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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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starke Wirkung auf mich, und ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, als ich die gezahnten Klingen betrachtete, aber Wrath schien es zu spüren. Er blickte von den Messern zu mir und schüttelte den Kopf.
    Lainule schien meine Reaktion ignorieren zu wollen. »Diese Männer werden für euch kämpfen. Sie werden Lannan beschützen, und sie werden euch beschützen. Sie werden ihr eigenes Leben geben, wenn es sein muss, und sollte einer von Mysts Schattenjägern auftauchen, werden sie bis zum letzten Atemzug kämpfen.«
    Ich riss meinen Blick von ihren Dolchen los und konzentrierte mich wieder auf die Männer. »Wir danken euch. In diesem Krieg kann keiner gegen Myst und den Indigo-Hof allein bestehen. Seid ihr schon Vampirfeen begegnet?«
    Noch während ich das sagte, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Ich war eine gottverdammte Idiotin – eine ausgesprochen blöde Kuh! »Verzeiht mir«, sagte ich. »ich wollte euch nicht …« Dann brach ich einfach ab. Alles, was ich sagen konnte, würde es nur noch schlimmer machen.
    Kein Blick flackerte, aber etwas ging durch die Gruppe. Lainule, die mein Unbehagen spürte, lächelte mich freundlich an.
    »Ich sehe, du erinnerst dich. Jeder von diesen Männern hat Verluste beklagen müssen. Sie alle mussten mit ansehen, wie Mysts wilde Horde Angehörige, Geliebte, Freunde bei lebendigem Leib in Stück gerissen hat. Die Böden meines Hügels waren am Tag der Belagerung überschwemmt von Blut. Sie machten weder vor Kindern noch Frauen, noch Alten und Schwachen halt. Alle, die nicht weglaufen konnten, wurden niedergemetzelt oder versklavt. Einige – wie Grieve – wurden in Verbündete oder Diener verwandelt. Wenige – wie Chatter – wurden durch die Gnade derer gerettet, die nach der Verwandlung noch genügend Verstand besaßen. Also, ja, Cicely, all diese treuen Gardeleute hier haben Myst und ihre Schergen in der Schlacht erlebt, und alle würden den Tod in Kauf nehmen, wenn sie sich dafür rächen können. Dennoch haben sie die Order, nur dann zu handeln, wenn du und deine Freunde den Befehl dazu gebt. Sie werden nachher zu Lannans Villa kommen und euch durch die Nacht begleiten. Und ich werde auch nicht weit sein.«
    Als Wrath uns wieder zurück durch das Portal brachte, sah Rhiannon mich zweifelnd an.
    »Was sollen wir tun, wenn Myst sich nicht blicken lässt?« Sie hatte leise gesprochen, aber die anderen hatten sie gehört, das wusste ich.
    »Sie wird kommen – sie oder ihre Leute. Heute Abend wird Blut fließen.«
    Als wir zu Lannans Anwesen zurückfuhren, konnte ich nur daran denken, was heute auf uns zukommen würde. Wie schlimm würde das Blutbad werden?

    Als wir durch die Tür des stattlichen Herrenhauses traten, in dem bis vor kurzem Geoffrey residiert hatte, kam uns Kaylin entgegen. Er wirkte ausgezehrt, aber erleichtert, uns zu sehen. Er bedeutete uns, ihm in einen Nebenraum zu folgen, wo man ein üppiges Mittagessen aufgetischt hatte.
    Lannan hatte es gut mit uns gemeint. Ausländischer Aufschnitt und eine riesige Auswahl an Käse standen bereit, dazu gab es frisch gebackenes Brot, das noch warm war, und eine Obstplatte mit Schlagsahne. Und Wein. Genug Wein, um einen Elefanten zu ertränken.
    Ich warf einen Blick auf die Frau, die man uns als dienstbaren Geist zur Seite gestellt hatte. Sie stammte eindeutig aus Lannans Harem: Sie hatte schwarzes Haar, das ihr bis zum Hintern reichte, blasse Haut und dralle Formen. Ein Pflaster an ihrem Hals verbarg diskret die Stelle, an der sich seine Fangzähne in ihre Haut gebohrt hatten. Sie trug eine tief ausgeschnittene Corsage, die mit dünnen Lederriemen geschnürt war, und eine hautenge Jeans, und auf ihrer linken Brust klebte ein zweites Pflaster.
    Sie bemerkte meinen Blick und zwinkerte mir mit einem Lächeln zu. »Mein Herr hat mich angewiesen, mich um all deine Wünsche zu kümmern, Cicely. Was immer du willst, du musst es mir nur sagen.« Ihre Worte verliehen der Frage Was kann ich für dich tun? eine ganz andere Bedeutung.
    Ich schluckte eine Bemerkung herunter und lächelte nur. »Habt ihr hier Mineralwasser? Ich möchte keinen Alkohol.«
    »Wie du wünschst.« Sie suchte im Kühlschrank unter der Theke und tauchte mit einer Flasche Paviina auf – eine der teuersten Wassermarken, die es gab. Als sie Eis und eine Scheibe Zitrone ins Glas gab und einschenkte, fing sie wieder meinen Blick auf. »Ich heiße Juliana. Wenn ihr sonst noch etwas braucht, sagt es mir bitte. Ich freue mich, wenn ich helfen

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