Wintermond (German Edition)
wollte er Alex noch eine Chance geben, aber nur dann, wenn dieser endlich zu seinen Gefühlen stehen würde. Ein weiteres Hin und Her würde er nicht mehr ertragen. Er wollte Sicherheit, doch dafür musste er Alex wahrscheinlich Zeit geben. Doch diese Zeit hatte er nicht und seine Geduld war längst am Ende. Eigentlich wollte er nur zurück nach Flensburg, um die vergangenen Wochen schnellstmöglich vergessen zu können. So verlangte es zumindest sein Verstand, doch seine Gefühlswelt wollte diese Flucht offensichtlich nicht zulassen. Das spürte er und hatte es schon gespürt, als er Alex vor wenigen Minuten ein weiteres Mal seine Liebe gestanden und ihn daraufhin geküsst hatte.
Eigentlich hatte er geglaubt, den Kampf nach dem Vorfall der letzten Nacht endgültig aufgeben zu müssen, doch die aktuellen Umstände ließen seinen Kampfgeist auf ein Neues erwachen.
Dann hörte er plötzlich wieder Stimmen im Flur. Jo und Alex schienen sich weiter zu unterhalten, doch dieses Mal schien ihre Konversation in einer normalen Lautstärke stattzufinden, was dazu führte, dass Ben sie nicht mehr verstehen konnte. Dennoch versuchte er sich zu konzentrieren, konnte dabei jedoch nur noch vereinzelte Worte aufschnappen, die mit fehlendem Kontext nur noch wenig Sinn ergaben.
Also gab er auf und seufzte leise. Dann lehnte er sich in die Couch zurück. Seinen Laptop stellte er erst einmal zurück auf den Couchtisch. Eigentlich hatte er längst auf dem Weg nach Flensburg sein wollen, doch nun fühlte er sich schon fast ein wenig gefangen in dem vertraut gewordenen Arbeitszimmer, das ihn umgab. Er wollte nicht gehen, bevor Jo und Alex fertig diskutiert hatten. Also musste er die Zeit anderweitig überbrücken. Dabei kam er plötzlich recht schnell zu dem Entschluss, nicht sofort zurück nach Hause zu fahren, sondern die kommende Nacht in irgendeinem nahe gelegenen Hotel zu verbringen - in der Hoffnung, endlich Klarheit über sich und Alex zu bekommen. Dies sollte gleichzeitig die letzte Chance sein, die er dem Blonden geben würde. Er hoffte inständig, dass Alex sie auch nutzen würde.
Mit diesem Entschluss beugte er sich wieder nach vorn und klappte seinen Laptop auf. Er musste erst einmal ein geeignetes Hotel finden, denn er kannte sich noch immer nicht besonders gut in Hamburg aus. Also machte er es sich recht einfach und googelte nach einem günstigen Hotel in Hamburg-Altona. Google listete ihm daraufhin eine Reihe von Angeboten auf, wovon gleich die erste die Website eines nicht weit entfernten, günstigen Hotels war. Ben klickte die Seite an und landete daraufhin auf der Internetpräsenz vom „Hotel-Hamburg-Altona“.
Den Willkommenstext überflog er nur flüchtig und widmete sich gleich darauf den entscheidenderen Details. Mit einem simplen Klick auf „Zimmer“ fand er so recht schnell heraus, dass ein Einzelzimmer zwischen 35 und 60 Euro kostete. Das klang gut, denn allzu viel Geld wollte er für die kommende Nacht nicht ausgeben. Also sah er sich noch schnell ein paar Bilder des Hotels an. Es schien recht einfach ausgestattet zu sein, doch das spielte für ihn keine Rolle. Er brauchte lediglich eine Unterkunft und dabei war ihm egal, wie diese aussah, solange er sie sich leisten konnte. Im Groben und Ganzen sprach ihn das Hotel an und so entschied er sich recht schnell dafür, ein Zimmer in diesem zu buchen. Da sich sein Handy allerdings noch immer in Jos Besitz befand, musste er auf dessen Haustelefon zurückgreifen. Also stand er auf, schritt zum Schreibtisch und nahm sich den schwarzen Telefonhörer aus der dazugehörigen Station. Mit diesem kehrte er zu seinem Laptop zurück und wählte gleich darauf die Nummer des besagten Hotels.
„Woher?“, hörte er Alex unterdessen wieder lauter im Flur werden. „Ich hab’ mitbekommen, wie du sie Ben gesagt hast.“
Ben starrte zur Tür und ahnte dabei, dass es in dem Streit der beiden um die Safekombination ging. In diesem Moment begann Alex ihm sogar etwas leid zu tun, denn er konnte nachvollziehen, wie beschämend es für ihn sein musste, mitzubekommen, wie der eigene Vater jemand anderem mehr vertraute als dem eigenen Sohn. Bei diesem Gedanken kam eine Spur von Mitgefühl und Verständnis in Ben auf. Auf eine sonderbare Art und Weise begann er Alex’ Tat etwas besser nachvollziehen zu können - dennoch hätte es niemals so weit kommen dürfen.
Er fuhr sich mit der flachen Hand durchs Gesicht und nahm dabei nur beiläufig wahr, wie sich eine Angestellte des Hotels
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