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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gewöhnlichen Menschen kann die Bedürfnisse des Wolfes niemals erfüllen, es sei denn …«
    Mitten im Satz hielt Maggie inne und begann, gedankenverloren auf ihrem Daumennagel herumzubeißen, während die Anspannung um sie herum ins Unerträglich stieg. Schließlich blickte sie wieder auf, und als David ihre blauen Augen auf sich ruhen fühlte, verspürte er den Wunsch, sich ihrem Willen zu beugen. Doch ihm war zugleich bewusst, dass Maggie gar keine Unterwerfung einforderte. »Du darfst vorläufig in meinem Revier bleiben. Zumindest, solange es noch das meine ist«, sagte sie leise. Dann wandte sie sich ab und verschwand genauso schnell, wie sie erschienen war.
    David stand noch einige Atemzüge lang da, bis er grob bei der Schulter gepackt wurde und Tillmann ihn herausfordernd anfunkelte.
    »Meine Mutter mag dich zwar in ihrem Revier dulden, aber du solltest künftig trotzdem vorsichtig sein, wenn du auf unseren Straßen unterwegs bist.«
    »Warum sollte ich das?« Davids Wolf richtete sich mit einem Knurren auf. Zu gern wollte er herausfinden, wie stark dieser Tillmann wirklich war. Aber David drängte ihn zurück. Das konnte er auch allein klären, schließlich war Maggies Sohn nur angepisst, weil seine Mutter sich großzügig verhalten hatte.Vielleicht war er sogar eifersüchtig. »Du kannst dich entspannen, Tillmann. Ich bin weder scharf darauf, mich mit dir zu messen, noch will ich dir deinen Platz im Rudel streitig machen. Ehrlich gesagt, hoffe ich, dass wir uns künftig nicht noch einmal über den Weg laufen.«
    »Denkst du wirklich, das ist alles, worum es hier geht, du Schwachkopf? Dadurch, dass Maggie dir erlaubt, dich in unserem Revier zu verkriechen, hat Hagen bloß einen Grund mehr, die Grenzen einzurennen.«
    Tillmann war so in Rage, dass er David bei den Oberarmen packen wollte, doch der wehrte den Griff geschickt ab und verpasste dem verdutzten Mann einen Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ. Schnell versicherte sich David, dass Anton und die junge Frau nicht vorhatten, sich einzumischen. Dann streckte er beide Hände vor, eine besänftigende Geste, ehe Tillmann die Fassung verlor und die Situation eskalierte.
    »Es ist, wie ich es zu Maggie gesagt habe: Ich bin raus aus dieser Wolfssache, diese ganze Politik geht mich nichts an.« Davids ohnehin tiefe Stimme klang fast dumpf vor unterdrückter Wut. »Aber wenn es dich beruhigt, kann ich dir versichern, dass deine Mutter eine ausgesprochen clevere Frau ist. Ansonsten hätte sie sich Hagen nicht so lange vom Hals gehalten. Ihr wird schon eine Lösung einfallen, da bin ich mir sicher.«
    »Das reicht mir nicht.«
    David starrte ihn an, bis Tillmann den Blick senkte. »Dann werde ich dir das nächste Mal, wenn du mir über den Weg läufst, in den Hintern treten. Egal, was Maggie davon hält.«
    »Du glaubst wohl, nach dem Ritual kann dir keiner mehr was.«
    »Das wirst du dann ja herausfinden.«
    Als David ging, drehte er sich nicht ein Mal um. Er spürte die Gefühle der drei Garden, die auf eine ihm noch unbekannte Weise den Weg zu ihm fanden.Was er dadurch erfuhr, ließ ihn schaudern. Er würde aufpassen müssen, wenn er gemeinsam mit Meta durch die Straßen von Maggies Revier lief. Ein Wolf, der sich herausgefordert fühlte, würde eine Möglichkeit finden, um sich zu beweisen. Tillmanns Wolf mochte in einem Kampf mit ihm unterliegen, aber dieser Mann war bestimmt gerissen genug, sich einen Vorteil zu ersinnen.
     

Kapitel 19
Schwierige Entscheidungen
    Eigentlich war der Tag, seit sie ihre Wohnung nach dem gemeinsamen Frühstück mit David verlassen hatte, bislang unerwartet angenehm verlaufen: Als Meta in Begleitung der Malerin Camille die Galerie betreten hatte, stand Sol bereits Parade. Der junge Mann war eine wahre Augenweide, mit einer Figur von irritierender Ebenmäßigkeit, die Proportionen harmonierten vollkommen. In das prägnante Gesicht passte die schwarze Hornbrille mit den ovalen Gläsern, als wäre sie extra dafür angefertigt worden. Er trug einen schmal geschnittenen Anzug und ließ beim Anblick der beiden Frauen seinen ganzen Charme spielen. Seine dunklen Augen glitzerten vor Freude, und er klatschte tatsächlich einmal kurz in die Hände, als hätte er nichts sehnlicher als ihre Ankunft erwartet.
    Meta hatte den jungen Burschen in Eigenregie direkt von der Uni weg eingestellt, nachdem Eve in den letzten Wochen erstaunlich wenig Zeit in der Galerie verbrachte und sich zunehmend als Rinzos rechte Hand verstand. Sols einnehmendes,

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