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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zusammengebissenen Zähnen. Das widerwärtige Gefühl, als er gegen Maggies Grenze gestoßen war, ließ nicht nach. »Ich hatte nie vorgehabt, den Wolf in mir zu stärken, weil ich einfach nichts mit dieser ganzen Rudelpolitik zu tun haben wollte. Aber Hagen hat mir keine andere Wahl gelassen, und eigentlich sollte ich ihm dankbar sein, denn ansonsten wäre ich wohl nie imstande gewesen, mich von ihm abzuwenden.«
    »Du willst mir erzählen, dass du dich von deinem Rudel losgesagt hast und nicht wieder zurückkehren wirst?«
    David nickte, und hinter ihm erscholl freudloses Gelächter.
    »Das ist doch nichts weiter als ein Trick, mit dem Hagen uns unterlaufen will. Schickt uns diesen dreisten Kerl hierher, der gerade ein Ritual bestanden hat, und hält uns für dumm genug, ihn hier im Revier ohne Bindung an unser Rudel herumlaufen zu lassen«, erklärte eine Männerstimme voller Hohn, die David problemlos mit Maggies Sohn Tillmann in Verbindung brachte. Kurz bereute er es, diesem Burschen nicht doch einen Denkzettel verpasst zu haben.Aber vermutlich wäre das der Anfang vom Ende gewesen, denn Maggie hätte sicherlich nicht tatenlos zugesehen.
    Glücklicherweise musste Maggie nicht lange über die Anschuldigung ihres Sohnes nachdenken. »Dafür ist David ein viel zu schlechter Schauspieler«, entschied sie und sah sich um, als suche sie nach einer Sitzmöglichkeit.
    Einen Moment später spürte David eine seltsame Veränderung: Maggie hatte die Grenze, die ihn auf Abstand halten sollte, wieder aufgehoben.
    »Du hast dich also von Hagen abgewandt und bist hierhergekommen. Allerdings nicht zu mir, sondern zu dieser Frau, richtig?«
    David nickte stumm.
    Wenn Maggie diese Zurückweisung etwas ausmachte, so ließ sie sich zumindest nichts anmerken. »Nur damit ich das auch wirklich richtig verstehe: Du willst, dass ich dir Asyl gewähre, aber du willst nicht Mitglied meines Rudels werden?«
    »Du weißt, wie ich zu dir und deinem Rudel stehe, ich glaube jedoch nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist.« David glaubte zwar, dass es dafür niemals einen richtigen Zeitpunkt geben würde, aber er hoffte inständig, Maggie würde ihm dies nicht ansehen. »Hagen würde das kaum akzeptieren. Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass der Wolf seit dem Ritual einfacher zu handhaben ist. Seine Anwesenheit ist viel leichter zu ertragen, ich komme mir nicht mehr so vor, als würde er mir ein Leben im Rudel aufzwängen.«
    Maggie blickte ihn erschöpft an.
    Er befürchtete schon, sie könnte sich einfach umdrehen und ihn der Willkür ihrer Garde überlassen. Dann begriff er, dass Maggie das niemals tun würde. Selbst wenn sie es nicht ausgesprochen hatte, war immer klar gewesen, dass sie ihn mochte und ihn auch jetzt noch jederzeit in ihrem Rudel aufnehmen würde. David war überrascht, wie schwer es ihm fiel, Maggie zurückzuweisen und nun ihren enttäuschten Blick zu ertragen. Dabei hatte er nach Convinius’ Tod gedacht, nie mehr so etwas empfinden zu müssen. Nur mit dem Unterschied, dass Convinius ihn so angesehen hatte, wenn er wieder einmal den Verlockungen des Dämons nachgegeben hatte. Maggie hingegen war enttäuscht, weil er die Gaben des Wolfes nicht zu schätzen wusste.
    »David, wenn du glaubst, du könntest den Wolf wie ein zahmes Haustier in dir halten, um mit dieser Frau zusammenzuleben, dann hast du nichts begriffen. Der Wolf ist durch das Ritual sehr viel mächtiger geworden, deshalb fällt es dir leichter, ihn zu ertragen. Mehr als je zuvor ist er jetzt ein Teil von dir. Aber das willst du einfach nicht begreifen! Was glaubst du denn, warum der Wolf unser Schatten ist? Ohne ihn sind wir unvollständig, so ist das nun einmal. Außerdem hast du noch nicht gelernt, mit den Veränderungen, die das Ritual hervorruft, umzugehen. Wenn du dich nicht damit auseinandersetzt, wird der Wolf die Kontrolle übernehmen.«
    »Nein«, widersprach David heftiger als beabsichtigt. »Dass ich in der Lage war zu gehen und der Wolf sich fügte, liegt an Meta. Zum ersten Mal, seit ich meine Familie verlassen habe, bedeutet mir jemand mehr als das Rudel. Und der Wolf wirft mir keine Stöcke zwischen die Beine.Vielleicht ist sie eine Art Heilmittel.«
    »David, du belügst dich selbst. Das ist äußerst gefährlich, man darf sich nicht von seinem Wolf abwenden. Vor allem nicht, wenn er so stark ist wie deiner. Es ist ein Wunder, dass er dich nicht mit aller Macht drängt, dich erneut einem Rudel anzuschließen. Die Gesellschaft eines

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