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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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die breite Masse, die die Haustür zwar abschloss, aber das Kellerfenster offen ließ.
    Vielleicht rechnete man nicht damit, dass Einbrecher so einem abgelegenen Haus einen Besuch abstatteten. Vielleicht hatte Karlberg sich im Laufe seines Berufslebens aber auch eine gewisse Paranoia angeeignet.
    Der Mörder hatte dem Haus jedenfalls einen Besuch abgestattet.
    Der Nachbar – der nicht so nahe wohnte, dass man einen Plausch an der Hecke hätte halten können – hatte bei Karlbergs Besuch mitgeteilt, dass Lise-Lott Edell in den Urlaub gefahren war. »Auf die Kanarischen Inseln! Allein! Während ihr Mann zu Hause sitzt und arbeitet!«
    Ja, da waren sie ganz sicher, denn Lise-Lott hatte ihnen alles erzählt, als sie sich beim Einkaufen begegnet waren.
    »Lars hatte keine Zeit mitzufahren. Lars betrieb die Autowerkstatt, nachdem Thomas – das war Lise-Lotts erster Mann – gestorben war. Ich glaube, der hat viel zu tun, ich seh ihn nur selten den Hof verlassen. Sie fährt allerdings dauernd hier vorbei, hin und her, hin und her, Herr Wachtmeister, denn wenn sie wo hinwollen, müssen sie an unserem Haus vorbei. Und wenn man so alt ist wie Bertil und ich, hat man nicht mehr viel andere Beschäftigung, als aus dem Fenster zu gucken.«
    Karlberg schaffte es, dreimal Kaffee und Kuchen abzulehnen, bevor er das Haus endlich wieder verlassen konnte. »Ich, das heißt wir werden noch mal wiederkommen und Ihnen noch ein paar Fragen stellen, Frau Molin.«
    Er trat auf die Vortreppe und zog sich die Strickmütze über die Ohren. Doch Frau Molin war noch nicht zufrieden und rang die runzligen Hände. »Wir sind ja davon ausgegangen, dass es ein Einbruch war. Aber dann haben wir den Notarztwagen gesehen, und da haben wir uns natürlich gefragt, ob Lars was passiert ist. Das wäre ja schrecklich! Man sollte nicht zwei Ehemänner verlieren, wenn man so jung ist wie Lise-Lott. Verstehen Sie, Herr Wachtmeister, als Thomas – also das war Lise-Lotts erster Mann ... Thomas kannte ich schon, als er noch ein Grünschnabel war ... seinen Vater übrigens auch ... Als Thomas starb – das wuchs Lise-Lott alles über den Kopf. Eine Weile dachten wir schon, dass sie alles verkaufen und wegziehen würde, aber ...«
    »Danke, Frau Molin. Fürs Erste wollte ich nur in Erfahrung bringen, ob Sie wissen, wo sich Ihre Nachbarn aufhalten, aber wie gesagt: Ich werde wiederkommen.«
    Im abendlichen Dämmerlicht nahm Karlberg die Abkürzung über den gefrorenen Acker. Im Rücken spürte er noch lange Frau Molins Blicke. Als er das kleine Gehölz hinter sich gelassen hatte, zeichnete sich Edells Hof Unheil verkündend vor dem dunkler werdenden Himmel ab.
    Tell stand sichtlich ungeduldig an der Treppe und rauchte, als Karlberg zurückkam.
    »Die Frau ist allein in Urlaub gefahren«, kam er Tells Fragen zuvor. »Ihr Mann Lars führt die Werkstatt, aber wenn ich die alte Dame richtig verstanden habe, ist Lise-Lott Edell als Eigentümerin eingetragen, seit sie alles von ihrem verstorbenen Mann geerbt hat.«
    »Okay, danke.«
    »Auf jeden Fall scheinen die Nachbarn ziemlich viel zu wissen. Es könnte sich lohnen, später noch einmal mit ihnen zu reden.«
    Karlberg schlüpfte an Tell vorbei ins Haus. Er wusste sehr gut, dass man besser keine Diskussion mit seinem Vorgesetzten anfing, wenn er in dieser Stimmung war.
    Eine Stunde später hatten sie das Durcheinander in den Küchenschubladen und das kleine Büro im Erdgeschoss durchsucht, ohne etwas zu finden, das es ihnen ermöglicht hätte, mit der Frau in Kontakt zu treten, die gerade im Ausland im Urlaub war. Dass hier eine Frau wohnte, war nicht zu übersehen. Die Fassade mochte einen neuen Anstrich nötig haben, und die Werkstatt konnte sicher keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber die Zimmer im Wohnhaus waren gemütlich und hübsch eingerichtet.
    »Man sollte meinen, dass die Mäuse auf dem Tisch tanzen, sobald die Katze weg ist, aber in diesem Fall sieht es nicht so aus«, stellte Tell nachdenklich fest.
    Als Karlberg ihm einen fragenden Blick zuwarf, erklärte er ungeduldig: »Na ja, so aufgeräumt eben. Der Mann war alleine, da könnte man doch erwarten, dass ein paar Pizzakartons und leere Bierdosen auf dem Wohnzimmertisch stehen.«
    »Hm. Vielleicht ist die Frau gerade erst abgereist und er hat einfach noch nicht so viel Chaos anrichten können.«
    In diesem Moment fiel ihm ein, dass er die Nachbarn natürlich hätte fragen müssen, wann Lise-Lott Edell gefahren war und wann sie zurückkommen

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