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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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merkte dabei nicht einmal, wie er den Dunkelhaarigen gegenüber Diego nicht als Schwuchtel bezeichnete, sondern beim richtigen Namen nannte.
    „Lass dir gefälligst was einfallen!“, wiederholte Diego sich deutlich und wieder klang seine Stimme für einige Sekunden entfernter vom Hörer. „Ich muss jetzt Schluss machen.“
    „Aber ...“, wollte Alex entgegnen, doch vernahm er dem leisen Klicken, dass Diego bereits aufgelegt hatte.
    Alex hielt das Handy noch eine Weile an seinem Ohr und starrte dabei geradeaus ins Leere. Sein Herz schlug aufgeregt gegen seinen Brustkorb, während ihn viele Fragen durchströmten, dessen Antworten er gern von Diego erfahren hätte. Die ganze Sache mit dem Studenten hatte er längst verdrängt. Erst jetzt wurde ihm all das, was in den letzten Tagen geschehen war, wieder bewusst. Er begann sich schlecht zu fühlen und versuchte dabei vergeblich, seine Gedanken zu ordnen.
    Der gestrige Abend hatte ihn zunehmend verwirrt. Am Vortag hatte er für wenige Minuten zu seinem eigentlichen Ich zurückgefunden und dabei ganz vergessen, in welch einer aussichtslosen Situation er sich aufgrund seiner Schulden befand. Hinzu kam Ben, der seinen Alltag und sein gesamtes Denken völlig durcheinander gebracht hatte. Diese Seite von Alex passte einfach nicht zu seiner kriminellen Hälfte. Es war, als ob Ben es in kürzester Zeit geschafft hatte, ihn zu verändern - auf eine Art und Weise, die sich Alex selbst nicht erklären konnte. Er erkannte lediglich, dass er sich anders fühlte. Das Pokern mit den dazu gehörigen Schulden wirkte mit einem Mal fremd auf ihn, wie aus einem früheren Leben, an das er sich nur noch schwach erinnern konnte. Doch seine Probleme existierten wirklich und waren dabei auch noch ziemlich akut. Ob er es wollte oder nicht, musste er sich diesen stellen und dringend nach einer Lösung suchen. Dabei dachte er zurück an das Telefonat mit Diego und dessen vorgeschlagenen Plan. Noch vor wenigen Tagen hätte er sich niemals die Mühe gemacht, genauer über die Worte von Diego nachzudenken und abzuwägen, ob er Ben etwas anhängen könnte oder nicht. Doch sein ausgewechselter Verstand veranlasste ihn ungewollt dazu, sich menschlicher zu verhalten. Er fühlte sich einfach nicht in der Lage, seinen Vater zu bestehlen und dabei jeglichen Verdacht auf Ben fallen zu lassen. Nach dem Überfall in Diegos Wohnhaus hatte er sich eigentlich fest vorgenommen, mit den kriminellen Machenschaften aufzuhören, bevor er nur noch weiter auf die schiefe Bahn geraten würde. Dennoch konnte er seinen Schulden nicht entkommen und seinen Vater wollte er aus guten Gründen nicht einweihen.
    Alex seufzte. Dann machte er sein Bett, räumte etwas auf und zog sich an. Dabei dachte er an das in Brand gesetzte Auto von Diegos Eltern. Diese Tat war eine deutliche Warnung, auf die tatsächlich mehr folgen könnte, würde Alex das Geld nicht bald abliefern. Ein unangenehmer Schauer durchfuhr ihn, sein Magen zog sich dabei innerlich zusammen. Was, wenn Diego die erste Warnung erhalten hatte und er die nächste bekommen würde? Alex wusste, dass dieser Gedanke nicht abwegig war. Er musste handeln, für was auch immer er sich letztendlich entscheiden würde.
    Er wollte dringend raus aus den vier Wänden, an die frische Luft, um sich in aller Ruhe und bei klarem Verstand Gedanken über all diese Dinge zu machen. Außerdem konnte er so mit Sam raus und sich damit sogar nebenbei um seinen geliebten Vierbeiner kümmern. Also durchquerte er den Flur und eilte die Treppe hinunter. Er war froh, dass er an diesem Morgen niemandem begegnete, da er in jenem Moment zu keiner vernünftigen Konversation fähig gewesen wäre. Er brauchte dringend eine Auszeit und eine neutrale Umgebung, die ihn weder einengte noch ablenkte.
    Kaum am Treppenansatz angekommen, hörte er Bens und Jos Stimmen im Arbeitszimmer. Wie von einem enormen Magneten angezogen schlich er zu der angelehnten Tür des Raumes und spähte neugierig ins Innere. Dort sah er Ben vor dessen Laptop sitzen. Jo stand hinter ihm und hatte seine flache Hand auf Bens Schulter gelegt. Dadurch wirkten die beiden einander vertraut, fast familiär. Jo äußerte gerade einen flachen Witz, woraufhin Ben sich lachend umdrehte und zu ihm aufschaute. Alex’ Miene verfinsterte sich. Er spürte einen Hauch von Eifersucht in sich aufsteigen und damit verbunden ein stechendes Gefühl in seiner Brust. Eigentlich müsste er es sein, der an Bens Stelle vor seinem Vater saß, um sich auf

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