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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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nicht mehr weiter wusste und sich seinen Gefühlen auf gar keinen Fall hingeben wollte, es auch nicht konnte.
    Ben musste weg, damit all diese Gefühle wieder aus ihm verschwinden würden.
    Jo schwieg einen Moment lang und warf Ben dabei einen intensiven Blick zu. Dabei leuchteten in seinen Augen tatsächlich für wenige Sekunden Zweifel und Skepsis auf. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, brauchte letztendlich allerdings mehrere Anläufe. Schließlich räusperte er sich noch einmal kräftig und fragte Ben dann: „Ist das wahr?“
    Es waren nur drei Worte und eine simple Frage. Doch diese wenigen Worte genügten, um Jos missachtende Einstellung gegenüber Schwulen durchschimmern zu lassen. Genau das musste auch Ben gemerkt haben, der daraufhin den Blick senkte.
    Alex starrte ihn an und begann zu befürchten, dass der Dunkelhaarige zu viel sagen könnte. Ben sah bemitleidenswert aus. Alex fühlte sich erhaben, doch gleichzeitig durchfuhr ihn ein unangenehmer Schauer, während er Ben betrachtete. Auch dieses Gefühl konnte er nicht richtig zuordnen. Es fühlte sich an, als ob sich ein schlechtes Gewissen durchzukämpfen versuchte, das er allerdings nicht zulassen konnte, weil er dafür zu aufgewühlt und wütend war.
    Ben hob seinen Kopf wieder und biss sich auf die Unterlippe. Er mied Jos Blick und schaute stattdessen in Alex’ Richtung. Ihre Blicke trafen sich, wodurch das brennende Gefühl in Alex blitzartig stärker wurde. Ben sah verletzt aus, seine Augen wirkten vorwurfsvoll und enttäuscht. Alex erkannte den Dunkelhaarigen kaum wieder. In solch einer Verfassung hatte er ihn bislang noch nie gesehen. Der feste Blick Bens durchbohrte ihn förmlich und traf unhinderlich in sein Herz, in dem sich nun ein stechender Schmerz ausdehnte und Alex’ Wut in etwas anderes verwandelte. Etwas, wie Mitgefühl.
    „Ja“, war schließlich Bens selbstbewusste Antwort. „Das ist wahr.“
    Der Dunkelhaarige wandte den Blick nach wie vor nicht von Alex ab. Der Blonde hingegen schielte kurz in Jos Richtung und konnte sehen, wie sich das blanke Entsetzen auf dessen Antlitz legte und sich sämtliche seiner Gesichtsmuskeln aufgebracht anspannten. Jo schien fassungslos über Bens Offenheit zu sein. Allerdings schien er sich ebenso schnell wieder zu beruhigen. Er räusperte sich ein weiteres Mal und machte dabei eine unklare Geste.
    Alex und Ben starrten sich weiterhin an und Alex befürchtete noch immer, dass Ben weitere Details zu dem Thema ausplaudern und sich auf diese Weise bei ihm rächen würde. Er wartete schon fast darauf, dass dies geschah, doch machte Ben gar keine Anstalten dazu. Die Augen des Dunkelhaarigen sagten in jenem Moment mehr als Worte. Alex fühlte sich schuldig, aber auch etwas siegessicher.
    „Ben?“, brach Jo schließlich die Stille.
    Der Angesprochene wandte sich daraufhin etwas verzögert zu Jo um. Alex beobachtete die beiden und war gespannt auf das, was passieren würde.
    „Ben, sei mir nicht böse, aber mein Sohn geht in diesem Fall vor“, begann Jo.
    „ In diesem Fall ...“, wiederholte Alex kopfschüttelnd, schwieg aber gleich darauf wieder. Er wusste, dass Jo ihn „in diesem Fall“ nur als Vorwand benutzte.
    „Ich habe alles in meiner Macht stehende versucht, damit ihr beiden miteinander zurecht kommt, aber anscheinend habe ich mir das zu leicht vorgestellt“, er pausierte kurz. „Ich will dich und dein Können allerdings nicht aufgeben, denn dafür bist du definitiv zu gut. Deshalb schlage ich vor, dass du in meinem Büro in der Innenstadt weiter arbeitest und ich dir für die letzten Tage deines Praktikums ein Hotel suche. Du kannst gleich morgen dort anfangen. Ich werde meine Kollegen darüber informieren.“
    Alex grinste zufrieden, obwohl es in seinem Inneren ganz anders aussah. Dieses Gefühl ignorierte er jedoch.
    Ben stand mit zusammengepressten Lippen da. Er erwiderte Jos Blick nicht allzu lange, sondern schaute gleich darauf wieder in Alex’ Richtung.
    „Sei mir nicht böse, Ben!“, fügte Jo sachlich klingend hinzu. „Aber das wird das Beste für alle Beteiligten sein.“
    Ben nickte und blickte Alex fest in die Augen.
    „Zufrieden?“, fragte er und klang enttäuscht.
    Alex musste stark schlucken und sich zusammenreißen, um seinem Vater nicht versehentlich einen Blick hinter seine Fassade zu gewähren. Er blieb kalt und ausdruckslos.
    „Und wie!“, erwiderte er mit hochgezogener Augenbraue.
    Er wusste selbst, wie arrogant er in jenem Moment wirken musste, doch

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