Wintermond
warf einen Blick auf den Brief - »Eduardo nicht mal gekannt. Das ist doch verrückt. Ich meine, mein Gott, es ist wunderbar, aber es ist verrückt. Er vererbt seinen gesamten Besitz jemandem, den er gar nicht gekannt hat?«
Heather war nicht imstande, sitzen zu bleiben, die Aufregung war zu groß, und so erhob sie sich und ging zum Kühlschrank.
»Paul Youngblood meint, die Idee habe Eduardo gefallen, weil er selbst vor acht Jahren alles von seinem ehemaligen Boß geerbt hat, was für ihn eine absolute Überraschung war.«
»Der Teufel soll mich holen!« sagte Jack verwundert.
Sie nahm die Flasche Sekt heraus, die sie im Gemüsefach versteckt hatte, wo Jack sie nicht finden würde, bevor er die Nachricht von ihr erfuhr. Er hatte nicht vorzeitig wissen sollen, daß sie einen Grund zum Feiern hatten.
»Youngblood zufolge wollte Eduardo dich damit überraschen, weil...na ja, er schien es als einzige Möglichkeit anzusehen, die Freundlichkeit seines Bosses zu vergelten.«
Als sie zum Tisch zurückkehrte, bedachte Jack die Sektflasche mit einem Stirnrunzeln. »Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, ich springe vor Freude bald unter die Decke, aber...«
»Tommy«, sagte sie.
Er nickte. Sie zog die Folie von der Sektflasche ab. »Wir können ihn nicht zurückholen«, sagte sie.
»Nein, aber...«
»Er würde wollen, daß wir uns darüber freuen.«
»Ja, ich reiß. Tommy war ein toller Bursche.«
»Also freuen wir uns.«
Er sagte nichts. Sie löste den Drahtverschluß, der den Korken hielt. »Wir wären verrückt, wenn wir uns nicht freuen würden.«
»Ich weiß.«
»Es ist ein Wunder, und es kam genau in dem Augenblick, als wir es gebraucht haben.«
Er starrte den Sekt an.»Es geht nicht nur um unsere Zukunft«, sagte sie, »sondern auch um Tobys.«
»Jetzt kann er seine Zähne behalten.«
Heather lachte. »lack, es ist ein Wunder«, sagte sie. Endlich war sein Lächeln breit und ohne Vorbehalte. »Das kannst du laut sagen jetzt müssen wir uns nicht ständig seine Beschwerden anhören, daß er auf den Felgen kauen muß.«
Sie entfernte den Draht von dem Korken. »Auch wenn wir so viel Glück nicht verdient haben - Toby hat es verdient.«
»Wir alle haben es verdient.« Er stand auf, ging zum Schrank und nahm ein sauberes Abtrocktuch heraus. »Warte, laß mich das machen.« Heather gab ihm die Flasche, und er legte das Tuch darüber. »Könnte in die Luft gehen.« Er drehte den Korken, und es knallte, aber der Sekt sprudelte nicht aus dem Flaschenhals.
Sie holte zwei Gläser, und er füllte sie.
»Auf Eduardo Fernandez«, sagte sie als Trinkspruch.
»Auf Tommy.«
Sie standen neben dem Tisch und tranken, und dann küßte er sie leicht. Ihre schnelle Zunge war süß vor Sekt. »Mein Gott, Heather, weißt du, was das bedeutet?«
Sie setzten sich wieder. »Zum Beispiel«, sagte sie, »daß wir beim nächsten mal in ein Restaurant gehen können, in dem sie das Essen auf Tellern und nicht in Pappbehältern servieren.«
Seine Augen leuchteten, und sie freute sich, ihn so glücklich zu sehen. »Wir können die Hypotheken ablösen, alle Rechnungen bezahlen, Geld für Toby zurücklegen, wenn er eines Tages aufs College geht, vielleicht sogar Urlaub machen - und das alles nur von dem Bargeld. Wenn wir die Ranch verkaufen...«
»Sieh dir die Fotos an«, drängte sie, griff nach ihnen und breitete sie vor ihm auf dem Tisch aus.
»Sehr schön«, sagte er.
»Besser als schön. Es ist wunderbar, Jack. Sieh dir die Berge an! Und sieh dir dieses Foto an - hier, aus diesem Winkel aufgenommen. Wenn man vor dem Haus steht, kann man unendlich weit sehen!«
Er sah von den Schnappschüssen auf und begegnete ihrem Blick.
»Was höre ich da ?«
»Wir müssen es nicht unbedingt verkaufen.«
»Willst du dort wohnen?« fragte Jack. .
»Warum nicht?«
»Wir sind Stadtmenschen.«
»Und wir hassen die Stadt.«
»Sind unser ganzes Leben Angelenos gewesen«, wandte Jack ein. »L. A. ist auch nicht mehr das, was es einmal war.«
Sie merkte, daß die Idee ihn faszinierte, und ihre eigene Aufregung wurde noch größer, als ihre Sichtweisen sich anzunähern begannen.
»Wir wünschen uns schon seit geraumer Zeit eine Veränderung«, sagte er. »Aber an eine so große Veränderung habe ich nie gedacht.«
»Sieh dir die Fotos an. . «
»Ja, sicher, es ist ganz toll da. Aber was sollen wir da machen? Es ist viel Geld, aber es wird nicht ewig reichen. Außerdem sind wir jung wir können uns nicht einfach zur Ruhe setzen, wir
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