Wintermond (German Edition)
wandte er sich um und schaute in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war. Ein dunkelhaariger Typ saß an einem der Tische und hielt sein leeres Glas in die Höhe. Alex folgte dessen Blick und erkannte daraufhin, dass der Typ offenbar mit seinem Kumpel, der gerade an der Bar stand, kommunizierte und ihm mit seiner Geste verdeutlichte, dass dieser ihm einen weiteren Cocktail mitbringen sollte. Daraus resultierend war Alex gar nicht gemeint gewesen. Also wandte er sich wieder um und begann schon weiter zu gehen, bevor er sich überhaupt vollständig umgedreht hatte. Deshalb erschrak er umso mehr, als er plötzlich gegen jemanden rannte, aufschaute und daraufhin in die blauen Augen eines dunkelhaarigen Mädchens blickte.
„Entschuldigung!“, sagte Alex schnell, trat einen Schritt zur Seite und ließ ihr den Vortritt.
„Schon okay“, erwiderte sie, lächelte schüchtern und ging an Alex vorbei in Richtung der Toiletten.
Alex schaute ihr noch einen Moment lang nach, bevor er sich erneut umwandte und sich wieder auf den langen Tresen konzentrierte. Er blickte von einem Barhocker zum nächsten und entdeckte schließlich einen freien Sitz am hinteren Teil des Tresens. Schnell beschleunigte er seine Schritte - aus Angst, den gerade erst freigewordenen Platz vor der Nase weggeschnappt zu bekommen. Schon beim Gehen befreite er sich aus seiner Jacke, streckte seinen Arm aus und legte sie, so früh er konnte, auf den freien Sitzplatz, um ihn mit dieser Geste für sich zu reservieren. Dann folgte er seinem ausgestreckten Arm, umrundete den Hocker und ließ sich tief ausatmend auf ihm nieder. Vor ihm stand noch ein fast leeres Cocktailglas, dessen Boden mit einem Rest roter Flüssigkeit gefüllt war. In ihr schwamm eine abgeknabberte Orangenschale. Alex schob das Glas zur Seite und ließ seine Hände daraufhin auf dem Tisch ruhen. Während er auf die Bedienung wartete, nutzte er den freien Moment dafür, sich noch einmal gründlicher umzuschauen. Viele verschiedene Charaktertypen waren am heutigen Abend in der Bar vertreten. An einem Tisch sah er zwei Männer in Anzügen, die geschäftlich unterwegs zu sein schienen. Vermutlich hoffte einer der beiden, den anderen mit Hilfe von etwas Alkohol von irgendeinem Projekt oder einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Zwei Tische weiter saßen drei junge Mädchen. Sie sahen unterschiedlich alt aus. Einer der Stühle war leer. Wahrscheinlich waren es Studentinnen oder Berufsschülerinnen, die nun die neusten Infos des Alltags miteinander austauschten. Gerade, als Alex seinen Blick wieder von diesem Tisch abwenden wollte, sah er die Brünette, gegen die er vorhin versehentlich gerannt war, zurück zu ihren Freundinnen kehren und konnte beobachten, wie sie ihre weiße Bluse zurecht rückte und ihre kleine schwarze Handtasche auf ihrem Schoß ablegte. Alex lächelte. Sie war hübsch, wenn auch nicht ganz sein Geschmack. Einer von den Nachbartischen der Mädels-Clique wurde gerade von einer rothaarigen Bedienung abkassiert. Sie hielt einen kleinen Zettel in der Hand und machte unentwegt irgendwelche Gesten mit ihren Händen, als ob sie so von ihrer Unsicherheit ablenken wollte, weil an dem Tisch nur junge Männer saßen. Alex musterte die Bedienung von oben bis unten und sein Blick blieb schließlich an ihrem Po hängen, der sich hinter einer engen, körperbetonenden Jeans verbarg. Sie hatte eine tolle Figur, woran ihr Hintern nicht gerade unbeteiligt war. Nachdem sie noch eine Weile mit den männlichen Gästen geplaudert hatte, nahm sie das Geld entgegen, was ihr einer der Typen hinhielt, steckte es ein und reichte lächelnd etwas Kleingeld zurück. Dann drehte sie sich um, so dass Alex nun einen Blick auf ihr jugendliches Gesicht und dann auf ihre Oberweite werfen konnte. Sie hatte wohlgeformte Brüste, nicht zu klein und nicht zu groß. Doch anders als erwartet, reizte ihn dieser Anblick nicht sonderlich. Seiner Meinung nach lag es daran, dass ihm der Hintern einer Frau wichtiger war als ihre Brüste. Alex beobachtete sie noch eine Weile und wandte sich dann wieder um. Er seufzte leise auf und wurde gleich darauf von einer freundlichen Stimme angesprochen.
„Was darf’s denn sein?“, fragte ihn die männliche Bedienung hinter dem Tresen.
Alex sah zu dem Kerl auf und schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er entdeckte einen kleinen silbernen Ring an dessen rechter Hand, der in dem schwachen Licht immer wieder aufblitzte, während sein Besitzer verschiedene Spirituosen mit ein paar
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