Wintermond (German Edition)
gerade so, als ob die beiden eine geheime Affäre hätten oder sogar ein Pärchen wären.
„Ich dachte, es gibt nichts zwischen uns“, erwiderte Ben trocken.
„Das meinte ich ja auch nicht, verflucht!“
„Was denn dann?“, hakte Ben ungehemmt nach.
„Dass ...“, begann Alex und wirkte zunehmend nervöser, machte dabei immer wieder unklare Gesten mit seinen Händen und wich Bens festem Blick zwischenzeitlich aus. „... Dass ... Keine Ahnung!“
„Außerdem geht’s dir bei der ganzen Sache doch sowieso nicht um mich“, sagte Ben dann. „Dir ist doch scheiß egal, was mit mir passiert. Sonst hättest du mir nicht so ’ne Scheiße angehängt und dich mir gegenüber wie das letzte Arschloch verhalten.“
Alex starrte ihn an, erwiderte jedoch nichts. Stattdessen trat ein angespanntes Schweigen ein und das, obwohl genau jetzt der perfekte Zeitpunkt für Alex gewesen wäre, sich bei Ben zu entschuldigen und das Getane rückgängig zu machen. Doch darauf konnte Ben vermutlich lange warten.
„Das ist wieder so typisch“, brach Ben nach einer ganzen Weile die Stille. „Wenn’s ernst wird, kriegst du kein Wort mehr raus. Du bist sowas von feige!“
„Ich werd’ erst mal das Geld bei den Typen abliefern“, begann Alex daraufhin zu erklären. „Das muss ich tun. Danach werd’ ich mich vielleicht um alles Weitere kümmern.“
„Vielleicht ...“, wiederholte Ben entgeistert. „Ist das dein Ernst?“
„Keine Angst ... ich werd’s nicht so weit kommen lassen, dass hier die Bullen auftauchen“, fügte Alex selbstbewusst hinzu.
„Ja, weil du dann dran wärst“, gab Ben spöttisch auflachend zurück. „Außerdem geht’s doch nicht nur darum, aber das verstehst du natürlich nicht.“
„Ich weiß, dass es um’s Prinzip geht“, erwiderte Alex. „Darum, dass ich das Ganze überhaupt getan und dich damit reingezogen habe.“
„Nicht nur“, entgegnete Ben und klang enttäuscht. „Es geht um viel mehr.“
Alex blickte ihn fragend an und wirkte dabei wie ein kleiner, naiver Junge, der die Welt der Erwachsenen zu verstehen versuchte.
Ben überlegte einen Moment lang, ob er die Konversation fortführen sollte oder nicht, entschied sich letztendlich aber dagegen. Er hatte genug gehört und dabei das Nötigste herausgefunden.
„Vergiss es einfach!“, zischte er abschließend, bevor er den Blick abwandte und sich umdrehte.
Er hastete auf die Treppe zu und war gerade an der ersten Stufe angekommen, als er Alex’ Stimme schon wieder hinter sich hörte.
„Worum denn dann?“, rief der Blonde aufgebracht. „Ben! Worum denn dann?“
Doch Ben ignorierte ihn und wandte sich kein weiteres Mal mehr um.
„Um uns“, murmelte er die Antwort dann so leise, dass Alex ihn nicht verstehen konnte. „Es geht um uns.“
Dann ging er die Treppe hinunter. In der unteren Etage angekommen stellte er seine schwere Tasche neben der Kommode im Eingangsbereich ab, um sich daraufhin in das Arbeitszimmer zu begeben, denn dort befand sich neben einigen seiner Unterlagen auch noch sein Laptop. Doch es war kaum zu glauben, als Alex ihn dann erneut einholte und sich daraufhin schon wieder hinter ihm befand. Ben musste schon innerlich schmunzeln, ließ sich dies jedoch nach außen hin nicht anmerken.
„Antworte mir gefälligst!“, fauchte Alex aufgebracht und hielt Ben, der gerade ins Arbeitszimmer gehen wollte, grob am Arm fest.
Der Dunkelhaarige wandte sich mit strenger Miene um.
„Was willst du eigentlich?“, fragte er wütend und lauter als er gewollt hatte. „Erst sorgst du mit allen Mitteln dafür, mich loszuwerden und nun dackelst du mir die ganze Zeit hinterher. Man könnte schon fast meinen, du willst gar nicht, dass ich gehe.“
Er sprach genau das aus, was er dachte und ließ seinen Gefühlen dabei freien Lauf. Alex musste förmlich spüren, wie fertig ihn das Ganze machte.
„Oh, doch!“, gab Alex zurück, während er bekräftigend nickte. „Ich bin froh, dass du abhaust.“
„Und warum lässt du mich dann nicht in Ruhe?“, fragte Ben.
„Ich weiß es doch auch nicht!“, schoss es plötzlich aufgebracht aus Alex heraus und das so überzeugend, dass Ben zunächst gar nichts erwidern konnte.
„Ich kann’s dir sagen, Alex, aber das willst du sicher nicht hören“, erwiderte Ben schließlich ruhig.
„Doch!“, entgegnete Alex und klang gequält. „Ich will’s hören.“
Er wirkte vollkommen durchgedreht und schien sich in jenem Moment selbst nicht mehr zu verstehen. Er machte einen
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