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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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derartig ins Verderben zu stürzen.
    Für ihn gab es zwei Seiten an Ben. Einmal gab es die Dinge, die ihn nervten. Ben nervte ihn, weil er sich zwischen ihn und seinen Vater drängte. Er nervte ihn, weil er bereits zu viel von seinen Problemen wusste und er nervte ihn, weil er nicht aus der Fassung zu bringen war, so sehr Alex ihn auch triezte.
    Es gab jedoch auch die Seite, die Alex an dem Dunkelhaarigen mochte. Er mochte, dass Ben bemüht um ihn war und sich offenbar auf eine ehrliche Art und Weise für ihn interessierte. Alex war solche Bemühungen nicht mehr gewohnt und konnte sich auch nicht länger vormachen, diese nicht zu genießen. Er spielte mit Ben und genoss dieses makabere Spiel. Genau deshalb hatte er Angst davor, dieses vorzeitig zu beenden und damit niemals zu erfahren, wie es wohl ausgegangen wäre.

Kapitel 13

    Ben befand sich noch immer im Arbeitszimmer. Er saß auf der Couch vor seinem Laptop und beäugte seine skizzierte Zeichnung skeptisch. Er war gerade dabei, sich mit den inneren Draufsichten des Gebäudes, dessen Daten er zu Beginn seines Praktikums von Jo erhalten hatte, zu befassen. Die des ersten Stockwerks hatte er soeben fertig gestellt und versuchte sie nun aus einer objektiven Sicht zu betrachten. Dabei hoffte er, Jos Verbesserungsvorschläge gut umgesetzt zu haben. Alex’ Vater saß am großen Schreibtisch des Zimmers und war ebenfalls in seine Arbeit vertieft, stand Ben allerdings jeder Zeit für sämtliche Fragen zur Verfügung. Ben war nach der ausgiebigen Besprechung seiner bisherigen Grafiken jedoch gut allein zurecht gekommen und hatte die neu aufgetragene Aufgabe relativ schnell umgesetzt.
    Während er seinen Entwurf noch immer mit leicht schief gelegtem Kopf betrachtete, dachte er über Jo nach und das Vertrauen, was dieser ihm entgegen brachte. Neben der Tatsache, dass Jo sich stets um ihn bemühte und ihn mit schwierigen Aufgaben forderte, hatte er ihm doch tatsächlich die Geheimnummer des Safes genannt und damit einhergehend eine mächtige Verantwortung auf Ben übertragen, die dieser kaum tragen mochte. Zwar fühlte er sich reichlich geehrt, doch dabei zugleich enorm in Jos Privatsphäre gezogen. Die Kombination des Safes zu wissen, bedeutete auch, mitverantwortlich für dessen Inhalt zu sein. Ben dachte an Alex und fragte sich, ob dieser den Code ebenfalls kannte oder nicht. Er vermutete eher Letzteres aufgrund des distanzierten Verhältnisses zwischen Jo und Alex. Genau diese Annahme führte dazu, dass Ben sich noch unwohler in seiner Haut zu fühlen begann. Seit Beginn seines Praktikums spürte er förmlich, wie Jo ihn umsorgte und er damit zunehmend dazu beitrug, Alex aus der Rolle als Sohn zu verdrängen. Insgesamt war es für Ben eine schwierige Situation, da er es eigentlich genoss, derartig gefördert zu werden. Er war ein Perfektionist und das Praktikum verlangte wahrhaftige Bravurleistungen von ihm. Das war genau das, was er sich von einem derartigen Praktikum versprochen hatte. Doch die ganze Sache war viel komplizierter. Dadurch, dass es Alex gab. Wäre das Verhältnis zwischen diesem und Jo anders, würde Ben sich nicht so viele Gedanken machen. Es war jedoch ein ernsthaftes Problem, eine Art Ersatzsohn für Jo darzustellen. Hinzu kam, dass er Alex mochte. Er wusste selbst nicht, warum das so war und wie es zu seinen Gefühlen gegenüber diesem nachsichtslosen Typen hatte kommen können. Er konnte jedoch nicht mehr leugnen, dass er sich für Alex und dessen Charakter interessierte und der Blonde ihn von Tag zu Tag mehr faszinierte, ihn neugierig machte. Diese Tatsache trug nur umso mehr dazu bei, dass er sich in seiner Position als im Mittelpunkt stehender Praktikant mies fühlte. Er wusste ja nicht einmal, warum Jo ihn mochte, doch vermutete er, dass es an seiner Arbeits- und Lebenseinstellung lag, die der von Jo sehr ähnelte. Alex’ Lebensstil hingegen stach sehr hervor und passte offensichtlich nicht in das Bild, das Jo von seinem Sohn erwartete.
    „Ben?“, wurde er plötzlich aus den Gedanken gerissen.
    Irritiert blickte er über den Bildschirmrand hinweg in Jos Richtung.
    „Könntest du die Mappe bitte zurück in den Safe legen?“, bat Jo ihn freundlich.
    Ben verharrte einen Augenblick lang und musste aufgrund dieser Aufforderung innerlich schmunzeln. Jo saß viel näher am Safe und wirkte dadurch fast wie ein hohes Tier, das für jegliche Aufgaben seine Leute hatte. In diesem Fall war es Ben, der den Hausdiener spielen durfte.
    „Ja, klar“,

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