Wintermond (German Edition)
Konversation lediglich von Bens Handy handelte. Er wich Jos Blick jedoch nicht aus, schaute stattdessen skeptisch zurück.
„Mein Handy“, erwiderte er gefasst, obwohl er sich innerlich sehr über das Auftauchen seines verschwundenen Telefons freute. „Ja, das hab’ ich dann wohl gestern hier liegen lassen.“
Er hob seinen Arm und streckte seine Hand nach dem besagten Gegenstand aus, doch zeitgleich zog Jo das Handy in einer flinken Bewegung zurück.
„Jo, was soll das?“, fragte Ben und konnte nicht verhindern, dass er nun etwas genervt klang.
„ Was das soll? “, wiederholte Jo seine Frage und lachte gleich darauf zynisch auf. „Was das soll ...“, er schüttelte seinen Kopf in einer Geste absoluter Fassungslosigkeit. „Die Frage sollte ich besser dir stellen. Meinst du nicht?“
Ben fühlte sich auf den Arm genommen. Er verstand nicht, was los war und kam sich dabei vollkommen hilflos vor. Jo schien ziemlich wütend zu sein und dafür offenbar auch einen Grund zu haben, den Ben jedoch nicht kannte.
„Jo, wirklich ...“, versuchte er es deshalb und machte dabei unklare Gesten mit seinen Händen. „Ich hab’ keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Na, dann werde ich deiner Erinnerung wohl ein wenig auf die Sprünge helfen müssen“, erwiderte Jo kühl.
Daraufhin nahm er Bens Telefon in beide Hände und drückte auf einigen Tasten herum.
„Hey!“, warnte Ben ihn daraufhin etwas lauter und streckte seine Hand erneut nach seinem Handy aus, griff aber auch dieses Mal ins Leere. „Das ist privat!“
„Angst?“, fragte Jo und zog provozierend eine Augenbraue in die Höhe. „Wovor denn?“
Ben schnaubte wütend. Er fühlte sich weder ernst genommen noch respektiert. Am liebsten hätte er Jo seine ehrliche Meinung zu diesem Verhalten gesagt, hielt es in Anbetracht der seltsamen Situation jedoch für besser, lieber zu schweigen. Also wartete er ab und war gespannt auf die Ursache für Jos Überreiztheit.
Es glich einer halben Ewigkeit, bis Jo endlich das gefunden zu haben schien, wonach er gesucht hatte. Daraufhin drehte er das Handy in seiner Hand so, dass das Display in Bens Richtung zeigte und hielt das kleine Telefon dabei direkt vor dessen Augen. Ben schielte zunächst noch etwas verärgert zu Jo auf, bevor er seinen Blick schließlich senkte und auf das Display schaute.
Dann erschrak er. Ein unangenehmer Schauer durchfuhr ihn, begründet durch absolutes Entsetzen und Verständnislosigkeit.
Er entnahm einer gespeicherten Kurzmitteilung eine ganz bestimmte Zahlenreihenfolge. Es waren jene Zahlen, die die Kombination zum Öffnen von Jos Safe darstellten: „ 2312 “
„Wie kommt das in mein Handy?“, fragte Ben irritiert und fühlte sich dabei wie in einem schlechten Traum, aus dem er nicht selbstständig aufwachen konnte. Gleichzeitig brauten sich viele Fragen in seinem Kopf zusammen. Er wunderte sich tatsächlich, wie die Safekombination in sein Handy gelangt war, doch gab es zusätzlich wesentlich wichtigere Fragen. Dass er die Kombination in seinem Telefon hatte, war eine Sache, doch verstand er dabei noch immer nicht, was Jo dabei ein so großes Problem bereitete, dass er derart wütend war. Ungeachtet dessen fragte er sich auch, was Jo überhaupt dazu veranlasst hatte, sein Handy zu durchsuchen.
„Du scheinst das ja schon länger geplant zu haben“, sagte Jo und klang dabei unpassend ruhig.
„Was?“, schoss es daraufhin ungehemmt aus Ben.
Erneut begann Jo höhnisch aufzulachen. Dann fuhr er sich mit seiner Zunge über die Unterlippe, nahm das Handy wieder herunter und ließ es zurück in seine Anzugtasche gleiten. Ben folgte dieser Geste mit seinem Blick und kam sich dabei vor, als ob er über Nacht in einen falschen Film katapultiert worden wäre.
„Ich habe dein Handy heute früh neben meinem Safe gefunden. Genau dort hast du es nämlich liegen lassen und dabei wohl auch vergessen, deine kleine, digitale Notiz zu löschen. Wahrscheinlich bist du zu aufgeregt und nervös gewesen“, sagte Jo trocken.
Ben konnte den Worten kaum folgen. Mühselig versuchte er sich einen Reim aus ihnen zu bilden und ahnte plötzlich nichts Gutes. Er konnte sich denken, was passiert war, und wusste auch, auf wen das zurückzuführen war.
„Ich hab’ weder die Zahlen abgespeichert, noch mein Handy neben deinem Safe liegen lassen“, gab er aufgebracht zurück.
„Wüsste ich es nicht besser, würde ich dir sogar glauben. Du klingst wirklich authentisch“, erwiderte Jo
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