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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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postpubertär und übertrieben einzustufen. Genau das machte den Blonden nochmals um einiges wütender. Er fühlte sich unverstanden und ausgegrenzt. Er konnte nicht verstehen, warum Jo Ben in jeglichen Punkten Recht gab.
    Zornig drehte er sich zu seinem Vater um und funkelte ihn mit zu Schlitzen verformten Augen an.
    „Du glaubst mir nicht?“, fragte er ungläubig.
    „Alexander, bitte!“, meinte Jo und machte mit seiner Hand eine besänftigende Geste.
    Doch der Blonde ignorierte dies. In ihm ballte sich eine ungeheure Wut zusammen, die sich nun mehr an seinen Vater als gegen Ben richtete.
    „Frag ihn doch!“, befahl er aufgebracht und streckte seine verletzte Hand dabei in Bens Richtung aus.
    „Sei nicht albern!“, erwiderte Jo streng.
    Er blickte an Alex vorbei und warf Ben ein kurzes Lächeln zu, das so aussah, als ob er sich wortlos für Alex’ Verhalten entschuldigen wollte.
    „Glaubst du mir nicht oder willst du mir nicht glauben?“, fragte Alex seinen Vater wütend. „Du hast sicher nur Schiss, dass es wahr sein könnte und dein Spitzenpraktikant sich damit als jemand herausstellt, den du nicht in deiner Villa haben willst. Hab’ ich Recht?“
    „Ach, hör schon auf!“, meinte Jo und ging an ihm vorbei zu Ben.
    Alex folgte Jos Schritten mit seinem Blick und fand sich nun gegenüber den beiden anderen wieder. Diese Position war nahezu passend, denn sie stellte das Verhältnis von Jo zu Ben und Alex genau so dar, wie es war. Alex musste heuchlerisch grinsen und begann dabei fassungslos den Kopf zu schütteln. Er starrte kurz gen Boden, bevor er wieder zu seinem Vater aufsah und Ben dabei vollkommen ignorierte.
    „Und ob ich Recht hab’! Eigentlich ist es doch ein Wunder, dass Ben noch immer hier ist. Aber Leistungen gehen bei dir ja über alles“, sagte Alex und lachte kurz höhnisch auf. „Nicht wahr, Vater?“
    „Dein Benehmen ist alles andere als reif“, griff Jo ihn daraufhin von vorne an.
    „Warum bin ich denn so?“, fragte Alex. „Gibt’s dafür nicht irgendeinen Grund?“, er stockte kurz. „Hm ... lass mich mal überlegen...“ Er führte seinen Zeigefinger an sein Kinn und spielte mit dieser Geste vor, sehr nachdenklich zu sein.
    Dann nahm er seine Hand wieder herunter und fuhr fort: „Warst du das nicht, Vater? Hast du mir nicht jahrelang eingetrichtert, wie abartig Schwule sind? Warst du nicht sogar derjenige, der Angst hatte, Sebastian könnte schwul sein, weil wir so viel miteinander unternommen haben? Hast du mich da nicht gewarnt? Oder hast du mir sogar gedroht? Ich weiß es nicht mehr genau ...“, er pausierte erneut und führte seine schauspielerische Leistung gekonnt fort. „ Diese Sorte Menschen sollte man einsperren “, sprach er in verstellter Stimme. „Hast du das nicht gesagt, als ein schwules Pärchen an unserem Nachbartisch saß, als ich noch ein kleiner Junge war? ... Die gehören nicht in unsere Gesellschaft “, wiederholte er dann weitere Worte seines Vaters aus der Vergangenheit.
    Jo stand währenddessen wortlos da. Er sah entsetzt aus und war etwas blass geworden.
    Ben rührte sich gar nicht mehr. Die gesamte Situation schien ihm unangenehm zu sein.
    „Was also ist an Ben so besonders?“, hakte Alex wütend nach. „Was hast du nur mit ihm? Er ist genau so ’ne beschissene Schwuchtel!“
    „Vielleicht habe ich meine Denkweise etwas geändert“, erwiderte Jo und schien dabei sachlich klingen zu wollen.
    Doch Alex spürte, dass sein Vater ungewohnt unsicher war.
    „Das glaub’ ich nicht“, entgegnete Alex. „Ich glaub’ eher, dass du verdrängst, wie schwul Ben doch ist, weil er für dich einen perfekten Mustersohn darstellt.“
    Jo sah ihn an und schien das erste Mal nicht zu wissen, was er erwidern sollte. „Ich möchte diese Diskussion an dieser Stelle beenden“, sagte er dann entschlossen.
    „Er hat mich angefasst!“, wiederholte Alex sich zornig. „Und ich will, dass er aus diesem Haus verschwindet!“
    Seine eigenen Worte schmerzten ihn auf eine seltsame Art und Weise, dennoch sprach er genau das aus, was er fühlte. Er wollte Ben nicht mehr sehen. Er hatte genug davon, wie sehr Jo den Dunkelhaarigen bevorzugte. Außerdem wollte er, dass dieses merkwürdige Gefühl aus ihm verschwand. Er wollte wieder er selbst sein und sich nicht länger mit seiner möglichen neuen Neigung auseinandersetzen. Ben sollte verschwinden und damit all das, was zwischen ihm und dem Dunkelhaarigen passiert war. Alex war an einem Punkt angelangt, an dem er

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