Winters Knochen
an ihre Unterhose. Glücklicherweise wurde sie schnell braun und ging dann fauchend in Flammen auf.
Das Feuer schien nur darauf gewartet zu haben, endlich entfacht zu werden, denn schnell verwandelten sich die ersten Funken in pulsierende Flammen, die den Höhleneingang erhellten. Das Licht fiel auf Ree, leuchtete auf ihrer Haut und warf ihren Schatten voraus. Ree stampfte mit den Füßen auf und sah zur Höhle hinaus auf einen Wald, der unter Schnee begraben war. Einige Bäume neigten sich bedrohlich, andere waren bereits gebrochen.
Ree pinkelte an den Höhleneingang, damit die Tiere wussten, dass sie hier war.
Nach der bitteren Abrechnung flohen viele Dollys aus Hawkfall in die Höhlen. Sie versammelten sich an diesem Hang hier, um den ersten Winter im Exil zu überleben. Rees Dollys gehörten dazu. Ihre Leute hatten in diesen Höhlen einen strengen Winter und einen spät einsetzenden Frühling überlebt, Kinder hatten einen rasselnden Atem bekommen, Großmütter waren in der feuchten Luft eingegangen, und mit jedem Atemzug erneuerten die Männer ihre große knurrende Stammeswut, die Haslam aus ihren Herzen und Gewohnheiten hatte verbannen wollen.
Ree fütterte das Feuer mit Kohlen und Holzresten, wenn es in sich zusammenfiel, und ließ die Flammen höher als ihre Knie steigen. Um sich aufzuwärmen, bewegte sie sich, tänzelte wie ein Boxer umher, und breite Schatten schlugen gegen die Höhlenwand, Gerade, Gerade, Haken, rechte Gerade. Linke Gerade, um die Deckung aufzubrechen, Mädchen, dann die Rechte, um sie zu Boden zu schlagen.
Die Höhle war lang und bot noch mindestens zwei weitere Kammern, tiefer drin und kalt, aber hinter der Mauer wurde es schnell warm. Ree schüttelte ihre Kleidung aus, klopfte das Eis ab und legte sie neben das Feuer. Sie zündete sich den halben Joint an. In letzter Zeit hatten Jäger und Liebespaare die Höhle genutzt und ihren Müll zurückgelassen, zumeist leere Bierdosen, aber es gab auch älteren Abfall, den die aufflackernden Flammen sichtbar machten. Scherben von weißen Tellern, Tassenhenkel, eine fleckige alte Gabel mit zwei Zinken, zerbrochene blaue Ampullen und Blechdosen, die die Zeit so dünn hatte werden lassen, dass man einen Finger hindurchbohren konnte.
Wahrscheinlich hatten sie ihn irgendwo in der Nähe begraben.
Wenn sie ihn überhaupt begraben hatten.
Oder sie hatten ihn in ein bodenloses schwarzes Loch fallen lassen.
Nach Einbruch der Nacht hörte der Schneeregen auf. Der Himmel hing tief und milchig über all dem Eis. Immer wieder schlüpfte Ree in Großmutters Mantel und suchte am Hang nach Holz. Der Milchhimmel und das Eis ließen sie das Totholz erkennen. Sie schleppte es zum Feuer, fütterte die Flammen und hing den Mantel zum Trocknen auf. Mit nacktem Hintern hockte sich Ree in die Ecke an der Wand und fand dort merkwürdigen Trost bei dem Gedanken, dass so viele Verwandte mit Namen, die sie nicht kannte, genau an dieser Stelle gehockt hatten, um sich selbst zu erneuern, nachdem ein traurigerWirbelsturm über ihr Leben gekommen war und sie wund gerieben hatte.
Kojoten sangen für Ree, und sie schlief ein, nährte das Feuer und hörte in der Entfernung die Schneepflüge.
Ihr Magen knurrte, und vor Hunger rollte sie sich zu einem schmerzenden Knäuel zusammen.
Wasser weckte sie. Die Gnade des Tageslichts enthüllte eine wärmere Welt, und dünne Rinnsale liefen den Hang hinab. Die Luft war bei Sonnenaufgang wärmer als die Tage zuvor. Die Landschaft wurde weicher, aber nicht schlammig. Ein Güterzug fuhr über die Schienen jenseits des Felds und räumte den Pfad frei.
Jessup würde kämpfen, wenn er wüsste, dass sie kommen. Vielleicht ist noch jemand verwundet worden.
Ree stand in der Sonne und rekelte sich, ein großer langer Körper, der sich blass am Rand einer Höhle wand. Sie ging zu einer Stelle, wo Wasser von den Felsen über dem Höhleneingang tropfte, und trank und trank vom fallenden neuen Wasser.
MIT EIS ÜBERZOGENE Hügelflanken brachen auseinander. Von allem rutschte klirrend Eis herunter, von Ästen, Zweigen, Baumstümpfen, Felsen. Nebel lag in der Senke und auf den Schienen, stieg aber kaum bis über Rees Kopf. Nebel, feucht wie Tränen, schlug ihr ins Gesicht. Sie konnte den Himmel sehen, aber ihre Füße steckten in den Wolken. Die kräftigen Schwellen, die feucht wurden, rochen nach Teer, und Ree ging von einer feuchten Schwelle zur nächsten, roch den Teer und lauschte dem Eis, das klirrend zu Boden fiel. Sie wischte den Nebel
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