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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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im Auto wartet. Ich wollte vermeiden, dass der Schock für dich allzu groß wird.«
    Er berührte nochmals ihre Stirn   – diesmal jedoch, um zu fühlen, ob sie Fieber hatte. »Cass, kannst du mich hören? Verstehst du, was ich sage? Du siehst krank aus. Ich   … ich wollte ohnehin kommen, wie du weißt. Dieser Ort   … er hat uns allen keinGlück gebracht. Ich wäre gekommen, sobald ich Antwort von dir erhalten hätte, aber die Sache mit Pete hat keinen Aufschub geduldet. Jetzt wird alles wieder gut, Cass.«
    Seine Worte ergaben keinen Sinn. Wurde von ihr erwartet, dass sie glücklich war? Sie wusste, dass Remick lebte   – er würde ewig leben, auch wenn ihr eigenes Leben längst zu Ende war. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, auf denen ein Geschmack von Staub lag.
    »Er hat mich reingelegt«, flüsterte sie.
    »Nein, Cass, nein, das hat er nicht getan, nicht absichtlich. Er ist bei einem Gefecht in Gefangenschaft geraten. Dann ist er mit einem Kameraden verwechselt worden und konnte lange nicht selbst sprechen. Aber jetzt ist er wieder da. Er ist zu dir zurückgekommen, Schatz. Er   … er hat natürlich Narben, Liebes, darauf musst du gefasst sein. Aber er ist wieder da.«
    Sie blinzelte. »Pete?«
    »Natürlich! Peter   … Pete. Wer denn sonst?« Ihr Vater lächelte, drückte ihren Arm. »Er ist hier, Cass. Er wartet unten.«
    Sie versuchte aufzustehen und ihm zur Tür zu folgen, aber zuletzt blieb sie an die Wand gelehnt stehen und ließ ihn allein gehen. Ihr Vater nickte scheinbar verständnisvoll. Er streckte Ben die Hand hin. »Willst du mitkommen und deinen Daddy sehen?«, fragte er.
    Ben wich gegen Cass zurück und schüttelte den Kopf, und Cass’ Vater sah sie an. Sein Blick war halb verwirrt, halb tadelnd. Cass hörte seine Schritte leise werden und in Richtung Treppe verhallen.
    Er würde nicht zurückkommen, bestimmt nicht zurückkommen. Dieser Gedanke war abwegig, lag irgendwie außerhalb ihres Vorstellungsvermögens. Ich werde dir dein Leben zurückgeben. Daran klammerte sie sich, das wiederholte sie in Gedanken ständig. Ich werde dir dein Leben zurückgeben. Und sie glaubte zu hören, was Remick nicht dazugesagt hatte: Wenn du’s nicht mehr brauchen kannst. Wenn du’s nicht mehr haben willst .
    Es war Ben, der die Wohnungstür öffnete. Draußen standen Cass’ Vater und hinter ihm jemand, der etwas größer, etwas breiter war.
    Ihr Vater trat beiseite.
    Pete war sichtbar abgemagert. Sein einst volles Gesicht war eingefallen. Die Haut war rau, anscheinend verbrannt.
    Cass’ Lippen zuckten.
    Pete lächelte sie an, hob eine Hand, ließ sie wieder sinken. In seinen Augen stand ein Leuchten, und Cass brachte es zum Erlöschen; das sah sie deutlich. Sie wusste nicht, was sie hätte tun können, um es zu erhalten. Es war, als stünde jemand vor ihr, den sie vor langer Zeit gekannt hatte, vielleicht ein Freund aus ihrer Kindheit   – ein Wiedersehen, das umso merkwürdiger war, weil sie sich beide verändert hatten. Die Jahre hatten Spuren auf ihren Gesichtern zurückgelassen. Petes Augen waren heller, als Cass sie in Erinnerung hatte. Wie von greller Wüstensonne ausgebleicht.
    »Cass.« Er versuchte zu lächeln. »Ich bin’s.« Seine Stimme war ein Krächzen, ganz anders als in ihrer Erinnerung. Ben neben ihr trat vor, und Pete sank auf die Knie und umarmte seinen Sohn. Er hielt ihn an sich gedrückt, flüsterte Worte an seinem Ohr, und Ben stieß plötzlich einen Schrei aus und umarmte ihn seinerseits. Beide begannen zu weinen.
    Pete richtete sich auf und schloss Cass in die Arme. Sein Körper war groß, breitschultrig, hatte nicht die richtige Statur. Sie wollte nicht, dass er sie berührte.
    »Wie wundervoll, dich zu sehen, Cass«, sagte er. Er machte eine Pause, wartete auf etwas, das sie ihm nicht geben konnte. »Ich wollte zu dir zurück«, sagte er mit brechender Stimme. »Ich dachte, ich würd’s nie schaffen.«
    »Cass.« Das war die Stimme ihres Vaters. Sie spürte die Wandhinter sich, was irgendwie ganz falsch war. »Cass«, sagte er nochmals, diesmal drängender. Sie musste wählen, das wusste sie. Sie konnte seinen Blick erwidern und sich auf dies hier einlassen, oder sie konnte ins Dunkel gehen. Sie schloss die Augen. Das Dunkel wartete, und es stieg auf, um sie zu umfangen.

Kapitel 33
    Remick kam zu Cass, während sie schlief. Seine Arme waren ausgebreitet, aber nicht, um sie willkommen zu heißen; vielmehr schien er ihr ein Geschenk zu bringen. Er

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