage, um wieder zu Kräften zu kommen.«
    »Ich bringe ihm Erdnußbutter- und Schokoeis mit. Das mag er am liebsten. In einem Krankenhaus gibt es das doch nicht, oder?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Dann sag Dad, daß ich ihm welches mitbringe.«
    »Klar«, sagte sie.
    »Ich will es selbst kaufen, von meinem Taschengeld.«
    »Du bist ein braver Junge, Toby. Weißt du das?«
    Seine Stimme wurde leise und schüchtern. »Wann kommst du nach Hause?«
    »Ich weiß es noch nicht, Schatz. Ich bleibe noch eine Weile hier. Wahrscheinlich erst, wenn du schon im Bett bist.«
    »Bringst du mir etwas aus Dads Zimmer mit?«
    »Was meinst du?«
    »Irgend etwas aus seinem Zimmer. Ganz egal, was. Einfach etwas, das in seinem Zimmer war, damit ich es ansehen kann und weiß, daß es ein Zimmer gibt, in dem er ist.«
    Die tiefe Unsicherheit und Furcht, die die Bitte des Jungen enthüllte, war fast mehr, als Heather ertragen konnte, ohne die gefühlsmäßige Beherrschung zu verlieren, die sie bislang mit eisernem Willen aufrecht erhalten hatte. Ihre Brust zog sich zusammen, und sie mußte schlucken, bevor sie zu antworten wagte. »Klar, ich bringe dir etwas mit.«
    »Wenn ich schon schlafe, weckst du mich.«
    »Okay.«
    »Versprochen?«
    »Ich verspreche es dir, Kleiner. Jetzt muß ich aufhören. Sei lieb zu Mae.«
    »Wir spielen Rommé.«
    »Aber nicht um Geld, oder?«
    »Nur um Salzstangen.«
    »Gut. Ich möchte nicht, daß du eine gute Freundin wie Mae bis auf den letzten Heller ausnimmst«, sagte Heather, und das Kichern des Jungen war süße Musik in ihren Ohren. Um den Schwestern nicht im Weg zu stehen, lehnte Heather sich neben der Tür, die aus der Intensivstation führte, an die Wand. Von dort konnte sie Jacks Kabine sehen. Deren Tür war verschlossen, und die Fenster zum Schwesternzimmer waren mit Vorhängen verhangen. Die Luft in der Intensivstation roch nach verschiedenen Desinfektionsmitteln. Sie hätte mittlerweile eigentlich an diese adstringierenden und metallischen Gerüche gewöhnt sein müssen. Statt dessen erzeugten sie eine immer stärkere Übelkeit in ihr und hinterließen auch einen bitteren Geschmack. Als die Ärzte endlich aus Jacks Kabine traten und zu ihr kamen, lächelten sie, doch Heather hatte das beunruhigende Gefühl, daß sie schlechte Nachrichten brachten. Ihr Lächeln endete an ihren Mundwinkeln; in ihren Augen lag etwas Schlimmeres als Kummer - vielleicht Mitleid. Dr. Walter Delaney war in den Fünfzigern und wäre eine perfekte Besetzung für die Rolle des klugen Vaters in einer TV-Komödie der frühen sechziger Jahre gewesen. Braunes Haar, das an den Schläfen grau wurde. Ein stattliches, wenn auch weiches Gesicht. Er strahlte eine stille Autorität aus und war dabei gleichzeitig so entspannt und freundlich wie Ozzie Nelson oder Robert Young.
    »Sind Sie in Ordnung, Heather?« fragte Delaney.
    Sie nickte. »Ich stehe es schon durch.«
    »Wie geht es Toby?«
    »Kinder sind unverwüstlich. Er kommt schon klar, solange er nur in ein paar Tagen seinen Dad sehen kann.« Delaney seufzte und fuhr mit einer Hand über sein Gesicht.
    »Mein Gott,

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