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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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einmal ihre Hilfe brauchten. Dann hörte er, wie Maria Waltz mit ihren zwei verdatterten Söhnen im Schlepptau aus dem Präsidium marschierte.
    Im nächsten Moment stand Karlberg auf Tells Schwelle. »Was zum Teufel war das denn, bitte? Ich dachte, du hast mir selbst aufgetragen, die beiden zu einer Vernehmung zu bitten?«
    »Hab ich auch. Aber ich hab’s mir anders überlegt.«
    Er warf einen Stapel handbeschriebene A4-Seiten auf den Schreibtisch und zerriss sie demonstrativ vor den Augen des immer noch irritierten Karlberg.
    »Hast du vor, mir das irgendwie zu erklären, oder möchtest du lieber weiter Papiere zerreißen? Wir hätten übrigens auch einen Aktenvernichter, falls du es noch nicht gewusst haben solltest.«
    Tell war klug genug, zu merken, wenn er die Geduld seiner Leute überstrapaziert hatte.
    »Trommle die Truppe zusammen. Wir treffen uns im Besprechungsraum, sobald ich mich ein wenig gesammelt habe.«
    Karlberg blieb noch einen Moment in der Tür stehen – wahrscheinlich erwartete er eine Fortsetzung. Als keine kam, machte er auf dem Absatz kehrt.
    Zehn Minuten später waren alle versammelt. Ohne irgendeine Erklärung hatten sie mitten in der Arbeit den Bleistift fallen lassen müssen. Tell konnte es sich nicht verkneifen, einen Hercule Poirot-Auftritt hinzulegen. »Ich habe eine Besprechung einberufen, weil mir heute eine Idee gekommen ist. Ich war ... na ja, ist ja auch egal, wie und warum, aber ich wusste auf einmal, dass wir ... Ich glaube, dass wir uns auf das falsche Thema eingeschossen haben. Nein, nicht das falsche Thema, sondern auf die falsche Person, und zwar in unseren gesamten Ermittlungen. Und wenn ich’s mir so überlege, war das auch nicht verwunderlich. Wir haben uns auf das Opfer, seine Umgebung und seinen Hintergrund konzentriert, wie es sich gehört. Aber leider haben wir an der falschen Stelle gegraben. Deswegen haben wir uns auch so heillos festgefahren und sind immer wieder in Sackgassen gelandet.«
    Triumphierend blickte er in die Runde, merkte aber, dass ihm nur Verwirrung entgegenschlug. Höchstens noch Sorge um seine geistige Gesundheit.
    »Liebe Kollegen, ich kann mich auch täuschen, aber Lars Waltz wurde irrtümlich getötet. Außerdem glaube ich, dass es eine Verbindung zu einem bereits abgeschlossenen Fall gibt, aber ich bin mir meiner Sache noch nicht so sicher, dass ich mich näher dazu äußern könnte. Ich glaube, dass eigentlich Lise-Lotts erster Mann ermordet werden sollte, Thomas Edell. Und dass der Mörder nicht wusste, dass dieser schon verstorben war. Stattdessen ermordete er den Mann in der Kfz-Werkstatt in dem Glauben, dass es sich um Edell handelt.«
    Tell spürte, wie sein Selbstvertrauen allmählich zurückkehrte. »Und warum glaube ich das? Wie ihr wisst, haben wir lang und breit nach einer Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Opfer gesucht, konnten aber keine finden. Wir haben Lise-Lott gefragt, ob ihr Mann Lars Waltz einen Olof Bart kannte – aber nicht, ob ihr erster Mann Thomas Edell einen Olof Pilgren kannte, so hieß Bart ja bis 1997, also noch bevor Waltz überhaupt in ihrem Leben auftauchte. Könnt ihr mir folgen? 1983 bis ’86 hatte Olof Bart einen Aufpasser, eine Kontaktperson des Sozialamts. Dieser Mann, Thorbjörn Persson, erinnert sich, dass Olof einen Freund namens Thomas hatte. Außerdem habe ich auf dem Weg hierher mit Lise-Lott geredet und sie hat mir bestätigt, dass ihr verstorbener Mann Thomas mit einem Mann namens ›Pilen‹ bekannt war. Pilgren!«
    Gonzales runzelte die Stirn, doch Karlberg gestattete sich ein nachdenkliches Nicken. »Okay, Tell ... obwohl es ein bisschen aus der Luft gegriffen scheint. Aber wenn wir tatsächlich annehmen, dass der Mörder es auf Edell abgesehen hatte, bleibt immer noch die Frage: Warum? Motiv und Täter? Wenn du recht hast, stehen wir genauso dumm da wie vorher. Außerdem, wenn man jemand so hasst, dass man ihn umbringen will, deutet das doch auf eine Art Fixierung hin, und dann müsste der Mörder wohl im Bilde sein, ob sein Opfer noch lebt ... verdammt, wie lange ist das her? Sieben, acht Jahre?«
    »Ja«, gab Tell zu, »das stimmt. Du glaubst, es könnte um eine Art Racheaktion an beiden Männern gehen?«
    »Ja, oder was denkst du?«
    »Wir tun uns hier alle ein bisschen schwer mit dem Denken, weil du mit deinen Informationen so geizig bist«, mischte sich Karin Beckman ein. Sie lächelte, um ihrer spitzen Bemerkung die Schärfe zu nehmen.
    Tell nickte. Er öffnete den Mund,

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