Wintermond (German Edition)
unberührt.
„Tz...“, machte Ben daraufhin, presste seine Lippen vor lauter Entsetzen fest zusammen und wandte den Blick kurz ab. Seine Augen waren weit aufgerissen und er musste sich wirklich zusammenreißen, nicht über die Ironie seines Schicksals zu lachen. „Das liegt vielleicht daran, dass ich die Wahrheit sage?“, fügte er dann hinzu.
„Außer dir kennt niemand die Safekombination“, war Jos knappe Antwort.
Ben war innerlich vollkommen aufgewühlt. Er wusste, dass Alex für die Sache mit seinem Handy verantwortlich sein musste. Dennoch riss er sich mit all seiner Disziplin zusammen, um nicht vollkommen die Fassung zu verlieren.
„Okay ...“, sagte er dann und versuchte sich selbst zu beruhigen. Er hob seine Hände in einer besänftigenden Geste und fragte schließlich: „Das ist aber nicht das einzige Problem, oder?“
„Die Frage kannst du dir wohl selbst am besten beantworten“, erwiderte Jo streng.
„Würd’ ich ja gern“, meinte Ben daraufhin schnippisch. „Aber ich hab’ absolut keine Ahnung.“
„Mach dich bitte nicht lächerlich, Ben!“, entgegnete Jo.
Dabei klang er wie ein gestresster Vater, der sein bockiges Kind auf eine strenge Art und Weise zu beruhigen versuchte, dessen überforderte Bitte jedoch mehr einer sachten Drohung glich.
Der Dunkelhaarige blickte Jo an. Offensichtlich war Ben über Nacht in etwas hineingeraten, mit dem er eigentlich gar nichts zu tun hatte. Doch wie sollte er Jo das glaubhaft machen? Er wusste es nicht. Deshalb schwieg er und wartete darauf, dass Jo ihn über alles Weitere aufklärte, denn offensichtlich war ja noch einiges mehr passiert.
„Dass du dir Geld nimmst, ist schlimm genug“, begann Jo streng, „aber, dass du dich dann auch noch an meinen persönlichen Wertgegenständen vergreifst, ist nicht zu entschuldigen.“
Ben bewegte seinen Kopf unbewusst etwas weiter nach vorn und starrte Jo ungläubig an. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, schaffte es jedoch nicht, die passenden Worte aus seinem Gedankenchaos hervorzukramen. Er konnte nicht glauben, was Alex ihm da anzuhängen versuchte und war absolut baff. Seine Fassungslosigkeit war derweil so groß, dass er sie überhaupt nicht mehr zum Ausdruck bringen konnte. Er presste seine Lippen zusammen, blickte hilfesuchend von links nach rechts und verfing sich erst wenige Sekunden später wieder in Jos finsterem Blick.
„Du hast mich bestohlen, Ben“, fuhr Jo unpassend ruhig fort. „Ich bin wirklich enttäuscht von dir.“
Bens riss seine Augen noch weiter auf.
„Ich hab’ was ?“, fragte er entsetzt und betonte das letzte Wort dabei übertrieben scharf.
Doch seine entgeisterte Reaktion schien Jo vollkommen kalt zu lassen. Er ignorierte Ben förmlich.
„Ich habe dir blind vertraut, Ben“, fuhr Jo unbeeindruckt fort. „Und was machst du? Du nutzt jede Gelegenheit, um finanziellen Profit aus deinem Praktikum zu ziehen.“
Ben traute seinen Ohren nicht. Sein Körper begann Adrenalin freizusetzen und die Hormone durch seinen Blutkreislauf zu hetzen. Sein Herz hämmerte vor Aufregung wild gegen seinen Brustkorb, seine Hände wurden schwitzig.
„Erst versuchst du meinen Sohn in diese ganze ...“, Jo stockte, schien dabei kurz zu überlegen, wie er sich ausdrücken sollte und spuckte das nächste Wort schließlich verachtend aus, „... Szene mit hineinzuziehen und jetzt bedienst du dich auch noch an meinem Vermögen.“ Jo funkelte ihn wütend an. Seine Gesichtsmuskeln waren stark angespannt, wodurch sein Antlitz älter als sonst wirkte. Sein ganzes Verhalten jagte Ben etwas Angst ein, was vermutlich daran lag, dass Jo etwas Undefinierbares an sich hatte, vor dem man großen Respekt hegte.
„Ist das der Dank dafür, dass ich dich hier aufgenommen habe?“, fragte Jo verbittert. „Oder ist das deine Art, mir zu zeigen, dass du wegen des Rausschmisses wütend auf mich bist?“
Ben biss seine Zähne zusammen und atmete dabei laut durch die Nase. Er konnte Jo zwar noch immer nicht recht folgen, aber verstand nun zumindest, was geschehen war. Alex musste die Safekombination aus einem unerfindlichen Grund gekannt haben, sie dann in Bens Handy gespeichert und sich daraufhin am Inhalt des Safes bedient haben. Das lag nahe, denn immerhin konnte er seine Schulden auf diese Art und Weise begleichen, während jeglicher Verdacht auf Ben fiel.
„Jo, ich habe absolut keine Ahnung, was passiert ist“, wiederholte Ben sich schließlich noch einmal etwas deutlicher, indem er
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