Wintermond (German Edition)
nach fast jedem Wort eine kleine Pause einlegte.
„Für wie blöd hältst du mich?“, fuhr Jo ihn daraufhin so zornig an, dass Ben erschrocken zusammenzuckte. „Ich bin noch lange dazu im Stande, eins und eins zusammenzuzählen!“, schrie er wütend.
Ben konnte kaum verhindern, dass Jos Art ihn tatsächlich etwas einschüchterte und das, obwohl er unschuldig war. Am liebsten hätte er zurückgeschrien, doch traute er sich das nicht. Stattdessen fuhr er sich noch einmal mit der Zunge über die Lippen, versuchte sich zu beruhigen und erwiderte schließlich selbstbewusst: „Jo, ich schwöre dir ... bei allem, was du willst ... dass ich die Zahlen nicht in meinem Handy gespeichert und erst recht nichts aus deinem Safe genommen habe!“
„Ich wiederhole mich nur ungern“, entgegnete Jo nun wieder etwas gefasster, „aber außer dir kennt niemand die Kombination.“
Fassungslos schüttelte Ben seinen Kopf. „Ach, und du traust mir tatsächlich zu, dich bestohlen zu haben?“, fragte Ben entsetzt. „Sehe ich so aus? Vielleicht hat ja jemand anderes die Kombination rausgefunden ... Alex zum Beispiel. Wieso hätte ich das überhaupt tun sollen?“
Er hatte Alex schneller mit in die Auseinandersetzung eingebracht, als er gewollt hatte. Doch in diesem Fall konnte er seine aufgebrachten Gedanken nicht länger an sich halten.
„Ach, Ben! Jeder kann Geld gebrauchen. Das ist dir nicht zu verübeln. Außerdem wolltest du doch immer in die Staaten. Dafür könntest du das Geld doch bestens gebrauchen. Du hast das Leben in der High Society kennengelernt und dich offenbar zu schnell daran gewöhnt. Vermutlich bist du deshalb auf diese dumme Idee gekommen“, erwiderte Jo und sprach dabei über das Ganze, als ob es sich nur um eine Kleinigkeit handelte.
„Und dann wäre ich zu dumm, mir die Safekombination einfach zu merken? Stattdessen speicher’ ich vier lächerliche Zahlen, die sich im Übrigen leicht als ein Tag vor Weihnachten merken lassen, in meinem Handy? Und noch besser! Vor meiner Tat schaue ich mir die Zahlen nicht an und merke sie mir spätestens dann ganz gründlich, sondern schleppe mein Handy mit zum Tatort?“, er machte eine kurze Pause. „Ich bitte dich, Jo! Ein Blinder erkennt doch, dass da was faul ist.“
Ben atmete aufgeregt und hoffte Jo mit diesen auf den Punkt getroffenen Worten von seiner Unschuld zu überzeugen.
„Und du denkst also, Alex steckt dahinter?“, hakte Jo skeptisch nach.
„Na, wer denn sonst?“, erwiderte Ben sicher.
Dann trat einen langen Moment lang Stille ein. Die beiden sahen sich fest in die Augen und Jo schien auf diese Art und Weise durch Ben hindurchsehen zu wollen.
Doch Ben ließ sich nicht irritieren, denn er wusste, dass er die Wahrheit sprach. Er hatte ja noch nicht einmal eine Ahnung davon, wie viel Geld gestohlen worden war und um welche besonderen Wertgegenstände es sich handelte.
„Ich traue meinem Sohn viel zu“, brach Jo schließlich das Schweigen. „Aber das ganz sicher nicht. Er hat mich noch nie bestohlen.“
„Dein Sohn, ja?“, entgegnete Ben spöttisch und schaffte es ab diesem Moment nicht mehr länger, seine Wut zu zügeln. Das Adrenalin in seinem Blut schoss in seine Hände und sorgte dafür, dass er sie unbewusst zu Fäusten ballte. Er schnaubte aufgebracht und trat selbstbewusst einen weiteren Schritt auf Jo zu.
Dieser beobachtete ihn kritisch, schien Ben allerdings weitersprechen lassen zu wollen.
„Dein Sohn?“, wiederholte Ben sich daraufhin ein weiteres Mal und lachte höhnisch auf. „Auf einmal ist er dein Sohn. Sonst ist er dir doch auch völlig egal“, er machte eine kurze Pause und grinste überzogen. „Seit ich hier bin, behandelst du ihn wie den letzten Dreck. Eigentlich ignorierst du ihn durchgehend und wenn du ihn mal nicht ignorierst, beleidigst du ihn oder machst dich über ihn lustig. Du kümmerst dich einen Scheiß um deinen Sohn!“, fauchte Ben und konnte nicht verhindern, dass er sich plötzlich niveaulos gegenüber Jo ausdrückte.
Jo starrte ihn erschüttert an. Die Muskeln an seinen Wangen spannten sich zwischendurch fest an und verdeutlichten Ben damit, dass er innerlich zu kochen schien.
„Wenn du auch nur einen blassen Schimmer von den Problemen deines Sohnes hättest, würdest du mich jetzt garantiert nicht verdächtigen“, fuhr Ben wütend fort. „Also glaub’ mir oder lass es bleiben!“
Jo schüttelte fassungslos seinen Kopf und ließ Ben damit wie einen aussichtslosen Fall aussehen.
„Was
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