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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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hier. Bleib ruhig, Kind. Lannan bringt dir dein Medikament. Versuch, ruhig zu bleiben . Uleans Stimme strich über mich, und ich entspannte mich einen kurzen Moment, aber dann schnappte ich wieder nach Luft und fing unwillkürlich an, um mich zu schlagen.
    Und dann ging plötzlich ein Schub durch meinen Körper, als mich jemand mit etwas Spitzem stach, und während ich zu zittern begann, löste sich die Enge in meinem Hals. Ich hustete, schauderte, als mir kalter Schweiß ausbrach. Benommen beugte ich mich vor und ließ den Kopf zwischen meinen Knien hängen. Rhiannon rieb mir sanft den Rücken, bis die Attacke abebbte. Ich sah auf und bemerkte Lannan mit dem benutzten EpiPen in der Hand. Er wirkte entsetzt.
    Als ich mich endlich wieder aufsetzen konnte, hatten sich auch die anderen wieder ein wenig beruhigt. Nur Lannan, Rhia, Grieve und Lainule standen noch. Ich starrte auf den Tisch. Mein Gift war als Köstlichkeit getarnt gewesen. Ich hörte, wie Lannan zusammenstauchte, wer immer das Essen zubereitet hatte.
    »Sie ist gegen Fisch und Schalentiere allergisch. Das habe ich euch gesagt. Wer hat Fisch an die Soße getan?«
    »In die Soße gehört Hummer, Meister, kein Fisch.« Die Stimme klang hoch und atemlos. Ich blickte auf und sah eine junge Frau – vielleicht gerade Anfang zwanzig –, die sich unter Lannans Blick wand.
    »Wie dämlich kann man denn sein? Hummer ist ein Krustentier!« Als sie ihn nur verständnislos anstarrte, war es wirklich um ihn geschehen. »Krustentiere sind Schalentiere, du dumme Kuh! Raus aus meinem Haus! Ich sollte dich bestrafen, aber ich habe keine Lust, Energie darauf zu verschwenden. Such deine Sachen zusammen. In einer Viertelstunde bist du verschwunden.« Er kehrte ihr den Rücken zu.
    Weinend sank das Mädchen auf ihre Knie. »Nein, Meister, bitte nicht. Schicken Sie mich nicht weg!«
    Er drehte sich erneut zu ihr um. Diesmal war seine Stimme tief und leise und so kontrolliert, dass ich automatisch schauderte. »Ich habe dir einen Befehl gegeben. Noch ein Wort, und ich reiße dir die Kehle heraus. Geh, solange du noch kannst. Und sei froh um die Gnade. Eine zweite Chance bekommst du nicht.«
    Das Mädchen wich zurück, dann wirbelte es herum und hastete stolpernd und weinend hinaus. Lannan kam wieder an meine Seite, schob die anderen weg, beugte sich herab und nahm meine Hand.
    »Brauchst du einen Arzt? Soll ich einen anrufen?« Er klang ernsthaft besorgt. Zu besorgt für meinen Geschmack. Ich mochte ihn lieber, wenn er mich ignorierte.
    Aber er hatte recht, ich musste mich durchchecken lassen und einschätzen, ob ich eine zweite Injektion brauchte oder nicht. Manchmal reichte eine Dosis Epinephrin nicht. Aber das Jucken in meinem Mund und meiner Kehle ließ immer weiter nach, ich konnte atmen, und es schien nicht zu einem zweiten Anfall zu kommen.
    »Nein. Warte …« Ich blinzelte und versuchte mich zu erinnern, ob ich noch einen weiteren EpiPen in meiner Kommode hatte. Gewöhnlich hatte ich immer drei zur Hand, und, ja, ich hatte meine Ration wieder aufgefüllt, nachdem ich zum letzten Mal versehentlich ein Stück Kabeljau geschluckt hatte, und noch war das Medikament haltbar. »Im Augenblick ist alles gut, denke ich, aber ich sollte mir gleich morgen einen neuen EpiPen besorgen.«
    Regina runzelte ganz leicht die Stirn. »Weißt du, wenn wir dich verwandeln würden, bräuchtest du dir keine Sorgen mehr zu machen, an einem Häppchen Fisch zu sterben.« Ihr Angebot klang aufrichtig, und sie wirkte beinahe verständnislos, als ich den Kopf schüttelte.
    »Ähm, danke, aber … nein danke. Das reicht mir nicht als Grund, das Leben, wie ich es kenne, aufzugeben, um mich in Zukunft an Blut zu berauschen. Aber ich weiß Ihr Angebot zu schätzen.« Ich versuchte ein Lächeln, um ihr zu zeigen, dass ich nicht sarkastisch hatte sein wollen; nach einer Dosis aus dem EpiPen war Sarkasmus das Letzte, wonach mir der Sinn stand. Aber das Adrenalin, das nun durch mein Blut rauschte, würde mich aufrecht halten, bis ich zusammenbrach.
    »Komm, ich bringe dich hoch.« Rhia wandte sich an Lannan. »Wir anderen können gleich reden. Cicely muss sich ausruhen. Eine solche Attacke ist nicht leicht zu verarbeiten, und sie ist ohnehin schon vollkommen erschöpft gewesen.«
    Er zog die Brauen zusammen, nickte aber und trat einen Schritt zurück, als Grieve und Wrath ihn sanft zur Seite schoben. Mein Vater nahm mich auf den Arm und trug mich die Treppe hinauf, als sei ich nicht schwerer als ein

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