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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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Während Cass sprach, kam Ben heran. Er hielt jedoch Abstand und sah zu Bert hinüber, ohne ein Wort zu sagen. Aber er ließ keine Angst erkennen, beachtete den Hund nicht einmal. Captain hob den Kopf und schnüffelte, bevor er keuchend tief Luft holte.
    Cass starrte Ben überrascht an, dann erinnerte sie sich daran, dass sie alles tun musste, damit er keine Angst bekam.
    »Nun, freut mich, Sie getroffen zu haben, Bert.« Cass nickte ihm zu, und er erwiderte ihr Nicken. Allmählich hab ich den Dreh raus, dachte sie. Das ist der hiesige Jargon: ein Nicken für alles.
    »Moment noch«, sagte Bert, und Cass drehte sich um, als sie eine Hand an ihrem Ärmel spürte. »Bloß ’ne Idee, aber pass’n Sie auf den See auf. Der ist zugefror’n. Oben bei den Steinen. Manchmal schwer zu seh’n.«
    »Klar. Danke.« Wie konnte man einen See übersehen? Trotzdem winkte sie ihm lächelnd zu, als sie davongingen.
    »Bye, junger Mann«, rief Bert ihnen nach. »Pass auf deine Mom auf, ja?«
    Obwohl die Sonne schien, war es klirrend kalt. Cass legte ein flottes Tempo vor und stampfte mit den Füßen auf, damit sie warm wurden. Sie hatten noch nicht mal die steinernen Reihenhäuser am Ortsrand von Darnshaw passiert, und Ben blieb immer weiter zurück. »Beeil dich, Ben«, rief sie, »wir müssen uns bewegen, damit wir warm bleiben.«
    Er sah auf und verzog das Gesicht. »Die Schule weiß nicht Bescheid.«
    »Was?«
    »Woher soll sie’s wissen? Du hast nicht Bescheid gegeben, dass ich nicht komme.«
    »Ben, das Telefon ist gestört, und ich denke nicht daran, bis zur Schule zu gehen, nur um zu sagen, dass ich dich für ein paar Tage mitnehme. Ich kann niemanden verständigen, aber das werden sie einsehen. Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig.«
    Cass ging etwas langsamer weiter. Sie erreichte die letzte Häuserzeile am Ortsrand. Die Straße führte um sie herum und schlängelte sich ins Moor hinauf. »Ben, muss ich dich an der Hand nehmen?«
    Er warf ihr einen bösen Blick zu und steckte beide Hände in die Taschen
    »Gut, dann beeil dich jetzt.«
    Ben senkte den Kopf und stapfte demonstrativ durch den Schnee, ohne aber sein Tempo zu steigern. Cass wandte sich wieder um und marschierte voraus. Die auf einer Seite mit einer dunklen Stützmauer befestigte Straße schlängelte sich bergauf. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine unberührte weiße Schneefläche, aus der nur einzelne kleine Baumgruppen ragten. Ein schönes Bild. Cass stellte sich vor, wie aus ihrem Ausflug ein Abenteuer werden konnte: Sie konnten hoch oben im Moor ein Picknick machen   – weit von allen Menschen entfernt, allein mitdem weiten Land und der Aussicht. Vielleicht bei Berts stehenden Steinen.
    Ihr Blick ging durch das Tal, und sie stellte fest, dass sie auch dem Flusslauf hätten folgen können. Dieser Weg wäre viel einfacher   – aber was dann? Sie hätten ein weiteres Dorf wie Darnshaw erreicht. Nein, sie hatte das Bedürfnis, einmal von hier wegzukommen. Das Moor erschien ihr als eine Art Grenze: die Zivilisation auf der einen Seite, Darnshaw mit all seiner Fremdartigkeit auf der anderen.
    Vor ihrem inneren Auge erschien Mr. Remicks lächelndes Gesicht, sein klarer, ehrlicher Blick. Sie schluckte trocken und blinzelte es weg.
    Ben holte sie ein. Sie zerzauste ihm das Haar. »Großartig, nicht wahr?«, fragte sie. »Wir haben schon lange keinen Tagesausflug mehr gemacht.«
    Ben sah sich um und rümpfte die Nase. Er gab keinen Kommentar ab, aber seine Miene sagte alles.
    »Du wirst schon sehen. Und später kaufe ich dir Chips.«
    »Ich will mein Spiel weiterspielen.«
    »Das kannst du ein andermal tun.«
    Cass forderte ihn zum Weitergehen auf und stapfte bergauf voraus. Wenig später konnte sie schon den Zauntritt sehen, der die Mauer am Straßenrand überwand. »Komm jetzt, Ben. Dort vorn liegt der Bauernhof.« Auf dem Fußweg würden sie querfeldein unterwegs sein, die Straße mit ihren Kurven hinter sich lassen. Hinter dem Zauntritt führte ein unbefestigter Weg, eigentlich nur ein Trampelpfad, zu einem niedrigen Haus aus dem ihr inzwischen vertrauten geschwärzten Naturstein.
    Oben auf dem Zauntritt machte Cass halt und blickte auf Darnshaw hinunter. Sie sah verschneite weiße Hausdächer und den hohen schwarzen Kirchturm, aber keine weitere Farbe unter dem hohen blauen Himmelsgewölbe.
    Sie holte ihr Handy hervor. Noch immer kein Empfang.
    Cass half Ben über den Zauntritt und ging dann voraus. Unter dem Schnee verborgene, vereiste Furchen

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