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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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bemerkbar. Doch in diesem Fall glaubte er an Karlberg. Er begriff vielleicht doch noch besser, wie ein siebzehnjähriger Junge denkt.
    Gereizt fuhr er sich durch die Haare. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, in dieser Ermittlung am Wesentlichen vorbeizulaufen. Es gab keine logische Erklärung, warum ein und dieselbe Person zwei Männer mit so völlig verschiedenem Hintergrund ermorden sollte, zwischen denen sich nicht die geringste Verbindung herstellen ließ. Die Entdeckung des gemieteten Grand Cherokee in Ulricehamn war sicherlich ein Fortschritt, aber Mark Sjödin hatte das Auto nur achtundvierzig Stunden gehabt und konnte folglich nur eines der Opfer überfahren haben. Außerdem hatte die kriminaltechnische Untersuchung ja ergeben, dass bei den Morden zwei verschiedene Fahrzeuge benutzt worden waren.
    Am Morgen, noch vor der Besprechung, hatte Tell erfahren, dass ein Mark Sjödin, der Berit Johansson in Ulricehamn seinen Ausweis gezeigt hatte, tatsächlich existierte und in Dalsjöfors gemeldet war. Er hatte Sjödin sofort anrufen und aufs Präsidium bestellen wollen, auch wenn er es für ausgeschlossen hielt, dass Sjödin der Mörder gewesen sein sollte, der sich unter eigenem Namen seine Mordwaffe auslieh.
    Vor der Sitzung hatte er ihn nicht mehr erreicht. Das gab ihm noch ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken, ob er Mark Sjödin nicht doch als Verdächtigen behandeln sollte.
    Nachdem er jetzt den Entschluss gefasst hatte, einen Streifenwagen in dieses Kaff zu schicken, um Sjödin abzuholen, wollte er keine Zeit mehr verlieren. Er entschuldigte sich, um Renée zu bitten, alles in die Wege zu leiten.
    Als er in das stickige Konferenzzimmer zurückkam, fühlte er sich ein bisschen besser.
    Zum Schluss fassten Bärneflod und Karin Beckman zusammen, was sie beim Durchsehen alter Berichte über ähnliche Gewaltverbrechen gefunden hatten – nämlich nichts Interessantes.
    Als Karin Beckman zum Schluss vorbrachte, Lise-Lott Edell sei wieder auf ihren Hof gezogen und habe Polizeischutz angefordert, verschwand das letzte bisschen Enthusiasmus, das er zu Anfang noch gehabt hatte.
    Offensichtlich hatte Lise-Lott Angst, der Mörder könnte es auch auf sie abgesehen haben – schließlich wusste immer noch niemand, wer er war und warum er ihren Mann umgebracht hatte.
    »Kommt nicht in Frage«, schnauzte er und gab sich nicht die geringste Mühe, seine Gereiztheit zu verbergen. »Es gibt keine Hinweise auf eine Bedrohung in dieser Richtung. Außerdem haben wir keine Leute.«
    In diesem Moment fiel sein Blick auf sein eigenes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Manchmal hatte er sich derart satt.

39
    Der Mann auf der anderen Seite des Schreibtischs hatte die unangenehme Angewohnheit, ständig an seiner Nagelhaut zu zupfen. Tell versuchte, die entzündeten Wunden zu ignorieren, von denen Mark Sjödin offensichtlich nicht lassen konnte.
    Ansonsten war Sjödin sehr gepflegt und korrekt und sah nach dem Wirtschaftsprüfer aus, der er auch war. Gleich zu Beginn ihres Gesprächs hatte er Tell informiert: Das Unternehmen »Revision Sjödin« hatte seinen Sitz in Borås.
    Ein Blutstropfen färbte Mark Sjödins Daumennagel rot.
    Tell fiel ein Fall ein, von dem Karin Beckman während ihrer psychologischen Ausbildung erzählt hatte. Es ging um einen Mann – Sjödin bestimmt nicht ganz unähnlich –, der seine Exkremente in einer Kiste unterm Bett sammelte. Tell nahm an, dass wohl jeder Mensch ein Ventil für seinen Frust brauchte. Wenn man sich vor der Außenwelt nicht den geringsten Riss in der perfekten Fassade gestattete, dann musste das, was man nicht zeigen wollte, vielleicht in Form einer Kiste Scheiße unterm Bett gelagert werden.
    »Sie sagen also, ich hätte mir zwischen Weihnachten und Neujahr in Ulricehamn einen schwarzen Jeep ausgeliehen?«
    »Ich sage, dass am 27. Dezember auf Ihren Namen ein Jeep der Leihwagenfirma Johansson & Johansson in Ulricehamn gemietet wurde.«
    »Ich erkläre nachdrücklich, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht mal in der Nähe von Ulricehamn aufgehalten habe.«
    Die Wunde an Sjödins linkem Daumennagel begann wieder zu bluten. Tell stand auf und holte ein Paket Taschentücher vom Waschbecken.
    Trotz der Hitze im Raum hatte der Wirtschaftsprüfer eine trockene Stirn und blickte Tell direkt in die Augen. Der machte ihn auf den blutenden Finger aufmerksam, indem er ihm ein Taschentuch reichte. Sjödin murmelte etwas und wickelte es sich um den Daumen.
    Menschen, die ein Gespräch in

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