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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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davonschlenderten.
    Der Korridor war leer. Cass ging ihn entlang. Ihr Herz schlug zu schnell, ihre Schritte waren zu laut. Sie klopfte an die Tür von Theos Büro.
    »Hier«, sagte er hinter ihr. Seine hagere Gestalt stand an der Tür eines Klassenzimmers. Er betrachtete sie mit diesen Augen. Hätte sie gewollt, hätte sie eine Hand ausstrecken und ihn berühren können. Und trotzdem war er ein Fremder, ein Mann, den sie kaum kannte.
    Er hob eine Hand, berührte ihr Haar und lächelte, ohne etwas zu sagen, aber das war in Ordnung, denn sie sah auf seinem Gesicht, dass sie ihn doch kannte. Er war der Mann, der sie lächeln ließ, zu dem ihr Sohn aufsah und in dessen Gegenwart er wieder er selbst war.
    »Nun, Ms. Cassidy.«
    »Nun, Mr. Remick.«
    »Ich bin versucht, dich hier zu küssen, aber das wäre höchst unprofessionell.«
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trat Cass dicht an ihn heran, drängte sich an seinen großen, hageren Körper und küsste ihn. Er trat einen halben Schritt zurück, vergrub das Gesicht an ihrem Hals und verwandelte so den Kuss in eine herzliche Umarmung. »Ich bin froh, dass du hergezogen bist«, sagte er. »Hier hat’s schon sehr lange niemanden mehr wie dich gegeben.«
    Cass öffnete die Augen, fragte sich, was für eine Geschichte er wohl haben mochte, und erkannte, dass sie das gar nicht wissen wollte.
    Sie traten miteinander ins Freie. Er schloss ab. Cass nahm einen Arm, und sie gingen in geselligem Schweigen zur Straße hinauf. Schneeschleier hüllten sie ein, und obwohl die Sonne schon untergegangen war, war der Himmel weiß bis auf die orangeroten Lichtkreise der Straßenlampen. Eine große Schneeflocke setzte sich auf ihre Oberlippe; sie öffnete den Mund und fühlte sie auf ihrer Zungenspitze schmelzen.
    Cass trank einen Schluck Wein und spürte, dass er sie wohlig wärmte. Diesmal hatte Mr. Remick sie gleich auf das Sofa gesetzt. »Du kannst auch von dort aus mit mir reden«, sagte er. »Was es heute gibt, soll eine Überraschung sein.«
    Sie hatte vergessen, wie klein der Raum war, aber er war warm und gemütlich, wirkte nicht so leer wie ihr Apartment in der Mühle. Theo zündete Kerzen an, die sein Gesicht sanft beleuchteten. Cass setzte sich und fuhr mit einer Hand über die Polster. Der Bezugsstoff fühlte sich neu, wie unbenutzt an. Sie erinnerte sich an Berts altmodisches Wohnzimmer, musste dabei lächeln und bemühte sich, nicht daran zu denken, wie er übers verschneite Moor stapfte.
    Sie trank noch einen Schluck. Auch Bert saß mittlerweile gewiss an einem Kaminfeuer und genoss einen Drink.
    Cass spürte Theos Hand auf ihrer Schulter, fuhr zusammen und verspritzte Wein auf ihre Jacke.
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Komm, ich nehme sie dir ab.«
    Sie stellte ihr Glas ab und ließ die Jacke von den Schultern gleiten.
    Er musterte sie anerkennend. »Hübsch siehst du aus.« Bevor Cass antworten konnte, stellte er ihr eine Schale mit schwarzen Oliven hin und zog sich wieder in die Küche zurück.
    Bald roch sie reife Tomaten und schmelzenden Käse. Theo führte sie ins Esszimmer und schenkte ihr nach. Der Tisch war mit Damast, Silber, erlesenem Porzellan und silbernen Leuchtern mit cremeweißen Kerzen gedeckt. Der Kerzenschein ließ Theos Augen glänzen, und Cass fragte sich, ob er das auch bei ihren bewirkte. Sie aßen Lasagne, herzhaft und gut, mit grünem Salat.
    Sie öffnete den Mund, um seine Kochkünste zu loben und ihn zu fragen, wie er an frischen Kopfsalat gekommen sei, aber er hob abwehrend eine Hand. »Pst«, sagte er. »Nicht reden.«
    Cass wusste erstmals nicht, was sie mit der Stille zwischen ihnen anfangen solle. Sie wollte sie durchbrechen, aber Theoschüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du sagen willst: dass du deinen Sohn abholen musst   – aber du brauchst nicht zu gehen, wenn du nicht willst, Cass. Sally hat angeboten, dass Ben bei ihr übernachten kann. Dein Sohn ist bestens versorgt.« Er stand auf, kam um den Tisch herum und legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Ich gebe zu, dass das anmaßend von ihr war, aber sie ist dir freundlicher gesinnt, als du ahnst, und ihr Angebot lässt dir alle Freiheit. Ich habe dich gern, Cass. Ich möchte, dass du bei mir bleibst.«
    Sie starrte ihn an. Seine Miene war ernst, sein Blick durchdringend. Sie wollte sagen, sie müsse fort, sie könne nicht bleiben, aber sie blieb stumm. Vor ihrem inneren Auge stand erst Pete, dann Bens Zeichnung. Sie spürte, dass ihr Tränen kamen.
    Theo fragte

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