Wintermord
haben ein kleines Geschäft in Borås, Berntsson heißen die. Na ja, und Bart wohnte eben auch das ganze Jahr hier. Schreckliche Geschichte. Man kann’s ja kaum glauben.«
»Kannten Sie Bart gut?«
»Überhaupt nicht.«
Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Wir kannten ihn überhaupt nicht. Ich glaube, wir haben nur ein paarmal miteinander gesprochen. Er war nicht der Typ, der Kontakt wollte. Als wir hier bauten, waren wir ein paarmal unten bei ihm, um Wasser zu holen, aber er war nicht besonders gesprächig ...«
»Waren Sie nie in seinem Haus – oder er in Ihrem?«, wollte Gonzales wissen.
»Doch, als wir das Wasser geholt haben. Da war Ernst in seinem Haus ... Er meinte hinterher, das war ganz schön dreckig da drin.«
Sie schien zu überlegen. »Genau, da war noch was. Vor ein paar Jahren hatten wir Probleme mit dem Heizkessel, da kam er rüber und hat Ernst geholfen. Anders, ein Bekannter von uns, hat uns den Tipp gegeben. Er meinte, dass Olof ziemlich gut Sachen repariert. Anders hat eine Firma für Heizungs- und Sanitärinstallationen und besitzt noch eine Lagerhalle ein Stück außerhalb, die Olof letztes Jahr gemietet hat, daher kannte er ihn.«
»Anders ...?«
Sofia Frisks Stift schwebte über den Notizblock.
»Franzén. Mit z. Nyponvägen 13.«
»Danke. Darf ich fragen, ob Sie seit dem Vorfall auf Barts Grundstück waren?«
Anette Persson errötete. »Na ja, Ernst ist einmal runtergegangen. Wir wollten wissen, warum die Polizei da war, aber da war die Leiche schon weg.«
Sofia Frisk warf Gonzales einen auffälligen Blick zu, woraufhin dieser nachdenklich nickte, um Frau Persson noch nervöser zu machen und sie vielleicht so dazu zu bringen, zu erzählen, was sie offensichtlich nicht erzählen wollte.
»Haben Sie eine Ahnung, wer so etwas mit Ihrem Nachbarn gemacht haben könnte?«
»Ich weiß nicht! Wie gesagt, wir kannten ihn kaum.«
Gonzales stand auf, um einen Blick über die Hecke zu werfen, die das Grundstück begrenzte. »Also, diesen Weg benutzen Sie und Bart und dieses neu hergezogene junge Pärchen, richtig? Und dann ist er irgendwo zu Ende?«
Frau Persson nickte und schien erst jetzt zu bemerken, dass auch vor ihr eine Tasse stand. Während sie vorsichtig einen Schluck von ihrem kalten Kaffee nahm, musterte sie Gonzales über den Rand ihrer Tasse.
»Es ist sehr wichtig, dass Sie gründlich nachdenken, Frau Persson. Haben Sie ein fremdes Auto, einen fremden Menschen, überhaupt irgendetwas Fremdes gesehen, bevor man Bart tot aufgefunden hat?«
Ganz offensichtlich war ihr die Situation sehr unbehaglich. Sie musste tief Luft holen, bevor sie antwortete. »Ich war gerade aufgestanden und ziemlich müde. Außerdem war es natürlich noch dunkel. Aber ich hab ein Auto gesehen, das ich nicht kannte. Und ich hab gesehen, dass es in die Richtung von Barts Grundstück fuhr.«
»Wann?«
»Tja, also an dem Morgen, als auch die ganze Polizei kam. Es war kurz vor vier, das weiß ich ganz sicher. Ich konnte nicht schlafen und hab ständig auf die Uhr gesehen.«
»Haben Sie sonst noch was bemerkt? Die Farbe des Autos vielleicht?«
Frau Persson seufzte. »Zur Farbe kann ich nichts sagen, es war ja dunkel, und außerdem hatte es nur ... wie heißt das noch ... Nebelscheinwerfer oder Abblendlicht an, der Fahrer konnte wahrscheinlich nur mit Müh und Not die Straße erkennen. Das fand ich ziemlich seltsam.«
»Das mit dem Licht?«
»Alles eigentlich. Vor allem den Zeitpunkt. Bart hatte ja sonst nie Besuch. Und außerdem war es so leise. Ich glaube, dass er den Motor ausgeschaltet hatte und das Auto einfach nur bergab rollen ließ. Es war fast völlig still, nur der Kies hat geknirscht. Das war beinahe schon gespenstisch.«
»Und weiter?«
Sie wirkte verzweifelt, als sie mit den Achseln zuckte. »Nichts weiter. Ich bin wieder ins Bett gegangen, hab mir Ohrenstöpsel in die Ohren gesteckt und konnte dann tatsächlich einschlafen. Ich benutze Ohrenstöpsel, weil Ernst so schnarcht. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir bis neun geschlafen.«
Ein Windstoß riss an einem riesigen Sonnenschirm, der aufgespannt am Ende der Veranda stand. Er knallte gegen das Geländer, und Gonzales konnte gerade noch in Deckung gehen.
»Um Gottes willen!«
Anette Persson sprang auf und entschuldigte sich für die fliegenden Möbelstücke, doch im Grunde schien sie ganz froh über die Unterbrechung zu sein. »Langsam wird es ein bisschen zu kalt, um draußen zu sitzen.«
Sie führte die Polizisten ins
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