Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Student Rob Legler stellte dar, wie er Nancy kennengelernt hatte. »Als Professor Harmon diesen Anruf von seiner Frau erhielt, daß der Ölbrenner nicht funktionierte, war ich gerade bei ihm im Büro.
    Es gibt einfach nichts Mechanisches, das ich nicht in Ordnung bringen kann. Deshalb bot ich mich an, hinüberzugehen. Er wollte erst nicht, daß ich das machte, aber er konnte keinen richtigen Wartungsdienst bekommen, und er mußte ja dafür sorgen, daß das Haus wieder warm wurde.«
    »Gab er Ihnen irgendwelche besonderen Verhaltensmaßregeln, was seine Familie betraf?« fragte ein Bezirksstaatsanwalt.

    »Ja. Er sagte, daß es seiner Frau nicht gutgehe und daß ich sie nicht stören solle; und wenn ich irgend etwas brauchte oder über irgendwelche unerwarteten Schwierigkeiten mit ihm sprechen wolle, solle ich ihn anrufen.«
    »Haben Sie Professor Harmons Anweisungen befolgt?«
    »Ich wollte schon, Sir, aber ich konnte nicht verhindern, daß mir seine Frau wie ein kleines Hündchen überallhin folgte.«
    »Einspruch! Einspruch!«
    Aber der Anwalt der Verteidigung war zu spät gekommen.
    Die Aussage war bereits gemacht. Doch auch die weiteren Aussagen des Studenten waren in jeder Hinsicht belastend gewesen. Er wurde gefragt, ob er irgendwelchen Körperkontakt mit Mrs. Harmon gehabt habe.
    Seine Antwort war eindeutig. »Ja, Sir.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Ich zeigte ihr, wo sich an dem Ölbrenner der Notschalter befand. Es war eines dieser altmodischen Modelle mit Heißluft, und der Schalter hatte die Störung verursacht.«
    »Hatte Professor Harmon Sie nicht angewiesen, Mrs.
    Harmon nicht mit Fragen oder Erklärungen zu belästigen?«
    »Sie wollte es unbedingt wissen. Sie sagte, sie müsse lernen, mit den Dingen in ihrem Heim fertig zu werden. Deshalb zeigte ich es ihr. Dann lehnte sie sich irgendwie über mich, um den Schalter auszuprobieren, und… nun, ich dachte, warum nicht? … da habe ich es eben mal versucht.«
    »Was tat Mrs. Harmon?«
    »Sie hatte es gern. Das merkte ich.«
    »Wollen Sie bitte genau erklären, was geschah?«
    »Es war nicht so, daß wirklich etwas geschah. Denn es ist gar nichts groß passiert. Es war nur so, daß sie es gern hatte.
    Ich drehte sie irgendwie herum und schnappte sie und küßte sie
    – und nach einer Minute riß sie sich los und wollte nicht mehr.«
    »Was geschah dann?«

    »Ich sagte so etwas wie, daß das doch sehr schön sei.«
    »Was erwiderte Mrs. Harmon?«
    »Sie schaute mich nur an und sagte… fast so, als wenn sie gar nicht zu mir spräche… sie sagte: ›Ich muß weg von hier.‹
    Ich dachte, daß ich auf keinen Fall irgendwelche Scherereien haben wollte. Ich will damit sagen, ich wollte nichts tun, weswegen man mich von der Schule werfen und schließlich zur Armee einziehen konnte. Das letztere war überhaupt der Grund für mein Gastspiel am College. Deshalb sagte ich
    ›Sehen Sie, Mrs. Harmon‹… doch dann kam ich zu dem Schluß, daß es an der Zeit sei, Nancy zu ihr zu sagen… deshalb sagte ich ›Schauen Sie, Nancy, das kann doch kein Problem sein. Wir können uns doch etwas einfallen lassen, damit wir zusammenkommen können, ohne daß überhaupt jemand etwas davon merkt. Sie können hier nicht alles stehen und liegen lassen und weggehen – Sie haben doch die Kinder. ‹«
    »Wie reagierte Mrs. Harmon auf diese Äußerung?«
    »Nun, es ist seltsam. In diesem Augenblick kam gerade der Junge… Peter… die Treppe herab und suchte sie. Er war ein auffallend stilles Kind – erschreckte einen nicht mit ›Buh‹. Sie blickte wie von Sinnen und sagte: ›Die Kinder!‹ Dann lachte sie so komisch und sagte: ›Aber sie werden ersticken. ‹«
    »Mr. Legler, das ist ein ganz entscheidender Satz, den Sie da erwähnen. Sind Sie sicher, daß Sie Mrs. Harmons Formulierung genau wiedergeben?«
    »Jawohl, Sir, ganz sicher. Mir wurde schon damals ganz unheimlich dabei. Das ist auch der Grund, weshalb ich so sicher bin. Aber man glaubt ja natürlich nicht, daß es jemand ernst meint, wenn er so etwas sagt.«
    »An welchem Tag machte Nancy Harmon diese Äußerung?«
    »Es war am dreizehnten November. Ich weiß das deshalb, weil Professor Harmon, als ich zur Schule zurückkehrte, darauf bestand, mir für die Reparatur des Brenners einen Scheck auszustellen.«

    »Der dreizehnte November… und vier Tage später verschwanden die Harmon-Kinder aus dem Fahrzeug ihrer Mutter, ehe sie am Ende mit Plastiktüten über dem Kopf an das Ufer der Bucht von San Francisco gespült

Weitere Kostenlose Bücher