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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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auch nach Gewürzen: Zimt, Nelke, Cayennepfeffer.
    In dem Buch stand eine Liste von Namen. Sally war darin, hatte schwungvoll unterschrieben, während Damon seinen Namen in Druckschrift hingekritzelt hatte. Cass konnte sich vorstellen, wie er mit leicht herausgestreckter Zunge die Buchstaben gemalt hatte. Gleich darunter stand Myras Name. Cass las weiter und wusste, dass dies nur ein Traum war, denn selbst als sie aufhören wollte, glitt ihr Blick weiter von Zeile zu Zeile tiefer, als habe nicht sie darüber zu bestimmen. Sie folgte den Namen bis zu dem leeren Feld ganz unten auf der Seite   – wo sie selbst unterschreiben sollte. Ihre Unterschrift würde er nie bekommen. Sie würde sich niemals in die Hand schneiden und ihren Namen auf diese gotteslästerliche Seite setzen. Und trotzdem musste sie bis zum vorletzten Namen weiterlesen   … da zuckteein Lichtblitz durch ihr Blickfeld, als Sonnenschein die Fenster erhellte und alles in lichten Tag verwandelte.
    Sie sah auf, weil sie eine Vision erwartete, vielleicht Jesus Christus, aber es war nur Pete, der auf sie herablächelte. Das Licht verblasste, und ihr Mann streckte die Hände aus, die voller Steine von der Farbe des Himmels waren. Er sprach, aber sie konnte nicht hören, was er sagte. Er bot ihr die Steine an, aber sie konnte sie nicht festhalten und ließ sie zu Boden fallen, der sie aufsog. Pete runzelte die Stirn; er erzählte ihr, was sie wissen musste, was sie sehen sollte. Sie streckte die Hand aus und fing einen der Steine auf. Er funkelte in ihrer Hand und verwandelte sich in den Himmel.
    Endlich hörte sie seine Stimme. Jetzt siehst du’s, sagte er. Jetzt siehst du’s.
    Cass schrak hoch, krallte die Bettdecke von ihrem Hals, wischte sich brennenden Schweiß vom Gesicht. Sie öffnete ihre zur Faust geballte Hand, erwartete, darin den Stein zu finden, und erinnerte sich daran, dass alles schließlich nur ein Traum gewesen war.
    Jetzt siehst du’s . Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Was Pete ihr hatte erklären wollen, nützte ihr nichts; sie verstand es nicht. Sie war nicht gut genug. »Ich seh’s nicht«, flüsterte sie. »Tut mir leid, Pete, ich sehe überhaupt nichts.«
    Jemand klopfte an die Wohnungstür.
    Cass erstarrte. Sie musste an Lucy denken, die sie mit einem Computerausdruck in der hingestreckten Hand besuchen wollte: Ich hab etwas für dich . Nein   – das konnte Sally sein, die ihrem Sohn mit Worten Gift ins Herz tröpfeln wollte, oder die Jungen, die mit ihren entstellten Händen gegen die Tür gepocht hatten.
    Es konnte Remick sein. Theodore Remick, der sich nach ihrem Befinden erkundigen, sie wieder mit Brot ködern wollte.
    Plötzlich spürte sie seine Hände über ihren Körper gleiten,spürte die Wärme seines Atems auf ihrer nachtkühlen Haut, dann die in ihr aufblühende Hitze. Seltsamerweise wich sie nicht davor zurück. Sie schloss die Augen, verschränkte die Arme und hörte ihn flüstern: Du wirst zu mir kommen.
    Cass öffnete leicht ihren Mund. Plötzlich sehnte sie sich danach, seine Lippen auf sich zu spüren, hätte dafür alles hingegeben   …
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Der Schmerz brachte sie in die Realität zurück.
    An der Tür stand niemand. Sie hatte geträumt, das war alles. Es gab keinen Pete; es gab keine blauen Steine. Sie schloss die Augen und fragte sich, ob sie bei den Hexensteinen womöglich kurz eingenickt war, ob sie die drei weißen Gestalten, die sie angestarrt hatten, wirklich gesehen hatte.
    Du bist das verrückteste Weibsstück, das ich kenne.
    Vielleicht hatte Sally am Ende ja recht.
    Das Klopfen wiederholte sich, ein gewöhnliches häusliches Geräusch, aber diesmal kam es nicht von der Tür her, sondern aus der Wand hinter ihr. Cass stand auf und starrte ins Dunkel. Aber dort war nichts zu sehen.
    Vielleicht hatte Ben etwas gehört und hatte Angst.
    Cass atmete tief durch und ging aus dem Zimmer, um nach ihrem Sohn zu sehen. Auf dem Flur wiederholte sich das Klopfen, diesmal lauter. Es schien von der Tür und aus der Wand und von der Decke zu kommen.
    Sie sah auf   – und sah natürlich nichts; das waren nur die Kinder   – Damon und seine Freunde. Sie waren irgendwie in die Mühle gelangt, hatten sich auf die Wohnungen neben, unter und über ihr verteilt und warteten jetzt darauf, dass sie Angst erkennen ließ. Nun, diesen Gefallen würde Cass ihnen nicht tun.
    Sie spürte, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    Sie betrat Bens Zimmer. Er saß mit großen Augen

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